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Jedes Kind kann richtig essen

Jedes Kind kann richtig essen

Titel: Jedes Kind kann richtig essen
Autoren: Gräfe und Unzer , Hartmut Morgenroth
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sieben Monate alten Babys als Problem. Bei den Kindern zwischen ein und fünf Jahren sah es jedoch ganz anders aus: Zwischen 20 und 30 Prozent der Eltern bewerteten die Essgewohnheiten ihrer Kinder als Problem, sieben Prozent davon sogar als großes Problem.
Die mit Abstand am häufigsten genannte Sorge war: »Mein Kind isst zu wenig.« Bei den Babys bis zu sieben Monaten war zwar nur ein Prozent der Eltern dieser Meinung, aber bei den Vier- bis Fünfjährigen waren es 20 Prozent.
»Mein Kind isst zu einseitig« wurde erst ab zwei Jahren häufiger genannt. In der Altersgruppe der Vier- bis Fünfjährigen waren knapp 20 Prozent der Eltern dieser Ansicht.
»Mein Kind isst zu viel« – diese Befürchtung ist bei Eltern von Kindern unter fünf Jahren anscheinend eher selten. In allen Altersgruppen befürworteten höchstens vier Prozent diese Feststellung.
    In der Grafik auf der vorhergehenden Seite konnten Sie die interessantesten Ergebnisse unserer Elternumfrage auf einen Blick sehen. Als wichtigstes Ergebnis bleibt festzuhalten: Zumindest bei Kindern unter sechs Jahren haben auffällig viele Eltern Angst, ihr Kind sei zu dünn und esse zu wenig.
    Wenn es ein Problem in unserer Gesellschaft gibt, dann lautet das jedoch bestimmt nicht »Wir haben zu viele dünne Kinder«. Richtiger wäre: »Wir haben zu viele dicke Kinder.« Die Eltern nehmen dies völlig anders wahr.
    Manchmal nimmt das kuriose Ausmaße an. Dr. Morgenroth berichtet aus seiner Kinderarzt-Praxis:
     
    Ein Vater kam mit seinem zweieinhalbjährigen Sohn in die Praxis. Der Kleine wog weit über 20 kg und lag damit mindestens 5 Kilo über dem Durchschnitt seiner Altersgenossen.
    Zu meiner Überraschung beklagte sich der Vater: »Mein Sohn isst nicht!«
     
    Dr. Morgenroth wies den besorgten Vater darauf hin, dass sein Sohn bestimmt nicht unterernährt sei, dass er im Gegenteil eher einige Pfunde zu viel mit sich herumtrage. Aber der Vater blieb dabei: »Nein, Herr Doktor. Mein Sohn isst nicht. Nur acht große Fruchtjoghurts am Tag, sonst gar nichts.«
Die entscheidende Spielregel zum Thema Essen
    WIR FINDEN ES SEHR BEMERKENSWERT, dass ein Fünftel der Eltern seine Kinder für »schlechte Esser« hält. Wie viele dieser Eltern mögen sich wohl irren? Unsere Antwort mag Sie überraschen: alle! Gesunde Kinder können gar nicht zu wenig essen und damit auch nicht »zu dünn« sein, wenn sie regelmäßig genug angeboten bekommen. Auf die seltenen – meist krankheitsbedingten – Ausnahmen werden wir später noch eingehen. Gesunde Kinder aber wissen ganz genau, wie viel sie essen müssen. Sie wissen es besser als die Eltern. Je jünger sie sind, desto zuverlässiger und genauer wissen sie es.
    Unsere Umfrage hat gezeigt, dass die Eltern ihren Kindern dieses Wissen im Babyalter auch noch zutrauen. Wie aber kann dieses wertvolle Wissen verloren gehen? Es gibt nur eine Möglichkeit: Die Kinder können es »vergessen« – wenn ihre Eltern ihnen nicht mehr vertrauen und ihnen stattdessen zeigen:
    »Du kannst das nicht allein. Deshalb entscheide ich, wie viel Essen für dich genug ist.« Ein häufiger und verhängnisvoller, aber vermeidbarer Fehler!
→ Einfache Regel mit großer Wirkung
    Deshalb werden Sie schon jetzt, am Anfang des Buches, die entscheidende Spielregel zum Thema Essen kennen lernen. Wir haben sie uns nicht selbst ausgedacht, sondern sie entspricht dem Stand der Wissenschaft. Die amerikanische Ernährungsexpertin und Therapeutin Ellyn Satter hat sie sinngemäß in einem in den USA viel beachteten Buch (siehe Quellennachweis > ) schon 1987 formuliert.
    Im 1999 vom Verband der amerikanischen Kinderärzte herausgegebenen offiziellen Ernährungsratgeber (siehe ebenfalls > ) ist die Regel auf der ersten Seite zu finden.
    Sie sollten die Spielregel, die Sie im Kasten auf der nächsten Seite finden, immer befolgen, ob Sie nun mit dem Essverhalten Ihres Kindes Probleme haben oder nicht. Sie können beim Thema Essen kaum noch etwas falsch machen, wenn Sie sich an die Spielregel halten. Die Regel klingt sehr einfach. Es ist aber ganz und gar nicht einfach, auch konsequent danach zu handeln. Die Gefahr zu »mogeln« ist für Eltern und Kind sehr groß. Wir stellen außerdem immer wieder fest:
    Es ist sehr schwierig, Eltern von der Richtigkeit und Wichtigkeit dieser Spielregel zu überzeugen.
    Denken Sie an die kleine kranke Anne vom Anfang des Buches. Ihre Mutter hat auf allen Ebenen »gemogelt«, als sie ihre Tochter gegen deren Willen mit Grießbrei
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