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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten
Autoren: Amy J. Fetzer
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zu töten. Nein, heute noch nicht, dachte er und stellte sich den Männern kurz entschlossen entgegen. Er wünschte nur, dass er mehr Zeit hätte, seine Pistolen neu zu laden. Metall blinkte auf. Einer der Soldaten kam dicht genug heran, um Raiden am Arm zu verletzen, doch zahlte es ihm der auf gleiche Weise heim. Noch während sie kämpften, sah Raiden, dass der Blick des Mannes an ihm vorbeiglitt und sich auf das Geschehen hinter ihm richtete.
    Er fuhr blitzschnell herum. Eine wunderschöne Frau, die trotz der herrschenden Hitze elegant und kühl wirkte, schlug einem Mann gerade einen Terrakotta-Krug über den Schädel. Der Mann fiel zu Boden, und die Klinge, die für Raidens Rücken gedacht gewesen war, entglitt seiner Hand.
    Die Frau klopfte sich den Staub von den Händen und zuckte mit den Schultern. »Die Chancen schienen schrecklich unfair verteilt«, erklärte sie und wies dann hinter ihn. »Passt auf Euch auf, Sir.«
    Raiden drehte sich um. Weitere Soldaten der East India Company kamen um die Gassenecken gelaufen, schlüpften unter den Karren und Tischen hervor, die auf dem Marktplatz aufgebaut standen. Raiden wusste, wann er hoffnungslos in der Minderzahl und die Zeit reif zum Ankerlichten war. Er packte die Frau an der Hand und ignorierte ihren Protest, als er sie – nicht gerade sanft – mit sich zog und die Straße hinunterrannte. Offensichtlich war er verraten worden. Die Soldaten hatten ihn erwartet. Es war nicht das erste Mal während der vergangenen acht Tage, dass er um sein Leben laufen musste. Aber heute hatte er so etwas wie ein weibliches Gepäckstück im Schlepptau, das gut und gerne zwanzig Pfund an Unterröcken mit sich herumschleppte, was seine Flucht gefährlich verzögerte.
    Willa wehrte sich dagegen, über die holprige Straße gezerrt zu werden. »Spart Euch das«, keuchte sie und raffte mit einer Hand ihr Kleid, während sie versuchte, mit diesem Rohling Schritt zu halten. »Sie sind hinter Euch her.«
    »In dieser Schlacht machen sie keinen Unterschied, M’lady.«
    Sie zerrte an seiner Hand. »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Ich aber nicht.« Er zog sie in eine Nebengasse und stellte sich vor sie, ehe er um die Mauerecke spähte.
    »Das entscheidet nicht Ihr.« Sie versuchte, an ihm vorbeizuschlüpfen, doch ohne sie eines Blickes zu würdigen, streckte er den Arm aus und hinderte sie daran.
    »Ihr aber auch nicht.«
    Willas Blick fiel auf das blutbefleckte Schwert, das er fest in der Hand hielt, und sie schluckte. Hatte sie etwa dem falschen Mann geholfen? Sie musterte die beiden Steinschlosspistolen und die Messer, die in seinem breiten Gürtel steckten, und begriff, dass sie mit ihrer Befürchtung Recht hatte.
    »Ich habe Euch nicht aufgefordert, Euch in meine Angelegenheiten zu mischen, Frau.« Er zog sich hastig von der Hausecke zurück und ging weiter in die Gasse hinein, wobei er Willa mit sich zog. »Und Ihr habt einen ihrer Kameraden verletzt.«
    Sie blieb stehen und sah ihn an, die Hand in die Hüfte gestemmt. »Haltet mir nicht einen leichten Schlag auf den Kopf vor, wenn Ihr sie für Euren Teil in Stücke zerhackt habt.« Sie gestikulierte jetzt heftig, und ihr perlenbestickter Ridikül schwang am Handgelenk hin und her.
    Sieh an, dachte er, sie hat mehr Feuer im Leib als gut für sie ist. Und ausgerechnet ihm widerfuhr das Glück, von einem rothaarigen Frauenzimmer gerettet zu werden, das, Gott bewahre, voller Widerspruchsgeist steckte. »Ich habe zweien den Garaus gemacht – sie mittendurch gehauen«, gestattete er sich das Vergnügen, den Ablauf genauer auszuführen. Er sah, dass sich ihr Gesicht vor Entsetzen verzerrte. Seine Gefühllosigkeit lag ihm wie ein Stück verdorbenes Fleisch im Magen und er ärgerte sich über sich selbst. Mit zwei Schritten war er bei ihr. »Erwartet Ihr jetzt von mir ewige Dankbarkeit dafür, weil Ihr diesem Soldaten eins über den Schädel gegeben habt?«, fragte er vorwurfsvoll, während er sie umdrehte und vor sich herschob.
    »Ein einfaches Dankeschön würde genügen.« Über die Schulter warf sie ihm einen geringschätzigen Blick zu. »Aber offensichtlich sind gute Manieren unter blutdürstigen Barbaren Eures Kalibers nicht üblich.« Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie wich ihm aus, doch er griff nach ihrem Handgelenk und packte nach einem kurzen Handgemenge schmerzhaft zu.
    »Legt Euch nicht mit mir an, Frau. Sie würden Euch allein für das da töten«, stieß er hervor und wies mit einer Kopfbewegung auf die Juwelen, die ihren
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