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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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Sicht, und er sah genau, wo sie standen.
    Direkt vor der alten Gruft!
    Ein Relikt aus einer Zeit, die Walter nicht kannte, da er bei ihrer Errichtung noch nicht geboren war.
    Die Gruft war ein klotziges Monument, ein Haus für Leichen, die letzte Ruhestätte der Personen, die in den Tiefen allmählich dahinmoderten und irgendwann zu Knochenstaub zerfielen. Ihr Eingang war durch ein Gitter gesichert. Es reichte noch bis zum dachartig angelegten Rand des Eingangs, wo der Winkel nur eine sehr schmale Lücke zuließ, zu schmal für einen Menschen, um sich hindurchwinden zu können.
    Ein Schloß konnte man knacken, besonders dann, wenn es seine Jahre auf dem Buckel hatte. Deshalb konnte sich Walter gut vorstellen, daß es die Satanisten geschafft hatten, die Gruft zu betreten und sich in ihrer Tiefe wohl zu fühlen.
    Sie zerrten ihn am Eingang vorbei auf die linke Breitseite der Gruft.
    Dort blieb der Anführer stehen. Mit beiden Füßen stand er auf einem Gitterrost, den er erst verließ, als seine Freunde mit Walter Cohn an ihn herantraten.
    Der Totengräber hatte sich wieder gefangen, so daß er sich auf seine Entführer konzentrieren konnte. Die dunklen Gesichter sahen aus wie Masken, aus deren Schlitzen nur die Augen hervorschauten. Darin leuchteten nur Kälte und Haß.
    Der Anführer bückte sich, streckte zugleich die Arme aus und umfaßte die Gitterstäbe.
    Er mußte seine ganze Kraft einsetzen, um das Gitter anzuheben. Mit ihm in den Händen trat er zurück, ließ es zu Boden sinken, beobachtet von Walter Cohn, dem ein Eisschauer nach dem anderen über den Rücken rann, denn er sah auch den Hebel an der rechten Seite des Gitters, mit dem dieser Rost festgestellt werden konnte.
    Man kam rein, aber nicht mehr raus…
    Sein Mund war pulvertrocken. Der Speichel hatte sich in Mehl verwandelt. Er wollte fragen, die Worte blieben ihm schon im Ansatz stecken, denn er wußte, daß es sinnlos war.
    Der für ihn namenlose Anführer ging auf ihn zu. »Da wirst du hineintauchen«, sagte er flüsternd und deutete auf den Schacht. »Sie ist wie für dich gemacht…«
    Er sagte nichts.
    Er flehte nicht einmal.
    Dafür zitterte er. Die Furcht rann wie Eiswasser durch seine Adern, und sie erreichte sogar die Spitzen seiner Zehen. Plötzlich aber war die Sperre in seinem Hals verschwunden. Er konnte wieder frei reden, auch wenn es ihm schwerfiel.
    »Ich will nicht rein. Was ist dort?« Er stammelte wie ein kleines Kind, dem der Wortschatz eines Erwachsenen fehlte.
    Der Anführer grinste. »Da sind unsere Freunde…«
    Cohn runzelte die Stirn. Er überlegte, ohne zu einem Ergebnis zu kommen, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, wer diese Freunde waren. Dann kam ihm eine Idee, die er auch aussprach. »Sind sie… sind es die Toten?«
    Der Anführer grinste. »Was heißt denn die Toten? Glaubst du vielleicht, daß wir es mit Toten treiben…?«
    »Ich… ich weiß es nicht.«
    »Du wirst es schon sehen. Wir hätten einen anderen genommen, aber du hast dich gegen uns gestellt. Deshalb wirst du es auszutragen haben. Und es gibt wohl kaum jemand, der dich vermissen wird. Wenn, dann stehen alle vor einem Rätsel, denn niemand wird auf die Idee kommen, dich in dieser alten Gruft zu suchen. Für die normale Welt ist sie einfach verschlossen, wenn du verstehst.«
    Er begriff, aber er wollte es einfach nicht zugeben und hob nur die Schultern.
    Der Anführer senkte seine Hand.
    Dieses Zeichen galt den beiden Satanisten, die Walter Cohn festhielten.
    Sie stießen ihn vor. Er wollte nicht, stemmte sich mit den Füßen dagegen, aber der andere Druck war stärker. Sie schoben ihn weiter, den nächsten Schritt tat er ins Leere. Er schrie, dann spürte er an seiner rechten Hacke einen Widerstand. Er stammte von der Schräge, einer Rutsche aus rauhem Beton, mit der der Schacht ausgefüllt war.
    Die beiden Satanisten drückten noch einmal nach, dann ließen sie Walter Cohn los.
    Er kippte nicht nach vorn und lief auch nicht Gefahr, sich die Stirn oder das Gesicht aufzuschlagen. Er fiel nach hinten, die Rutsche zerrte ihn förmlich in die Tiefe, dann kippte sein Kopf doch weg, und mit dem hinteren Teil schlug er hart auf.
    Sterne funkten vor seinen Augen. Er verlor die Orientierung und schrie erst auf, als er die Fläche hinter sich gelassen hatte und seine Hacken hart gegen den Untergrund stießen.
    Der Schwung katapultierte ihn nach vorn. Im letzten Augenblick streckte er seine Arme aus und konnte sich glücklicherweise abstützen, ohne eine
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