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Jedes Kind kann richtig essen

Jedes Kind kann richtig essen

Titel: Jedes Kind kann richtig essen
Autoren: Gräfe und Unzer , Hartmut Morgenroth
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getrunkene Menge deshalb immer genau ablesen, und das Ergebnis erschreckt sie sehr: Die Kleine schafft nicht die in den Ernährungstabellen empfohlene Menge, sondern nur einen geringen Teil davon. Sie nimmt langsamer zu als die meisten Babys in ihrem Alter.
     
    Obwohl die kleine Laura gesund und aktiv ist, macht ihre Mama sich große Sorgen. Sie kommt schließlich auf die Idee, zusätzlich Schmelzflocken in die Fertigmilch zu rühren. Wenn Laura schon so wenig trinkt, soll das Wenige eben besonders nahrhaft sein, meint ihre Mama. Aber was macht Laura?
    Von der kalorienreicheren Milch trinkt sie noch weniger als vorher von der »normalen« Milch. Die Kalorienmenge, die Laura zu sich nimmt, bleibt also gleich. Wenn ihre innere Stimme sagt: »Es ist genug«, hört Laura auf zu trinken. Lauras innere Stimme funktioniert ganz hervorragend. Sie kann sich darauf verlassen. Ihre Mama könnte es auch.
Dick oder dünn: Erziehung oder Vererbung?
    WARUM IST LAURA SO DÜNN, der gleichaltrige Nachbarsjunge dagegen fast doppelt so schwer? Warum trinkt Laura so viel weniger als er? Wovon wird es stärker abhängen, wie sich die beiden weiter entwickeln: von ihrer Erziehung oder von ihren Erbanlagen?
→ Welche Rolle spielt die Vererbung?
    Am Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung wird seit 1985 in einer Langzeitstudie, der so genannten DONALD-Studie, das Essverhalten von Kindern erforscht. Über mehrere Jahre wird bei Kindern zwischen drei Monaten und sechs Jahren kontrolliert, wie viel sie pro Tag essen. Das Ergebnis: Die Unterschiede zwischen den Kindern sind ganz erheblich. Einige »normale« Säuglinge tranken weniger als 600 Gramm Muttermilch pro Tag, andere mehr als 900 Gramm.
    Bei den Dreijährigen war die Spanne noch größer: Eine Nahrungsmenge von 500 Gramm pro Tag war ebenso normal wie die doppelte Menge.
    Kinder unterscheiden sich also von Geburt an darin, wie viel Nahrung sie zum Wachsen und Gedeihen brauchen. An der Nahrungsmenge allein kann man nicht ablesen, ob es genug oder zu viel ist.
    Adoptivkinder und Zwillinge
    In Dänemark haben Forscher eine Untersuchung mit Adoptivkindern gemacht. Sie wollten herausfinden, was sich stärker bemerkbar macht: Die von den leiblichen Eltern vererbten Anlagen oder die von den Adoptiveltern vorgegebenen Ernährungsgewohnheiten. Das Gewicht der Adoptivkinder wurde mit dem ihrer leiblichen Eltern und mit dem ihrer Adoptiveltern verglichen. Vorbild, Essgewohnheiten, Nahrungsangebot – all das war von den Adoptiveltern geprägt. Die leiblichen Eltern hatten nur ihre Gene in die Waagschale geworfen. Das erstaunliche Ergebnis: Es gab keine Übereinstimmung mit den Adoptiveltern, aber eine hohe mit den leiblichen Eltern.
    Die Gene hatten wesentlich mehr Einfluss als alles Erlernte.
    Bei einer Untersuchung von getrennt aufgewachsenen Zwillingen war das Ergebnis entsprechend: Trotz der unterschiedlichen Lebensbedingungen hatte sich das Gewicht der Zwillingspärchen sehr ähnlich entwickelt.
    Ein drittes Forschungsergebnis:
    Zwölf eineiige erwachsene Zwillingspärchen »überfütterten« sich in einem Experiment täglich mit der gleichen Kalorienmenge. Zwanzig der Zwillinge nahmen paarweise genau gleich viel zu. Aber: Ein Pärchen nahm zum Beispiel nur je vier, ein anderes dagegen vierzehn Kilogramm zu.
    Eine aktuelle Zwillingsstudie mit Kindern zwischen drei und siebzehn Jahren untersuchte mit einer speziellen Methode den Körperfettanteil.
    Das Ergebnis: 80 Prozent der Unterschiede sind auf Erbanlagen, der Rest auf Umwelteinflüsse zurückzuführen.
    Die Quellenangaben zu allen genannten Untersuchungen finden Sie auf > .
    Unterschiedliche »Futterverwerter«
    Vererbung spielt also eine sehr wichtige Rolle. Es gibt aber nicht »das Fett-Gen«, das allein für Übergewicht verantwortlich ist. Vielmehr scheint ein kompliziertes System verschiedener Gene, Hormone und Botenstoffe zusammenzuwirken. Ein spezielles Gen bestimmt etwa, wie viel von einem Stoff mit einer besonderen Eigenschaft ausgeschüttet wird: Je mehr davon, desto besser kann der Körper Kalorien als Fett speichern. Und desto schneller kann er nach einem Gewichtsverlust wieder zulegen. Für Menschen, die selten genug zu essen bekommen, ein großer Vorteil. Für Menschen, die abnehmen möchten, ist es dagegen ein großes Handicap.
    Es liegt also an der Vererbung, dass manche Kinder stetig und zuverlässig zunehmen, obwohl sie extrem wenig essen. Es liegt auch zu einem großen Teil an den Erbanlagen, wenn
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