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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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zu öffnen.
    Der Kerl vor ihm schüttelte den Kopf. Er glaubte ihm nicht, das stand fest. Cohn sah auch nicht, ob er lächelte, er konnte das Gesicht nicht erkennen, denn es sah aus wie eine schwarze Maske. Sicherlich hatte der Mann es auch geschwärzt, mit Asche oder irgendeiner Paste eingerieben, und eigentlich stachen nur seine Augen hervor. In ihnen leuchtete das Weiße.
    Cohns Worte waren versickert, wie ein schmaler Bachlauf im sandigen Boden. Er konnte sich nicht vorstellen, daß ihm geglaubt worden war, und er wartete auf eine Reaktion. Enttäuscht wurde er nicht, der Satanist sagte: »Es ist ganz einfach, mein Freund. Ich verhelfe dir zu einem Spaziergang, einverstanden?«
    Die Frage war sehr überraschend für Walter gekommen. »Wie… wieso?« stammelte er.
    »Wir gehen jetzt weg.«
    »Und wohin?«
    »Wir bleiben auf dem Friedhof!«
    Diese Antwort war locker gegeben worden, ihre Wirkung aber war es auf keinen Fall. Sie hatte den Friedhofswärter und Totengräber hart getroffen, denn er konnte sich vorstellen, was das bedeutete. Auf dem Friedhof bleiben hieß nichts anderes, als sich in einer schaurigen Umgebung zu bewegen, denn es gab auf dem Gelände Orte, wo man sich so schrecklich allein fühlen konnte. Besonders in einer Nacht wie dieser.
    Cohn hob den Blick. Er hatte Angst in ihn hineingelegt, sogar ein Flehen, doch der Eindringling ließ sich nicht erweichen. Kalt und grausam schaute er auf ihn nieder.
    »Was wollt ihr denn?«
    »Das wirst du sehen!« Der Satanist streckte seinen Arm vor. Walter Cohn wollte nicht von der Hand berührt werden, deshalb schwang er sich hoch und stand auf.
    Er schwankte. Er hatte Mühe, in dieser schwülen, dunstigen Luft zu atmen. An der Wand mußte er sich abstützen, und als der Satanist zur Seite ging, da wußte Cohn Bescheid.
    Er ging auf die Tür zu.
    Der Mann konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zuletzt mit solchen Zitterschritten gegangen war. Zudem spürte er das Hämmern in seinem Kopf, sein Blut war dick geworden, floß trotzdem durch die Adern und verlieh Walter Cohn das Gefühl, einen ständigen Druck im Körper zu erleben. Er konnte es kaum aushalten.
    Die Tür stand offen, sein Blick fiel ungehindert in die graue Schwärze dahinter.
    Die hohen Bäume zeichneten sich wie Schattengemälde ab. Davor jedoch entdeckte er kleinere Gestalten. Auch keine Bäume, sondern Menschen, die bestimmt nicht zu seinen Freunden zählten.
    Sie warteten auf ihn und natürlich auf den Satanisten, denn die gehörten zusammen.
    Er ging hin.
    Sie sagten kein Wort.
    Auch ihre Gesichter waren geschwärzt, so daß er nur die Augen sehen konnte. Wie schwebende Ovale kamen sie ihm vor. Beinahe körperlich spürte Walter die Bedrohung, die sie ausstrahlten.
    Er blieb stehen.
    Hinter ihm ballte der Eindringling die rechte Hand zur Faust. Er rammte sie in Cohns Rücken.
    Wieder überraschte ihn der Treffer. Cohn taumelte nach vorn, fiel gegen die fangbereiten Arme der anderen. Er hatte nicht einmal gezählt, wie viele auf ihn warteten.
    Sie hielten ihn fest.
    Dann hörte er die Stimme des Anführers, der gleichzeitig die Tür ins Schloß zerrte. »Und jetzt schafft ihn weg…«
    ***
    An die Hauswand hatte jemand mit dicker schwarzer Farbe einen Totenschädel gemalt. Darunter gruppierten sich Grabsteine, die allesamt schief standen und verwittert aussahen, das jedenfalls hatte der Maler sehr gut geschafft.
    Ich las auch die Sprüche.
    »Tod ist wundervoll. Das Grab ruft. Nur im Tod finden wir die Erfüllung. Die Welt versinkt in einem Meer von Trauer. Die Tränen weisen uns den Weg…«
    Ich hatte die Sätze leise vor mich hingemurmelt und konnte nur den Kopf darüber schütteln, aber sie paßten zu den Leuten, mit denen ich verabredet war.
    Da Suko Zeit gehabt hatte, war er mit mir gefahren und saß im Rover.
    Der Wagen parkte im Schatten, denn über London lag eine Hitze, die eigentlich schon pervers war. Es war nicht allein heiß, es war auch schwül. So konnte man Bangkok erleben, aber keinen Ort in Mitteleuropa. Egal, wir mußten hindurch, da machte auch ich keine Ausnahme.
    Der Geruch von Teer fiel mir ebenfalls auf den Wecker. Irgendwo hatte eines der flachen Dächer eine Teerschicht bekommen, deren Gestank mischte sich mit der Schwüle, so daß die Luft noch widerlicher und schwerer geworden war.
    Menschen sahen wir nicht in der Nähe. Dieses ungewöhnliche Home lag ziemlich abseits. Es war ein flaches Gebäude und stand in einem Viertel Londons, das noch saniert werden sollte.
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