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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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den unglücklichen Hauptmann Parang.
    »Wenn Eure Hoheit erlauben«, wandte Tázád ein, »schau ich zu, während Ihr trinkt, enthalte mich selbst jedoch des Trunkes. Mein Vorgesetzter hat mir strikten Befehl erteilt, nüchtern zu bleiben.«
    Reith grunzte. Wirklich Pech, dass er ausgerechnet einen so pflichtbewussten Krishnaner zum Wachhund hatte! Er nahm Tázád mit in die Schenke, bestellte zwei Kvad und forderte ihn augenzwinkernd auf, mit ihm anzustoßen. Tázád lehnte höflich, aber bestimmt ab. Da Reith befürchtete, durch zu große Hartnäckigkeit womöglich Verdacht zu erregen, trank er schließlich beide Becher selber aus.
     
    Zwei Tage später lag die Mokinam noch immer vor Anker. Obwohl Tashian versucht hatte, Reith von den Hebeln der Macht möglichst fernzuhalten, war es diesem trotzdem gelungen, aus den Duruma, die er in der Umgebung der Paläste kannte, einiges über die Hintergründe von Ferrians Besuch herauszukitzeln. Die meisten Krishnaner waren nun mal große Klatschmäuler.
    Der Besuch, so erfuhr er, schien bisher zu keinen Ergebnissen geführt zu haben. Ferrian hatte den ehrgeizigen Plan, die Inseln der Sabadao-See – Zamba, Jerud, Zá, Ulvanagh und natürlich sein eigenes Reich, Sotaspé – zu einem Staatenbund zusammenzuschmieden. Und nun forderte er für diese zukünftige Konföderation Handelsprivilegien in der Va’andao-See, die bisher für alle nichtdurischen Schiffe gesperrt war. Tashian indes wollte sein Schiffahrtsmonopol auf der Va’andao nur zu Bedingungen lockern, die im Grunde genommen die Sabadao-Inseln zu einem Protektorat Durs machten.
    Es hieß, die Verhandlungen drohten jeden Tag zu scheitern. Von der Hafenpromenade aus starrte Reith sehnsüchtig auf Prinz Ferrians Schiff. War die Mokinam erst wieder weggedampft, dann wusste nur noch Bákh, wann Reith je wieder eine Chance haben würde zu fliehen. Der Tag war warm, sonnig und windstill, kaum ein Lufthauch kräuselte das blaugrüne Wasser.
    Während Reith noch schaute, brach am Kai ein Tumult aus. Jemand schlug einen Feuergong. Rauch quoll aus dem Gebäude eines Schiffslieferanten.
    »Oh! Es brennt!« schrie Tázád. »Kommt, Hoheit, wir helfen löschen!«
    Der Gardist rannte zu dem Feuer. Reith folgte ihm ohne große Eile. Aus allen Richtungen kamen jetzt Leute angelaufen. Eine Pfeife schrillte, und ein Trupp Feuerwehrmänner bog im Laufschritt um die Ecke, ihren Spritzwagen vor sich herschiebend. Dieser bestand aus einem großen leeren mit Eimern behängten Holzzuber auf Rädern. Eine Pumpe mit einem langen Schwengel und einer schwenkbaren Spritze ragte aus dem Zuber.
    Die Feuerwehrmänner brachten ihren Apparat vor dem brennenden Haus zum Stehen und verteilten die Eimer an die Umstehenden. Diese bildeten sofort eine Doppelreihe von der Brandstelle zur Bucht. Die leeren Eimer wurden bis zum Wasser weitergereicht, dort gefüllt und liefen über die andere Reihe wieder zurück, wo sie in den Zuber geleert wurden und sofort wieder den Weg zur Bucht antraten. Gleichzeitig betätigten mehrere Feuerwehrleute mit vereinten Kräften den Pumpenschwengel, und ein kräftiger Wasserstrahl schoss in das brennende Haus. Tázád stand in einer der Reihen und war vollauf mit seiner Arbeit beschäftigt, so dass er gar nicht auf Reith achtete.
    Reith lief zum Wasser und schloss sich ans Ende der Reihe an, die die leeren Eimer durchgab. Er nahm die Eimer entgegen, beugte sich über den Rand des Kais, füllte sie mit Wasser und reichte sie an den Schlussmann der anderen Reihe weiter. Es war echte Schwerstarbeit.
    »Ohe, seid Ihr nicht der Ertsu, der die Douri geheiratet hat?« meldete sich ein Krishnaner neben ihm.
    »Der bin ich«, gab Reith keuchend zur Antwort. »Könntet Ihr mich mal für einen Moment ablösen?« Er trat ein Stück zur Seite und schälte sich aus Jacke und Hemd.
    »Ruht Euch nur ein wenig aus!« rief ihm der Krishnaner zu. »Es ist gut zu sehen, dass Eure Hoheit sich nicht zu schade und zu erhaben sind, uns einfachen Leuten zu helfen … lya! Was macht Ihr da?«
    Von Rock und Hemd befreit, spähte Reith nach Tázád. Der Gardist hatte ihm den Rücken zugewandt. In Sekundenschnelle stand Reith im Unterzeug da. Unter der Unterhose, direkt auf der Haut, trug er die smaragdbesetzte Schärpe von seinem senarzeanischen Tempelgewand. Ehe der Krishnaner den Mund wieder zu hatte, war Reith mit einem Kopfsprung im Wasser verschwunden.
    Nach zwanzig Metern kam er prustend hoch, angewidert die ölige Brühe des Hafenbeckens aus den
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