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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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drehte den Kopf, sah noch nicht viel, dann aber trat die Person in den Kerzenschein, und ich hatte Mühe, nicht zu grinsen. So was hatte ich noch nicht gesehen.
    Natürlich trug sie schwarz.
    Das fing bei den Stiefeln an. Es folgte die Hose, anschließend die im Mao-Stil geschnittene Jacke, bei der die beiden obersten Knöpfe aufstanden.
    Das war ja noch alles ziemlich normal, auch wenn silberne Kreuze und andere Symbole fremder Magien auf den Stoff gestickt worden waren.
    Interessanter war der Kopf.
    Glatze? Im Prinzip schon. Allerdings nur bis zum letzten Drittel, denn dort befand sich der Rest der doch langen Haare, gehalten durch ein schwarzes Band. Die ›Haarpracht‹ war ebenfalls pechschwarz eingefärbt worden, aber als Kontrast liefen grüne Grabstreifen hindurch.
    Das Gesicht war blaß geschminkt, dunkel an den Augen und auch an den Lippen. Weil die Person ziemlich nahe stand, konnte ich das Gesicht relativ gut erkennen. Es zeigte gewisse weiche Züge und war auf keinen Fall häßlich.
    Wieder sprach mich die Stimme an. Es war dieselbe, die mich auch begrüßt hatte.
    Nur konnte ich sie diesmal identifizieren und hatte Mühe, meine Überraschung zu verbergen.
    »Ich bin Sady…«
    Sady war kein Mann. Diese Grufties hier wurden von einer Frau oder einem Mädchen angeführt…
    ***
    Sie hatten Walter Cohn über den stickigen schwülen Friedhof geschleppt, und es war ihm vorgekommen wie ein Traum.
    Zwei Satanisten hielten seine Arme fest. Die Finger glichen Eisenbügeln, so hart drückten sie das Fleisch zusammen. Der Anführer hielt ihn nicht fest, denn er ging vor, und Walter sah, wie er sich mit zielsicheren Schritten bewegte.
    Er kannte sich aus.
    Natürlich auch Walter Cohn. Ihm war längst klargeworden, wohin sie ihn brachten.
    Der Friedhof unterteilte sich praktisch in zwei Hälften. Einen neuen Teil und einen alten. Er wurde in den alten gebracht, wo es unheimlich war und sich nur wenige Menschen hintrauten, besonders dann nicht, wenn die Dunkelheit über die Stadt hereingebrochen war.
    Auch jetzt wallte der Dunst durch die Finsternis. Auf dem alten Teil hatte er sich verdichtet, er lag dort wie ein Teppich, wie der schwarze Atem eines Riesen.
    Dieses Areal gehörte ebenfalls zu Walter Cohns Bereich. Er kannte sich dort sehr gut aus, auch wenn da keine Menschen mehr begraben wurden, aber seine Aufgabe bestand auch in der Einhaltung der Pflege, und Gärtnerarbeiten im alten Teil des Friedhofs gehörten nun mal zu seinen direkten Aufgaben.
    Er ging, trotzdem hatte er den Eindruck zu schweben. Sie schoben und zogen ihn weiter. Der Kontakt mit dem Untergrund fehlte ihm praktisch.
    Es gab nur schmale Wege, die an den Seiten mit dichtem Strauchwerk bewachsen waren. Dahinter hoben sich oft genug die Kronen der alten Bäume ab, deren dichtes Laub tagsüber Schutz vor der sengenden Kraft der Sonne spendete, wo sich jetzt aber Inseln gebildet hatten, die wegen ihrer Feuchtigkeit von gewaltigen Insektenschwärmen bevölkert waren.
    Am Himmel zeigte sich kein Stern. Eine dicke Wolkendecke verhinderte die Sicht auf die Gestirne. Der gesamte Friedhof war zu einer Sauna geworden. Auch Cohn schwitzte. Nicht allein wegen der Schwüle, bei ihm kam noch die Angst hinzu.
    Er wußte nicht, was sie mit ihm vorhatten, ein Spaß würde es sicherlich nicht werden, dazu waren die Satanisten zu gefährlich, sie gingen auch über Leichen.
    Töten für den Teufel!
    In seinem Mund lag ein unsichtbarer Lappen, der zu einem dicken Knebel geworden war. Luft bekam er kaum, und bei jedem Atemzug überfiel ihn ein widerliches Würgen.
    Wie Wasser rann ihm der Schweiß über das Gesicht. Auch der Hals glänzte, als hätte man ihn mit einer Speckschwarte eingerieben. Noch gingen sie auf den Wegen, was sich bald änderte, denn die beiden Kerle hinter ihm stießen Walter Cohn kurzerhand in das Gelände. Wuchtig durchbrach er die aus Zweigen gebildete Barriere der Büsche und taumelte über die weiche, noch nasse Erde, die sich wie Schaumgummi anfühlte. Die Grabsteine, sehr alt und oft genug mehr als menschenhoch, tanzten vor seinen Augen, sie schwankten, sie fielen ihm entgegen, aber sie berührten ihn nicht.
    Das alles spielte sich einzig und allein in seiner Einbildung ab.
    Rücksichtslos wurde er nach vorn gestoßen, und als sie schließlich stoppten, da wußte Walter Cohn im ersten Moment nicht einmal, wo sie sich genau befanden.
    Er zwinkerte mit den Augen, sie brannten, weil Schweiß hineingeronnen war, dann aber besserte sich seine
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