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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten
Autoren: Amy J. Fetzer
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sich hielt. Die Wärme seines Körpers durchdrang ihr Kleid und ließ sie seinen Geruch erahnen – faszinierend männlich und geheimnisvoll. Willa rügte sich insgeheim dafür, es bemerkt zu haben.
    Raiden steckte sein Schwert in die Scheide zurück und hielt nun die geladene Pistole im Anschlag. Aufmerksam musterte er seine Umgebung. Seinen mitternachtsschwarzen Augen entging kein Schatten, keine dunkle Nische. Als ein Trupp Soldaten am entgegengesetzten Ende der Gasse, in der Nähe des Piers, auftauchte, zog Raiden Willa in einen baufälligen Stall und führte sie in den in tiefem Schatten liegenden hinteren Teil. Dabei ließ er ihre Hand nur los, als er sich duckte und unter dem tief hängenden Dachboden hindurchschlüpfte. An einer Maueröffnung, die offensichtlich als Fenster diente, blieb er stehen. Er bedeutete Willa, sich hinter ihn zu stellen. Doch sie zögerte. Allzu sehr war sie sich der Gefahr bewusst, die darin lag, auch nur einen Augenblick länger in seiner Nähe zu bleiben. Nicht nur ihr guter Ruf stand auf dem Spiel.
    Er zog die Augenbraue hoch, die sich als dunkler Strich von seiner bronzefarbenen Haut abhob. »Noch immer Angst vor mir?«
    »Kaum«, erwiderte Willa, obwohl es ihr widerstrebte, ihm noch weiter in das Dunkel zu folgen. »Ich traue Euch nur nicht.«
    »Ihr werdet mit jedem Augenblick klüger, kleiner Rotfuchs«, murmelte er, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand. Durch das Fenster sah er auf die Gasse hinaus. Die Soldaten der East India Company waren ihnen bislang noch nicht gefolgt. Raiden wandte sich an Willa. »Entschuldigt die mehr als dürftige Umgebung, Mylady.« Er deutete eine leichte Verbeugung an, die jedoch jeglichen Respekt vermissen ließ. »Aber es ist das Beste, was ich zu bieten habe.«
    Sein sarkastischer Ton verletzte Willa, und sie rümpfte die Nase. »Gott sei Dank ist dieser Zustand ja ein vorübergehender.« Sie ließ sich nicht darüber aus, dass sie die letzten Monate an Orten verbracht hatte, die ebenso heruntergekommen gewesen waren wie dieser Stall. Als sie einen Schritt zurücktrat, stolperte sie über ihre Röcke. Sie unterdrückte einen Fluch. Ohne den Reifrock und die Unterröcke hing ihr Kleid einfach schrecklich an ihr herunter, und sie raffte einen Arm voll Stoff zusammen und bedachte Raiden mit einem vorwurfsvollen Blick, den er in der Dunkelheit jedoch nicht sehen konnte.
    Aber er fühlte ihn. Raiden schaute auf und erhaschte einen Blick auf Willas wohl geformte, in feine Strümpfe gehüllte Waden und die zierlichen Schleifen der Strumpfbänder. Bei diesem Anblick so ausgesprochener Weiblichkeit zog sich etwas in seinem Innern zusammen und er musste den Blick fast gewaltsam davon losreißen. Er wollte nicht daran denken, wann er das letzte Mal mit einer Frau von Willas Format zusammen gewesen war, und zwang die Erinnerung daran in die Dunkelheit seines Unterbewusstseins zurück. Es war eine Zeit, die er nicht noch einmal erleben wollte.
    Verdammt noch mal, aber er hätte sie nicht mitnehmen sollen. Die Soldaten hätten sie unbehelligt gehen lassen, allein schon deshalb, weil sie eine Dame der Gesellschaft und von vermutlich beträchtlichem Einfluss war. Er lächelte spöttisch. Die Soldaten der East India verfolgten kein anderes Ziel als den Schutz der Interessen der Gesellschaft und der Vernichtung all dessen, was ihnen dabei im Weg war. Das hatte ihn seine Erfahrung gelehrt. Ungewollt tauchten Erinnerungen in ihm auf, und mit einem wütenden Schnauben schob er die Pistole in den Gürtel zurück und zog stattdessen die andere hervor, um sie neu zu laden. Mit einem versteckten Seitenblick schaute er zu Willa.
    Sie hatte sich auf eine große Weidenkiste gesetzt, die ein gutes Stück entfernt von Raiden stand. Die Schatten hüllten sie fast ganz ein und klugerweise saß sie so weit vom Fenster weg, dass man sie nicht sehen konnte. Sittsam thronte sie inmitten einer Wolke grüner Seide und zupfte die Stofffalten zurecht, ehe sie begann, ihr geflochtenes Haar wieder in die Ordnung zu bringen, die es noch vor kurzem gehabt hatte. Und doch konnten ihre Bemühungen nichts an dem bezaubernd zersausten, verführerischen Anblick ändern, den sie bot. Raiden verspürte den Wunsch, diese Unordnung noch größer zu machen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass diese Frau zum ersten Mal im Leben ins Schwitzen geraten war.
    Mit dem Rücken an der Wand lehnend, lud er den Ladepfropf und schob ihn in den Lauf, dann füllte er etwas Pulver
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