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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut
Autoren: Jane Feather
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Hände erzitterten. Ihre Knie wurden weich, sie ließ sich auf den feuchten, moosigen Boden sinken, den kaum je ein Sonnenstrahl erreichte.
    Will kam prustend aus dem Wasser, viel geräuschvoller als sein Vetter, und warf sich ins Gras. Seine Stimme war bis zu Portia zu hören.
    »Rufus, warum ziehst du morgen in den Kampf, wenn du seinen Ausgang so ungünstig beurteilst?«
    Es vergingen ein paar Sekunden, ehe Rufus antwortete. »Aus zweierlei Gründen. Ich habe mit meinen Leuten gelobt, für die Sache des Königs einzutreten, und ich werde meinen Eid zumindest für diesen Kampf nicht brechen …« Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: »Aber wenn einer meiner Männer sein Leben nicht aufs Spiel setzen will, werde ich ihn von seinem Gelöbnis entbinden.«
    »Du weißt, dass das niemand tun würde«, wandte Will hitzig ein. »Sie würden ihr Leben für dich geben.«
    »ja, aber warum sollten sie ihr Leben für eine verlorene Sache lassen?« Rufus zuckte mit den Achseln. »Sicher gibt es auf beiden Seiten Männer, die so denken.«
    »Und der zweite Grund?« half Will nach.
    »Ich habe die Absicht, Cato Granville auf dem Feld zu stellen.« Rufus sagte es ausdruckslos.
    »Und sein Tod wird dich glücklich machen.« Wills Äußerung kam als Feststellung und nicht als Frage.
    Rufus legte sich zurück ins Gras und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Damit erfülle ich eine Verpflichtung.«
    »Eine Verpflichtung? Steckt nicht mehr dahinter?« Wills Ton war ungläubig.
    Rufus drehte sich zur Seite und half einer Ameise auf einen Grashalm. »Will, mir ist die Fähigkeit abhanden gekommen, für irgendetwas Gefühle zu entwickeln.«
    »Portias wegen?« Will fragte es zögernd. Das Thema war tabu, doch nun spürte er so etwas wie eine stumme Aufforderung.
    Wieder schwieg Rufus. Dann setzte er sich auf und griff nach seinem feuchten Hemd. »Ich bin zur Einsicht gelangt, dass ein Mann sich nur einmal einer Frau mit Herz und Seele schenken kann. Wird diese Gabe verschmäht, verliert die Zukunft für ihn an Bedeutung.« Er zog seine Breeches an. »Komm, es wird Zeit, ins Lager zurückzukehren.« Sein Ton war nun sachlich, völlig emotionslos und abweisend.
    Will begriff sofort und zog sich an. Ihr Rückweg verlief so stumm wie der Hinweg.
    Portia blieb noch lange unter ihrem Strauch hocken, ehe auch sie wieder zurück zu den Lagerfeuern ging.
    »Nun, was haltet Ihr davon?«
    Cato senkte den Feldstecher und wandte sich dem neben ihm Stehenden zu, um dessen Frage zu beantworten. Oliver Cromwell war ein Mann von gedrungener Statur, dessen äußere Erscheinung vernachlässigt wirkte. Sein Kragen war vergilbt, das Wams mit Fettflecken übersät, die kurzen Haare klebten strähnig am Kopf.
    »Wir haben noch vier Stunden Tageslicht vor uns«, gab Cato nachdenklich zurück. »Und nach den Kochfeuern zu schließen, könnten wir sie überrumpeln.«
    »So ist es.« Cromwell rieb sich befriedigt die Hände. »Was meint Ihr, Fairfax?«
    Lord Fairfax hob seine wohlgeborene Nase prüfend in die Luft. »Es erscheint mir nicht sehr ritterlich«, bemerkte er. »Sich auf den Feind zu stürzen, wenn er nichtsahnend und in Erwartung des Essens am Feuer sitzt. Aber es liefert uns einen entscheidenden Vorteil.«
    »Der Krieg ist kein ritterliches Geschäft«, erwiderte Cato. Wieder hob er den Feldstecher an die Augen und blickte über die Ebene des Moores hinweg zu den feindlichen Feuern. Befand Rufus sich unter den Truppen des Königs? Wahrscheinlich. Es bestand also die Möglichkeit, dass sie auf dem Schlachtfeld aufeinandertrafen, falls sie vorher den Kampf überlebten. Wie auch immer diese Begegnung ausgehen mochte, sie würde vermutlich das Ende der Fehde ihrer Väter bedeuten. Ließ er heute sein Leben, sei es durch die Hand Decaturs oder auf dem Schlachtfeld, würde kein Erbe die Fehde weiterführen, da dies keine Last war, die man Töchtern aufbürdete. Aber auch Rufus Decatur hatte keine legitimen Erben, die seinen Rachefeldzug weiterführen konnten.
    Cato merkte nicht, dass er seine Lippen fest zusammenpresste, als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zuwandte, das um ihn herum geführt wurde.
    »Sie werden uns durch Ferngläser so beobachten wie wir sie.« Lord Leven schürzte nachdenklich die Lippen. »Unsere Angriffsvorbereitungen werden ihnen nicht entgehen.«
    Als Cromwell nun mit blitzenden Augen und voller Überzeugungskraft und Autorität seinen Plan erläuterte, war allen klar, dass er diese Strategie schon vor geraumer
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