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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut
Autoren: Jane Feather
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Kämpfenden, schwer und angestrengt. Sie hörte die gedämpften Tritte gestiefelter Füße, die sich auf weichem Boden bewegten. Doch keine Stimmen.
    So instinktiv, wie sie eine halbe Stunde zuvor von ihrem Baum geglitten war, ging Portia nun auf die Geräusche zu, lautlos und unsichtbar in den Schatten der Dämmerung.
    Und dann sah sie den kunstvollen Todestanz der zwei Männer, deren Schwerter im sinkenden Licht wie silberne Fische hin und her schnellten, wippten und zuckten. Ihre kraftvollen, aber scheinbar substanzlosen Körper glichen Geistern, todbringend, doch, aller Logik widersprechend, schön.
    Endlich traf Portia die Erkenntnis der Realität und durchbrach ihren merkwürdigen Zustand der Benommenheit. Sie sah, dass die Gegner einander ebenbürtig waren, und sie sah voraus, wie dieser Kampf enden musste. Einer würde sein Leben lassen. Oder gar beide.
    Portia empfand plötzlich ungezügelte Wut, die so mächtig war, dass sie alle anderen Gefühle überschattete. Wussten die zwei nicht, wie sehr sie geliebt wurden? Wussten sie nicht, wie viele Menschen auf ihre Kraft, ihr Mitgefühl und ihre Liebe bauten? Wussten sie nicht, wie viel sie diesen Menschen schuldig waren, von deren Liebe und Verständnis sie wiederum abhingen?
    Sie griff nach ihrem Messer im Stiefel und zielte mit zusammengekniffenen Augen auf die Zwillingsklingen. Die zwei Männer ahnten nicht, dass sie hinter ihnen in der Finsternis stand. Für sie gab es nur diesen einen Kampf und sonst nichts. Aber Portias Kopf war so klar wie nie zuvor. Wie ein Krieger, der einen tödlichen Angriff plant, wartete sie kalt und gefühllos auf den geeigneten Moment zum Einschreiten.
    Als er kam, zögerte sie nicht und schleuderte das Messer. Es traf Catos Schwert in einem Funkenregen und lenkte es ab, als er die Deckung seines Gegners durchstoßen wollte. Nun hechtete Portia zwischen die Kontrahenten, landete auf den Knien, und duckte sich unter den zwei Klingen.
    Verblüffte Stille senkte sich über die Szene. Rufus trat mit gesenkter Klinge zurück, und als Cato seinem Beispiel folgte, hob Portia den Kopf.
    Nun warf Rufus sein Schwert neben sich, bückte sich und packte Portia unter den Armen, um sie hochzuziehen und fest zu schütteln. Er stellte sie auf die Füße, nahm sie an den Schultern und schüttelte sie so heftig, bis sie glaubte, ihr Kopf würde herunterfallen. ,
    »Wie kannst du es wagen! Wie kannst du etwas so Tollkühnes, etwas so unaussprechlich Dummes wagen!« tobte er. »Ich hätte dich töten können!« Sie an sich ziehend, drückte er sie fest wie ein Schraubstock an sich und ließ seine Wut wie eine Salve über ihrem Kopf bersten, während er ihr Haar streichelte, ihren Nacken und ihre schmalen Schultern umfing.
    Portia kämpfte sich los. Ihr eigener Zorn loderte unvermindert. Sie weinte vor Wut und erlittener Enttäuschung, und gleichzeitig vor Freude, dass Rufus sie liebte. Sie spürte es trotz der Rauheit seines Griffes, hörte es trotz seiner ungezügelten Schimpfkanonade. Doch sie selbst war sich momentan ihrer Gefühle nicht sicher. Noch überwog ihre Empörung darüber, was sie an diesen Ort geführt hatte.
    »Wie konntest du das tun?« rief sie aus und riss sich endlich los. »Wie konntet ihr beide das tun? Wurde an diesem Tag nicht schon genug getötet?« Sie drehte sich zu dem verdatterten Cato mit einer alles umfassenden Handbewegung um. »Ist es denn von Bedeutung, ob eure Väter einander hassten? Was wiegt dieser Hass gegen euer Leben? Gegen das Leben eurer Kinder?« »Einen Moment …« Cato gebot ihr mit einer herrischen Handbewegung Schweigen, aber Portia ließ sich nicht beirren.
    »Was soll aus Olivia werden?« fragte sie aufgebracht. »Was soll aus Euren Kindern werden, wenn Ihr in dieser sinnlosen Fehde mit Rufus unterliegt? Glaubt Ihr, es kümmert sie, was sich vor fast dreißig Jahren ereignete? Sie wollen ihren Vater, sie brauchen …«
    »Schweig still!« Cato hatte sich gefasst und unterbrach ihre Tirade mit solcher Autorität, dass Portia ungeachtet der Kraft ihrer Überzeugung mitten im Satz innehielt. »Von einem jungen Ding wie dir lasse ich mir das nicht bieten!« donnerte er. »Wo zum Teufel kommst du her?«
    »Das tut nichts zur Sache.« Portia tat die Frage mit einer Handbewegung ab und wandte sich Rufus zu. Aus ihren Augen blitzte grünes Feuer, ihr Haar schien in Flammen zu stehen; ihr gesamter Körper vibrierte, so heftig war ihr Verlangen, diesem Wahn ein Ende zu bereiten.
    »Was soll aus deinen Söhnen
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