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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut
Autoren: Jane Feather
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Stahlklirren und Musketenfeuer kamen aus unmittelbarer Nähe. Laute Rufe und Schlachtenlärm durchschnitten die Luft. Verzweifelte Schreie, in denen sich Angst mit Kampflust paarten, jagten ihr Schauer über den Rücken.
    Portia kletterte auf eine Eiche. Das Blut dröhnte ihr in den Ohren, ihr Mund war wie ausgetrocknet vor Angst, aber nicht vor Angst um sich. Auf halber Höhe fand sie auf einem starken Ast Platz und ließ sich rittlings darauf nieder. Sie teilte das Laub vor sich und hatte nun Ausblick auf das Moor.
    Zunächst konnte sie nicht erkennen, was da vor sich ging. Die Szene, die sich ihr darbot, war ein Bild der Apokalypse. Inmitten der hin und her wogenden Linien konnte sie die Royalisten von den Rebellen nicht unterscheiden, da Qualm von Musketen und Geschützen über dem Feld waberte. Plötzlich lichtete er sich, und man sah, dass der Boden mit Menschen und Pferden bedeckt war, tot oder in Agonie. Reiterlose Pferde galoppierten in Panik übers Feld und zertrampelten Tote und Verwundete unter ihren eisernen Hufen. Infanteristen liefen inmitten des Kampfes auf der Suche nach ihrer Einheit scheinbar sinnlos im Kreis, dem massiven Kugelhagel sowie den Schwertern der Kavallerie ausgesetzt.
    Portia sah dies alles wie in Trance. Sie verspürte Übelkeit, da ihr der grausige Blutgeruch in die Nase stieg und die Schmerzensschreie der Verwundeten und markerschütternder Kampflärm auf sie eindrangen. Sie sah zu, wie ein Offizier der Königstreuen mit blutüberströmtem Gesicht, mit zerrissenem Jabot und zerfetztem Wams eine Gruppe von Pikeuren um sich sammelte und sie in Kampfstellung brachte. Unter wildem Kampfgeschrei stürmten sie nun los, die Piken im Anschlag, direkt auf eine Linie feindlicher Infanterie zu, die sofort eine Sal ve abfeuerte. Als der Rauch sich verzogen hatte, lagen die Körper der Pikeure wie schlaffe Puppen auf dem roten Boden, der geköpfte Leichnam des Offiziers, der sie angeführt hatte, ein Stück vor ihnen.
    Jetzt konnte Portia die zwei feindlichen Heere unterscheiden, und sie sah auch mit erschreckender Deutlichkeit, dass die königliche Armee vor der Niederlage stand. Zahlenmäßig unterlegen, hatte sie sich nach diesem Überraschungsangriff nicht mehr sammeln und der Attacke wirkungsvoll begegnen können.
    Portia hatte nur Sicht auf einen Teil des Schlachtfeldes, jenen Bereich, wo die Decatur-Streitmacht stand. Von ihrem Ausguck aus konnte sie die einzelnen Krieger nicht unterscheiden, wusste aber, dass Rufus und seine Leute sich dort unten befanden und auf dem blutigen Feld kämpften.
    Als sie die Decatur-Standarte, den stolzen Adler des Hauses Rothbury, erblickte, der sich hoch über dem Gemetzel erhob, wünschte sie sich, dort unten zu sein und mit ihren Freunden und Kameraden unter diesem Banner zu kämpfen. Da sie die Chance, vor dem Kampf alles zwischen ihr und Rufus ins reine zu bringen, verpaßt hatte, wollte sie jetzt diese Gefahr mit ihm teilen und ihrem Geliebten, dem Vater ihres ungeborenen Kindes, zur Seite stehen. Dieses Verlangen war so überwältigend, dass sie das Gefühl hatte, es könne sie wie ein Windstoß in das Zentrum des Kampfes tragen.
    Doch sie blieb, wo sie war, in der Astgabel eines Baumes, die Hand auf ihrem Leib, den Blick auf das Gemetzel geheftet, das Herz von unaussprechlichem Grauen erfüllt.
    Rufus sah, wie um ihn herum die Männer fielen. Er sah George zu Boden gehen, den Mann, der ihm Menschenführung und die Grundbegriffe des Kampfes beigebracht hatte, der ihn aber auch gelehrt hatte, sich den harten Tatsachen eines Lebens als Geächteter zu stellen und sie sich zu eigen zu machen.
    Rufus bahnte sich seinen Weg durch das blutrote Chaos, den grässlichen Glanz des Todes, um den Gefallenen zu erreichen. Aber George war tot. Seine Augen starrten zum orangegelben Himmel empor, sein stoischer Realismus und seine gelassene Weisheit entströmten ihm mit dem Blut, das sich unter seinem Kopf zur Pfütze sammelte.
    Rufus schloss George die Augen und richtete sich langsam auf. Ajax stampfte mit den Beinen, blähte die Nüstern und rollte mit den Augen, so dass nur das Weiße darin sichtbar war. Rufus schwang sich wieder in den Sattel und lenkte das Pferd ins Kampfgetümmel zurück. Er sah Paul, der die Decatur-Standarte trug, unter der Attacke einer gegnerischen Klinge seitwärts vom Pferd sinken. Ajax sprengte unter dem Zwang der Sporen durch die Männer, die den Gefallenen umdrängten.
    Rufus beugte sich vor und erfasste das Banner, als es Pauls
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