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Jedes Kind kann richtig essen

Jedes Kind kann richtig essen

Titel: Jedes Kind kann richtig essen
Autoren: Gräfe und Unzer , Hartmut Morgenroth
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und neun Monate alt, in ihr Krankenhaus auf. Alle drei waren bis dahin voll gestillt worden. Nun begann das Experiment: Sechs Monate lang bekamen die Kleinen zu jeder Mahlzeit ein Tablett mit zehn verschiedenen Speisen darauf: Fleisch, Innereien, Fisch, Getreide, Eier, Früchte, Gemüse – alles roh oder gekocht, aber nicht verarbeitet (also zum Beispiel kein Brot, keine Nudeln), nicht vermischt (zum Beispiel keine Suppe) und so einfach wie möglich zubereitet. Eine Krankenschwester war bei den Mahlzeiten dabei, beobachtete aber nur und wog die übrig gebliebenen Portionen. Earl, Donald und Abraham durften sich selbst bedienen, mit den Fingern.
    Alle drei waren nach sechs Monaten in bester gesundheitlicher Verfassung.
    Wachstum, Gewichtszunahme, äußere Erscheinung, Aktivität – alles war in bester Ordnung. Offenbar hatten sie sich eine optimale Kombination zusammengestellt. Sogar nach heutigen Maßstäben ist die Zusammensetzung ihrer Diät völlig zufriedenstellend.
    Kann man nun daraus schließen, dass Kinder die angeborene Fähigkeit haben, sich selbst optimale Nahrungsmittel in der richtigen Menge auszusuchen? Nicht ganz. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass auf den Tabletts für Earl, Donald und Abraham einige Dinge vollständig fehlten: Eiscreme, Schokolade, Kuchen, Pommes frites, Zucker … Das heißt: Den Kindern wurde nur vollwertige Nahrung angeboten.
    Aus diesem Angebot haben sie sich das Richtige für ihre optimale Entwicklung herausgesucht. Keines von ihnen hat zu wenig, zu viel oder zu einseitig gegessen. Aber was wäre passiert, wenn die aufgezählten Köstlichkeiten aus dem Supermarkt mit auf dem Tablett gelegen hätten? Es ist heute nicht mehr denkbar, so ein Experiment zu machen – und diesmal auch die besonders süßen und fetten Lebensmittel auf dem Tablett anzubieten. Man kann sich das Ergebnis aber vorstellen, denn durch viele Untersuchungen ist erwiesen: Kinder haben eine angeborene Vorliebe für Süßes. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätten Earl, Abraham und Donald Zucker, Schokolade und Eiscreme den meisten für die Ernährung wertvollen, aber ungesüßten Lebensmitteln vorgezogen. Süßes und mit viel Fett Verarbeitetes hätte die perfekte Balance von Appetit, Energiezufuhr und Gewicht sehr wohl ins Wanken bringen können.
→ »Supermarkt-Diät« für Ratten
    Zu diesem Thema wurden auch Versuche mit Tieren durchgeführt. Tiere überfressen sich normalerweise nie, wenn sie artgerechtes Futter bekommen – auch dann nicht, wenn ihnen zu große Mengen angeboten werden. Solange sie gesund sind, fressen sie übrigens auch nie zu wenig. Aber auch Tiere lieben Süßes. In einem Experiment (siehe Quellennachweis > ) bekamen Laborratten eine deftige »Supermarkt-Diät«, unter anderem aus Keksen, Schokolade, Salami, Erdnussbutter und Käse. Die Tiere konnten sich nicht zurückhalten und überfraßen sich. Im Vergleich zu ihren normal gefütterten »Kollegen« nahmen sie mehr als doppelt so viel zu. Das unbegrenzte Angebot von Zucker und Fett ließ sie »vergessen«, was und wie viel sie zum Leben brauchen.
→ Gute Voraussetzungen schaffen
    Was könnte man für die Ernährung von Kindern daraus schließen? Freier Zugang zu süßen, fetten, industriell verarbeiteten Lebensmitteln kann auch bei Kindern zu Überernährung und Übergewicht führen. Nicht sehr überraschend, oder? Interessanter ist die Frage: Was bedeuten die Ergebnisse für unsere Spielregel für richtiges Essen? Dies schon vorweg: Sie passen perfekt damit zusammen.
Bei einem vielfältigen, ausreichenden Angebot ist es kaum denkbar, dass ein Kind zu wenig isst, wenn es die Menge selbst bestimmen darf.
Unbegrenzter Zugang zu süßen und fetten Speisen kann die perfekte innere Steuerung von Bedarf und Nahrungsaufnahme bei Ihrem Kind gefährden. Es kann dann passieren, dass es zu viel oder zu einseitig isst.
    Deshalb müssen Sie als Eltern entscheiden, was auf den Tisch kommt.
    Enthält Ihr Angebot eine Vielfalt von wertvollen Lebensmitteln, und begrenzen Sie gleichzeitig das Angebot von sehr fetten und süßen Speisen?
    Dann – und nur dann – kann Ihr Kind genau die richtige Auswahl treffen.
    Dann kann es ganz allein entscheiden, ob und wie viel es essen möchte.
    Unter dieser Voraussetzung hat es die angeborene Fähigkeit, alles nach Bedarf zu regeln. Es wird genug essen, aber nicht zu viel.
→ Kleine Kinder – große Könner: Essen regeln nach Bedarf
    Bei kleinen Kindern klappt die optimale Nahrungsaufnahme besser als bei
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