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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin
Autoren: Jason Dark
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Glenda Perkins hatte das Büro pünktlich verlassen. Sie arbeitete gern bei Scotland Yard, in diesem Fall aber war sie froh, die Sommerluft genießen zu können. Ein paar Stationen war sie noch mit der U-Bahn gefahren, auch kein großes Vergnügen bei dieser Wärme, aber es ging nicht anders.
    Sie würde ihre Wohnung erst mal links liegen lassen und sofort den kleinen Park ansteuern, der so etwas wie das Zentrum einer grünen Lunge bildete. In ihm fand der Flohmarkt statt. Die Bäume und Sträucher dämpften die Verkehrsgeräusche, sodass man sich vorkam wie auf einer kleinen Insel.
    Glenda konnte den Park von zwei Seiten aus betreten. Sie war nicht die einzige Person, denn schon auf dem ersten Blick war zu sehen, dass dieses Gelände von zahlreichen Besuchern bevölkert wurde. Dennoch gab es an den Ständen noch genügend Lücken, um sich die ausgestellten Waren näher anschauen zu können.
    Das tat auch Glenda. Die Frau mit den dunklen Haaren und dem gelben Sommerkleid blieb an verschiedenen Ständen stehen. Das meiste interessierte sie nicht, aber sie schaute schon genauer hin, wenn Menschen Porzellan verkauften. Glenda mochte die oft kleinen und filigranen Tassen aus der Vergangenheit. Denen sah man an, dass sie reine Handarbeit waren.
    Sie überlegte, ob sie die eine oder andere Tasse kaufen sollte, konnte sich dann doch nicht entscheiden und schlenderte weiter. Sie genoss einfach nur den Abend und freute sich, weil sie endlich mal Zeit hatte. Da gab es niemanden, der sie hetzte oder ihr im Nacken saß. Kein Termin, einfach nur bummeln und sich die Dinge ansehen, die angeboten wurden.
    Da gab es die alten Bücher, die Klamotten, die Bestecke, der Krimskrams aus den Haushalten, und sie sah auch die Kleinmöbel, die angeboten wurden.
    An diesen Ständen schlenderte Glenda vorbei. Sie wollte dorthin, wo sie unter Umständen die echten Schnäppchen fand und die Anbieter noch keine abgezockten Profis waren, die ihren Lebensunterhalt durch die Verkäufe auf dem Markt verdienten.
    Sie fand die Stände mit den bestimmten Angeboten, und sie sah auch wieder das hier angebotene Porzellan.
    Glenda Perkins blieb stehen. Plötzlich lächelte sie. Dabei weiteten sich ihre Augen und sie senkte den Kopf, denn sie hatte etwas zwischen dem dort ausgestellten Porzellan entdeckt, das sie sehr interessierte. Tassen, kleine und große Teller, auch Milchkännchen und Zuckerdosen, das alles überflog sie mit einem einzigen Blick – und zuckte zusammen, als sie etwas Bestimmtes sah, das ihr Herz für einige Sekunden schneller schlagen ließ.
    Es war eine Vase.
    Nicht mehr und nicht weniger. Aber eine recht kleine Vase. Man konnte schon von einem filigranen Werk sprechen, das eine ältere Frau zum Verkauf anbot.
    Glenda beugte sich über den Tisch und deutete auf die Vase.
    »Darf ich sie mal in die Hand nehmen?«
    »Aber bitte sehr.«
    »Danke.« Glenda fasste die Vase an ihrem Ende an und hob sie langsam an.
    »Sie stammt aus einer deutschen Produktion«, erklärte die Verkäuferin.
    »Meißen?«, fragte Glenda.
    »He, Sie kennen sich aus.«
    Glenda winkte ab. »Kaum. Ich liebe nur schöne Dinge, das ist alles.«
    »Dann sind Sie bei mir an der richtigen Adresse.«
    »Mal schauen.«
    »Nehmen Sie sich Zeit«, sagte die Verkäuferin, »für die schönen Dinge muss man sich Zeit nehmen.«
    »Das weiß ich.« Glenda betrachtete die kleine Vase genauer. Sie war ein Kleinod aus sehr dünnem Porzellan und wunderbar bemalt. Mit kleinen Blumen, die meisten in grüner Farbe, die nicht grell war, sondern sehr weich.
    Glenda lächelte. Das animierte die Verkäuferin zu einem ersten Verkaufsversuch.
    »Ich könnte sie Ihnen für einhundertzwanzig Pfund überlassen. Das ist wirklich nicht zu viel.«
    Glenda ließ die Hand mit der Vase sinken. Ihre Augen weiteten sich, und sie runzelte die Stirn.
    »Das ist wirklich nicht überteuert.«
    Glenda nickte. »Mag sein, liebe Frau, aber auch ich habe ein Budget, wenn Sie verstehen.«
    »Ja, ja, ich weiß. Das Geld sitzt nicht eben locker.«
    »Genau.« Glenda lächelte entwaffnend. »Würden Sie den Preis denn etwas senken?«
    Die Verkäuferin war eine Frau mit aschgrauen Haaren, die von einem gelben Stirnband gehalten wurden. Sie druckste herum. »Ich muss nachdenken. Die Vase ist wirklich ein Schmuckstück, und wenn sie sich den Boden anschauen, dann sehen Sie die beiden gekreuzten Säbel, das Zeichen für Meißen.«
    »Ja, das habe ich schon.«
    »Also gut. Fünf Pfund weniger.«
    Glenda schwieg. Sie
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