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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Augen schüttelnd. Abfall und anderes Gerumpel, darunter ein toter Eshun, schwammen auf der Oberfläche. Reith wich dem Kadaver aus und kraulte mit kräftigen Zügen auf die Mokinam zu.
    Eine blaue Rauchfahne stieg aus dem großen dünnen Schornstein des Dampfers. Der Anblick spornte ihn zu noch größerer Anstrengung an. Das schwarze Schiff konnte jeden Moment abfahren!
    Er warf einen raschen Blick zurück zum Kai. Dort hatte sich eine Traube von Krishnanern gebildet, die heftig gestikulierend auf ihn zeigte. Auf die Entfernung konnte Reith nicht erkennen, ob Tázád unter ihnen war. Der größte Teil der Menge war noch immer mit den Löscharbeiten beschäftigt.
    Atemnot zwang ihn, sein Tempo zu verlangsamen. Die letzten hundert Meter bis zum Schiff legte er kräfteschonend im Bruststil zurück.
    Als er sich dem Schiff näherte, hörte er Kommandorufe und nahm Anzeichen erwachender Betriebsamkeit wahr. Die Ankertrosse begann quietschend aufwärts durch die Klüse zu gleiten.
    »He!« schrie Reith und schluckte einen Mundvoll von der dreckigen Brühe.
    Mit einem letzten verzweifelten Sprint pflügte sich Reith zur Ankertrosse und packte sie. Er hörte, wie oben die Matrosen ein Shanty sangen, währen sie die Ankerwinde drehten.
    Die Trosse glitt langsam hoch und zog ihn aus dem Wasser. Er schloss die Beine um sie, um die Arme zu entlasten. Einen Meter unter ihm tauchte der Anker aus dem Wasser auf.
    Er schaute nach oben. In wenigen Augenblicken würde er loslassen müssen, sonst quetschte er sich die Hände zwischen Trosse und Klüsenrand ein. Den Blick auf die näher kommende Öffnung geheftet, wartete er, bis seine Hände nur noch Zentimeter von dem Rand entfernt waren. Im letzten Moment ließ er die Trosse fahren und klammerte sich am Dollbord fest. Er versuchte, sich zur Reling hochzuziehen, doch er schaffte es nicht; er hatte keine Kraft mehr in den Armen.
    »Hilfe!« schrie er verzweifelt. »Hilfe! Im Bug!«
    Nackte Füße tappten über das Deck. Zwei wettergegerbte krishnanische Gesichter schauten über die Reling. Worte schossen kurz hin und her, dann flog ein Seil über die Reling.
    Reith angelte nach dem Seil, bekam es zu fassen und hängte sich mit letzter Kraft daran. Es wurde hochgezogen, bis er die Reling erreichen konnte. Schwielige Hände packten ihn bei den Armen und halfen ihm hoch. Er purzelte über die Reling und brach erschöpft auf dem Deck zusammen.
    »Nun, Sir«, sagte eine krishnanische Stimme in exzellentem Englisch, »als wir unsere kleine Fechteinlage in Reshir hatten, hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich Sie mal aus dem Wasser fischen würde. Was im Namen all Ihrer terranischen Götter treiben Sie hier?«
    Prinz Ferrian, gestiefelt und mit scharlachroter Schärpe, stand über ihm, die Hand auf dem juwelenbesetzten Griff seines Schwertes.
    »Ich freue mich, dass Sie mich wieder erkennen.«
    »Ich vergesse niemals Gesichter. Aber wie wär’s, wenn Sie mir meine Frage beantworteten?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Sir, und ich bin noch ziemlich außer Atem. Um es kurz zu sagen: Der Regent hielt mich gefangen, und ich bin abgehauen.«
    »Was haben Sie getan, das seinen Zorn so erregt hat?«
    »Nichts. Er fand, dass ich der geeignete Prinzgemahl für seine Douri wäre, und zwang mich mit einem miesen Trick, sie zu heiraten.«
    »Tatsächlich? Viele würden sich an Ihrer Stelle glücklich schätzen. Aber die Geschmäcker sind eben verschieden, besonders zwischen Krishnanern und Terranern. Was ist aus Ihren Touristen geworden?«
    »Sie sind zurück in Novo, hoffe ich.«
    Den Blick zum Kai gewandt, sagte Ferrian: »Ihre Flucht scheint bemerkt worden zu sein. Da kommt ein Boot mit Tashians Flagge am Bugspriet.«
    »Bitte, Hoheit, schicken Sie mich nicht zurück!«
    »Welche Gründe sollten mich davon abhalten, Mister - wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Fergus Reith.«
    »Mister Reith. Ein Erdling bedeutet mir nichts im Vergleich zum Wohle meines Reiches, noch hege ich irgendwelche besonderen Sympathien gegenüber Ihrer Rasse. Warum sollte ich Tashian mehr verärgern als notwendig?«
    »Ich habe gehört, Ihre Verhandlungen mit ihm sind ergebnislos abgebrochen worden.«
    »Richtig, aber das ändert nichts an der Sache. Abgesehen davon – wenn ich Sie nicht ausliefere, könnte Tashian Sie sich vielleicht mit Gewalt holen. Gleichzeitig hätte er einen günstigen Vorwand, mich, das Schiff und die Besatzung gleich mit einzukassieren.«
    »Können Sie nicht einfach abdampfen?«
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