Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Zeit entwickelt haben musste. »Wenn Fairfax mit seiner Streitmacht von rechts angreift, wird sein Vorrücken durch den Wald gedeckt, während die Schotten, die die linke Flanke übernehmen, sich die ersten hundert Meter im Schutz dieses Hügels bewegen.« Er wies mit seiner Gerte auf die kleine Erhebung. »Das Gros der Armee greift frontal an, sobald der Feind überrumpelt wurde.«
    »Ja, die werden mit uns zu beschäftigt sein, um euch zu bemerken.« Lord Leven rieb sich schmunzelnd die Hände. »Ich denke, bei Sonnenuntergang ist der Tag unser.«
    Für den meist ernsten Schotten war diese optimistische Äußerung ungewöhnlich, aber auch die drei anderen waren zuversichtlich, dass die friedlich an ihren Abendfeuern sitzende Armee des Gegners durch einen unerwarteten, mit voller Kraft geführten Angriff in Panik geraten und sich in wilder Hektik praktisch auflösen würde.
    »Dann wollen wir es wagen.« Cromwell sprach mit Entschiedenheit, und nach einem kurzen Händedruck trennten sich die vier, um ihre Dispositionen zu treffen.
    Portia hockte an einem Lagerfeuer und verspeiste eine auf ihrer Dolchspitze aufgespießte Wurst, während sie mit zwei Bauernburschen aus Cumberland würfelte, die voller Angst des kommenden Kampfes, ihrer Feuertaufe, harrten. Portias Geplauder und die Tatsache, dass sie ständig gewann, lenkte sie ein wenig ab. Aus Portias Sicht war es ein Akt purer Nächstenliebe, wenn sie diese Gelegenheit nutzte, ihre leeren Taschen ein wenig zu füllen.
    Das Gespräch zwischen Rufus und Will, das sie belauscht hatte, ließ sie zwischen den Gipfeln der Hoffnung und den Niederungen der Verzweiflung schwanken. Rufus hatte gesagt, dass er sie liebte, doch hatte er mit totaler Endgültigkeit vom Ende dieser Liebe gesprochen. Und die Zeit lief ihr davon. Heute noch musste sie ihn finden. Sie nahm sich vor, dass sie diese Runde zu Ende spielen und dann den Stier bei den Hörnern packen würde.
    Die ersten verwirrenden Geräusche – Schreie, Musketenfeuer, das Donnern von Hufen, das Klirren von Stahl – ertönten, als sie unter den deftigen Flüchen ihrer Spielpartner eine Handvoll Münzen einstrich. Die Männer um das Feuer sprangen jetzt auf, warfen Essen und Trinkgefäße um und griffen verschreckt nach ihren Waffen, die im Gras neben ihnen lagen. Es folgte ein irres Durcheinander, als Krieger wie kopflose Hühner hin und her flitzten, bis ihr Sergeant sie zur Ordnung rief und sie sich fassten. Die Angriffsgeräusche von jenseits des kleinen Waldstückes, in dem sie biwakierten, dauerten indessen an.
    Portia verschwand unauffällig zwischen den Bäumen. Sie war nicht nach Marston Moor gekommen, um auf dem Schlachtfeld im Kampf den Tod zu finden oder ihr ungeborenes Kind einer sinnlosen Gefahr auszusetzen. Ihr Verstand war kristallklar, ihr Körper bewegte sich geschmeidig zwischen den Bäumen, als sie sich dem Schauplatz des Kampfes näherte.
    Ihr war klar, dass die Rebellenarmee einen Überraschungsangriff gewagt hatte. Ihre Überlegungen konzentrierten sich auf die Decatur-Truppe, von denen sie wusste, dass sie an der rechten Flanke der Linie lagen. Als sie sich dorthin durchschmuggelte, hörte sie leider auch die lautesten Kampfgeräusche aus dieser Richtung.
    Unter lautem Ästeknacken bahnte sich ein Pferd den Weg durch das Dickicht, und plötzlich bäumte sich ein prächtiges schwarzes Streitross vor ihr auf Der in Samt und Seide prangende Reiter schwang sein gebogenes Schwert.
    »He, du!« Er stellte sich in den Bügeln auf und fasste die Zügel so kurz, dass der Rappe nur noch unruhig tänzelte. »Welches Bataillon?«
    »Decatur«, gab Portia beherzt zurück.
    »Warum bist du nicht bei den anderen?« Er holte mit seinem Schwert in einem Bogen aus, der Portia den Kopf vom Leib getrennt hätte, wäre sie nicht zurückgesprungen. Sein Gesicht war vor wilder Panik gerötet, seine Augen blutunterlaufen und voller Todesangst.
    »Ich besuchte ein anderes Biwak, Sir«, stieß sie hervor. Der Mann hielt sie gewiss für einen Deserteur. »Jetzt will ich zurück zu meiner Kompanie. Was ist geschehen, Sir?«
    »Zurück zu deiner Kompanie! Dein Sergeant wird dir sagen, was du wissen musst.« Er wendete sein Pferd und sprengte durch den Wald zurück.
    Portia nahm Helm und gestrickte Mütze ab und schüttelte ihr Haar, so dass es lose herunterfiel. Es war Zeit, sich der Soldatenkluft zu entledigen. Sie schnallte den Brustpanzer ab und warf ihn weg, dann kroch sie an den Waldrand vor. Schon roch sie Pulverdampf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher