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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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vor der Heirat mit Reith gehabt hatte.
    Das erinnerte Reith daran, dass auch sein eigenes Bargeld, das er noch besaß, nicht ewig halten würde, auch wenn er Essen und Wohnen frei hatte und nur wenig ausgab. Er fragte daher den Regenten: »Eure Exzellenz, sollte ich nicht als Prinzgemahl und Mitglied des Königshauses auch eine reguläre Zuwendung bekommen?«
    »Ihr habt recht, Herr Fergus.« (Tashian sprach seinen Namen »Forgäs« aus.) »Sobald mir meine Staatsgeschäfte Zeit lassen, daran zu denken, werde ich die entsprechende Anordnung erteilen.«
    Obwohl Reith seine Bitte von da an alle paar Tage aufs neue vortrug, war Tashian immer in dem Moment gerade zu beschäftigt, um sich um die Sache zu kümmern. Andererseits fand er aber genügend Zeit, Reith in den Ritterstand zu erheben – ein Titel, der in Dur seit langem nur mehr rein dekorative Funktion hatte. Reith hatte nichts dagegen, als ›Garm‹ Fergus angeredet zu werden; ein festes Einkommen indes, selbst ein noch so geringes, wäre ihm bedeutend lieber gewesen.
    Einstweilen bestritt er sein Taschengeld noch durch den Verkauf der Smaragde von der Schärpe seines Tempelgewandes aus Senarze. Wie die Dinge lagen, würde er, wenn diese Einnahmequelle erst erschöpft war, wohl oder übel nach einem Job suchen müssen, vielleicht als Lehrer für terranische Sprachen….
    Einmal besuchte er, wie immer dezent bewacht, mit Vázni eine Theateraufführung. Es handelte sich um die Wiederaufführung von Harians Die Verschwörer, in fünf Akten und zweiundzwanzig Szenen. Er fing sogar an, einen Versroman zu lesen, Abbeq und Danqi, in der Originalfassung auf Gozashtando. Aber er schaffte nur einige wenige der insgesamt 264 Gesänge, dann gab er das Unterfangen entnervt auf.
    Er schwatzte Tashian die Erlaubnis ab, in Baianch herumspazieren zu dürfen, begleitet von vier kräftigen Gardisten. Schon bald reduzierte der Regent, der immer ein waches Auge für mögliche Einsparungen hatte, die Eskorte auf zunächst zwei Mann und schließlich auf einen, einen freundlichen, aber einfältigen jungen Duru namens Tázád.
    Reith erforschte die Stadt genauso sorgfältig wie einst Senarze. Er durchstreifte und erkundete jeden Winkel. Er schleifte seine Bewacher so oft auf verschiedenen Pfaden in die Unterstadt und wieder zurück, dass diese über Blasen an den Füßen klagten. Da lieh er sich Roller aus den königlichen Stallungen aus und sauste mit seinen Gardisten im Schlepptau über die Kopfsteinstraßen von Baianch.
     
    Eines Tages kamen Reith und Tázád aus einer Schenke an der Hafenpromenade. Als sie nebeneinander zum Ausruhen auf einem Poller am Rand des Kais Platz nahmen, unter den düsteren grauen Zinnen der Oberstadt, rief Reith plötzlich: »Ohe, was ist das denn dort drüben?«
    Er wies mit ausgestrecktem Arm auf ein Schiff, das in der schimmernden Bucht draußen vor Anker lag. Es unterschied sich deutlich von den üblichen Rahseglern, die in diesen Gewässern zu Hause waren.
    »Das?« fragte Tázád. »Meinen Eure Hoheit jenes schwarze Schiff mit dem großen Rohr in der Mitte?« Tázád hatte die Unart, jedes Mal so zurückzutragen, dass man ihm alle Fragen zweimal stellen musste.
    »Ja, Bursche.«
    »Das, Garm Fergus, ist die Mokinam, ein Schiff des Prinzen von Sotaspé.«
    »Ich wusste doch, dass ich die schon mal gesehen habe«, sagte Reith leise zu sich selbst. »Ich habe sie schon einmal gesehen, in Reshir.«
    »Es heißt, sie wird vorwärtsgetrieben von einer magischen Kraft, welche Prinz Ferrian von den Ertsuma gestohlen haben soll«, erklärte Tázád. »Die Priester warnen uns vor solchen geheimnisvollen Kräften. Sie sagen, man könne sie nur mit Hilfe böser Geister erzeugen.«
    »Was macht Prinz Ferrian her?«
    »Meint Ihr, Garm Fergus, zu welchem Behufe er Dur besucht?«
    »Gewiss.«
    »Nun, Herr, natürlich kenne ich die Wege und Geheimnisse der Mächtigen nicht in all ihrer Tiefe. Diese zu ergründen, stünde Eurer Hoheit gewisslich eher an. Es heißt, er sei hier auf einer Mission bei seiner Exzellenz, wage es jedoch nicht, an Land zu kommen, aus Furcht, Herr Tashian könne ihn ins Gefängnis werfen. So lässt sich denn ein Bote des Regenten ohne Unterlass zwischen Schiff und Ufer hin- und herrudern, um die Einzelheiten ihres Schachers zu überbringen.«
    »Interessant«, murmelte Reith und starrte versonnen auf das Dampfschiff. »Trinken wir noch einen!« Vielleicht gelang es ihm, Tázád auf die gleiche Weise außer Gefecht zu setzen wie seinerzeit
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