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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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Nicht weit weg von der Themse, aber die Sanierung war zerplatzt wie eine Seifenblase, denn zwei kanadischen Investoren war das Geld ausgegangen, weil sie sich mit anderen Sanierungen schon übernommen hatten. So blieb zunächst alles, wie es war, was ich auch gut fand.
    Suko stieg aus und winkte. »Ich bleibe trotzdem hier.«
    »Okay.«
    »Dann viel Spaß, Alter.« Er grinste zu mir herüber. »Und laß dich nicht beerdigen.«
    »Keine Sorge, ich kenne mich mit Grufties ein wenig aus. Manchmal können sie liebe Menschen sein.«
    »O ja…«
    Gelogen hatte ich nicht. In der Tat hatten wir schon mit Grufties zu tun gehabt. Das war in Germany, in Dortmund gewesen, als wir den Höllenfriedhof erlebt hatten.
    Ich stand dieser Gruppe von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen eigentlich neutral gegenüber. Meiner Ansicht nach sollte jeder nach seiner Fasson selig werden, und wem es Spaß machte, der sollte in Trauerkleidung umherlaufen und sich dabei kalkbleich schminken, dabei in der Nacht über Friedhöfe schleichen, sich auf Gräber setzen, über den Tod nachdenken und ihn sich womöglich herbeiwünschen, das akzeptierte ich alles unter einer Bedingung.
    Es sollten keine Menschen zu diesem Tun gezwungen werden. Bei den Grufties war das kaum der Fall.
    In dem flachen Gebäude sah ich zwar Fenster. Deren Scheiben aber waren mit schwarzer Farbe bestrichen worden, so daß niemand in den Bau hineinschauen konnte. Auch ich nicht.
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als auf die Tür zuzugehen und zunächst einmal zu klopfen, denn sie war abgeschlossen.
    Dem Echo nach, das meine Schläge hinterließen, bestand die Tür aus Metall.
    Schritte hörte ich von innen nicht, aber die Tür wurde trotzdem aufgezogen und schwang schwerfällig herum, wobei sie mit der Unterseite noch über den Boden schabte.
    Nichts war zu sehen.
    Dunkelheit – aber Musik.
    Schwermütige Klänge, die zu einer Beerdigung oder einem Trauerspiel gepaßt hätten, natürlich von einer Orgel intoniert. Eine Musik, die ich von meiner ersten Begegnung mit Grufties her kannte. Da hatte sich also nichts daran geändert. [1]
    Auch die Person, die mir geöffnet hatte, sah ich nicht. Ich schritt also allein in die Finsternis hinein, die mir vorkam wie eine schwüle, feuchte, pechschwarze Watte, denn es war kaum etwas zu erkennen. Nur sehr schwach einige Umrisse, aber da mußte ich schon raten. Die Tür war hinter mir zugefallen, als hätte sich die Klappe einer gewaltigen Gruft kurzerhand geschlossen.
    Ich geriet ins Schwitzen. Im Mund lag ein Geschmack, der mich an Metall erinnerte. Ich kam mir vor wie jemand, der an Eisen gelutscht hatte. Unter meinen Füßen war der Boden hart, auch uneben, wahrscheinlich bestand er aus alten Steinen.
    Zunächst einmal wartete ich.
    Wieviel Zeit verstrichen war, konnte ich nicht sagen. Wahrscheinlich weniger, als ich dachte, denn in einer derartigen Dunkelheit kam mir alles länger vor.
    Deshalb war ich schon froh, als ich eine Stimme hörte, wobei ich nicht unterscheiden konnte, ob sie männlich oder weiblich war. Sie klang einfach neutral.
    »Willkommen im Reich der Toten, Geisterjäger…«
    Ich mußte ein Lächeln unterdrücken. Das klang zwar ungewöhnlich, war aber nicht gefährlich. Und im Reich der Toten war ich noch lange nicht, das sollte auch so bleiben.
    Ich selbst blieb cool, auch wenn ich mir vorkam wie in einer Sauna. Erst jetzt identifizierte ich den Geruch, der mir entgegenwehte. Es roch so, als hätte jemand Kerzen ausgeblasen und nicht dafür gesorgt, daß der kalte Gestank des Rauchs verschwand.
    Und Kerzendochte wurden angezündet. Zugleich rissen irgendwelche Gestalten die Zündhölzer über Reibflächen. Das Licht flackerte zunächst, dann brannte es ruhiger und heller. Hinter den hellen Inseln bewegten sich dunkle Gestalten, die immer mehr Kerzen anzündeten, so daß ein Teil dieser Halle einen warmen, kirchenähnlichen Schein bekam, der den Kerzengeruch noch verstärkte.
    Zum erstenmal entdeckte ich die schwarzen Stühle mit den hohen Lehnen. Sie waren leer, standen in einem Halbkreis, und Grabsteine sah ich ebenfalls.
    Sie standen vor den Stühlen und sahen aus, als würden sie als Tische dienen.
    Hinter den hohen Lehnen standen die Grufties. Sie hielten sich noch außerhalb des Scheins, so daß ich nur mehr ihre Konturen erkannte, die zudem immer wieder zerflossen, weil ihre Kleidung nicht eng am Körper lag und bei jeder geringen Bewegung mitschwang.
    Von der linken Seite her hörte ich Schritte. Ich
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