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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut
Autoren: Jane Feather
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erdbeerblonden Lockenkopf. Das Kleine lutschte am Daumen und krähte, während es mit der anderen Hand kräftig im Haar seines Vaters zerrte. Den völlig unbefangenen Earl of Rothbury schien es nicht zu kümmern, welch ungewöhnliches Bild er bot.
    »Ich werde mich dem König vorstellen lassen«, erklärte Portia. Mit schelmischem Lächeln ließ sie ihre aufstöhnenden Freundinnen allein und verließ das schützende Rosenrondell.
    Brian Morse trat aus dem Bogendurchgang, um der Countess of Rothbury nachzublicken, als sie über den Rasen auf die drei Herren zuging. Seine Lippen kräuselten sich geringschätzig, seine kleinen Kieselaugen wirkten stumpf und brütend. Jack Worths Bastard hatte es geschafft, von der vornehmen Gesellschaft akzeptiert zu werden. Niemand schien sich daran zu stoßen, dass ihr Gemahl einer der berüchtigtsten Halunken im ganzen Lande war, ein gemeiner Dieb und Räuber, der Sohn eines überführten Verräters. Der Earl of Rothbury hatte es irgendwie verstanden, sich im Verlauf der Friedensverhandlungen Einfluss auf beiden Seiten zu verschaffen. Zu allem Überfluss galt seine magere, sommersprossige Gattin, die gar nicht daran dachte, sich gesellschaftlichen Konventionen zu beugen, als charmante Exzentrikerin.
    Aber Brian war mit Lady Rothbury noch nicht fertig. Im Grunde hatte er allerdings noch gar nicht richtig angefangen. Mit ihr und diesem Balg Olivia. Sein kalter Blick huschte zu seinem Stiefvater. Auch mit ihm hatte er ein Hühnchen zu rupfen. Cato musste hinter dem Giftanschlag stecken, dem er bei seinem letzten Besuch zum Opfer gefallen war. Um den Parteigänger des Königs unter seinem Dach loszuwerden, hatte Granville sich einer besonders boshaften und demütigenden Methode bedient. Brian war nicht der Mensch, der das vergaß.
    Auf dem Absatz kehrtmachend, zog er sich in das kühle Halbdunkel der Abteikirche zurück.
    Portia näherte sich den drei Herren mit ihren üblichen ausgreifenden Schritten. Sie lächelte, wie immer, wenn sie ihren Gemahl sah. Rufus hatte sich nicht wesentlich verändert, nachdem er wieder in seine Rechte eingesetzt worden war. Er kleidete sich nach wie vor schlicht und praktisch; sein Haar war noch immer kurz geschnitten, ganz im Gegensatz zu den wallenden Locken des Königs und seiner Kavaliere. Da ihm die steifen Förmlichkeiten höfischer Etikette wesensfremd waren, wirkte sein Auftreten oft so brüsk, dass es schon an Schroffheit grenzte. Nach der abweisenden Miene des Königs zu schließen, hatte Rufus seinem eigenwilligen und unter vielfachen Zwängen stehenden Souverän wieder einmal einige seiner kompromisslosen Ansichten offen ins Gesicht gesagt.
    Die drei Herren drehten sich zu ihr um, als sie zu ihnen trat und vor dem König in einem tiefen Knicks versank. Rufus stellte sie vor, und Charles murmelte eine Begrüßung, blieb aber verstimmt. Rufus hingegen benahm sich völlig ungezwungen, und die Kleine lachte fröhlich beim Anblick ihrer Mutter und streckte ihr sehnsüchtig die Ärmchen entgegen.
    »Ach, wankelmütige Eve«, lachte Rufus vorwurfsvoll und reichte seine Tochter Portia.
    Portia drückte Eve einen Kuss auf die runde Wange, worauf das Baby entzückt krähte.
    »Ich werde die Sache mit meinen Ratgebern besprechen«, beschied Charles die Herren herablassend. »Rothbury, Granville, Lady Rothbury, ich wünsche einen guten Tag.« Er neigte den Kopf und schritt davon, während die Männer sich hinter seinem Rücken verbeugten und Portia knickste.
    »Und ich dachte, ihr seid seine Ratgeber«, bemerkte Portia kritisch.
    »Nur wenn wir Seiner Majestät den Rat geben, den er zu hören wünscht«, sagte Rufus mit zynischem Lächeln.
    Cato schüttelte in ungewöhnlicher Erregung den Kopf. »Portia, weißt du, wo Olivia und Phoebe sind? Wir müssen sofort zurück nach Cliveden. Eben wurde mir gemeldet, dass sich Dianas Zustand verschlechtert hat.«
    »Das tut mir leid«, sagte Portia aufrichtig. Sie machte sich nichts aus Diana, wünschte ihr aber auch nichts Böses. Diana war schon seit einigen Wochen krank und hielt sich in Catos Haus am Rand von London auf, während ihre Stieftochter und ihre Schwester Cato nach Uxbridge begleiteten, wo die Friedensgespräche in festlicher Atmosphäre stattfanden. Leider entwickelte sich nicht alles wie geplant.
    Cato strich unglücklich über sein Kinn. »Die Blutung lässt nicht nach. Der Arzt sagt, dass sie schon sehr geschwächt ist.«
    »Olivia und Phoebe sind im Rosengarten.« Portia deutete auf die Mitte des
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