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Jedes Kind kann richtig essen

Jedes Kind kann richtig essen

Titel: Jedes Kind kann richtig essen
Autoren: Gräfe und Unzer , Hartmut Morgenroth
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Richtig essen ist nicht schwer
    In diesem Kapitel erfahren Sie …
    → welche Erfahrungen für Eltern und Kind mit dem Thema Essen verbunden sein können
    → welche Essprobleme beim Kinderarzt zur Sprache kommen
    → auf welche Spielregel es beim Essen ankommt
    → warum Ihr Kind selbst weiß, was und wie viel es zum Leben braucht
    → welche Rolle Erziehung und Vererbung spielen
    → was Ihnen die Gewichtskurven aus dem Vorsorgeuntersuchungsheft sagen
    → was Sie über gesunde Ernährung wissen sollten

    → Essen – Stress oder Spaß für Eltern und Kind?
Eigene Erfahrungen
    MIT DEM THEMA ESSEN verbinden viele Eltern nichts Gutes, wenn sie an früher denken. Fallen auch Ihnen negative Erinnerungen aus Ihrer eigenen Kindheit ein? Ein Geruch, ein Gefühl, ein Erlebnis der unangenehmen Art, das Ihnen bis heute nachhängt?
    Eltern, die wie ich noch in den fünfziger Jahren zur Welt kamen, wurden als Kind nicht selten als »zu dünn« befunden und ins Kinderheim geschickt.
    Viele Kinder dort hatten mit Heimweh zu kämpfen und zusätzlich mit der ungewohnten Kinderheimküche.
    Nicht selten wurden sie dort – wie auch zu Hause – zum Aufessen gezwungen:
    »Du bleibst sitzen, bis dein Teller leer ist«, hieß die Regel. Einige traf es besonders hart. Mehrfach wurde mir von Betroffenen eine Methode geschildert, die nichts anderes als Kindesmisshandlung ist: Wenn das hineingezwungene Essen nicht im Magen blieb und die Kinder es erbrachen, wurde ihnen zur Strafe das Erbrochene vorgesetzt.
    Ihre eigenen Erfahrungen sind hoffentlich weniger dramatisch. Aber vielleicht sind auch Sie in irgendeiner Form zum Essen gezwungen worden.
    Oder hat man Ihnen Essen vorenthalten, weil man Sie »zu dick« fand? Oder, falls Sie zur Großeltern-Generation gehören: Haben Sie Hunger gelitten, weil es einfach nicht genug gab? Galt bei Ihnen zu Hause die Regel »Kinder haben am Tisch den Mund zu halten«?
    Haben Sie am Tisch oft eine Stimmung erlebt, die Ihnen die Kehle zusammengeschnürt hat? Oder haben Sie selbst eventuell durch schlechtes Benehmen Ihrer Familie den Appetit verdorben?
→ Erinnerungen an die eigene Kindheit
    Die kleine Anne ist fünf Jahre alt. In letzter Zeit war sie öfter krank: Scharlach, Mittelohrentzündung, Mandelentzündung. Nun hat sie schon wieder Fieber. Was sie wohl wieder ausbrütet?
    Wie blass sie ist! Und die dünnen Ärmchen! »Nur Haut und Knochen«, hat Oma festgestellt. »Kein Wunder, dass sie dauernd krank ist. Sie hat ja nichts zuzusetzen.« Annes Mutter weiß, was da zu tun ist: Sie kocht Grießbrei.
    Es gibt nichts Gesünderes als Grießbrei, meint sie. Grießbrei macht stark.
    Sie füllt einen großen Suppenteller bis an den Rand mit heißem Brei und bringt ihn der kleinen Anne ans Bett.
    Anne hasst Grießbrei. Sie fühlt sich schlapp und elend und möchte am liebsten überhaupt nichts essen. Und jetzt auch noch Grießbrei. Sie muss schon fast würgen, wenn sie ihn nur riecht. Sie presst die Lippen zusammen. Ihre Mama versucht es zuerst mit Liebe und gutem Zureden: »Komm, ein Löffelchen für Mami, eins für den Papa und eins für die Oma.« Anne fängt an zu weinen: »Ich mag nicht!«
    Ihre Mutter fängt an zu schimpfen:
    »Du musst essen! Oder willst du nicht gesund werden?« Es geht lange hin und her. Die fünfjährige Anne wird unter Tränen mit dem Grießbrei gefüttert. Am Ende der Mahlzeit sind Mutter und Kind völlig »erledigt«.
    Die kleine Anne, das war ich selbst.
    Meine Mutter meinte es gut mit mir.
    Aber noch heute, über vierzig Jahre später, bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich nur an Grießbrei denke. Bis heute hasse ich jede Art von Brei und Pudding. Den Babybrei meiner Kinder konnte ich nur mit größter Überwindung probieren.
    Kein einziges Mal in meinem Leben habe ich selbst Grießbrei gekocht.
    Zum Glück gibt es aber auch besonders schöne Kindheitserinnerungen zum Thema Essen. So war es für meine Geschwister und mich immer ein Festschmaus, wenn mein Vater samstags nach dem gemeinsamen Schwimmbadbesuch Hähnchen mit Pommes frites mit nach Hause nahm. Wenn ich dann noch eine der beiden knusprigen Keulen ergattert hatte, war mein Glück perfekt. Auch große Familienfeste und Urlaubserlebnisse, an die ich bis heute gern zurückdenke, waren oft mit ausgiebigen gemeinsamen Mahlzeiten verbunden.
    Ob Sie es wollen oder nicht: Ihre Ess-Erfahrungen aus Ihrer eigenen Kindheit sitzen mit am Tisch. Wenn Sie Ihre Familienmahlzeiten von früher in bester Erinnerung haben,
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