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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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er den Maschinisten zu sich, »wo ist Eure Griffstange?«
    »Dort«, sagte der Krishnaner und zeigte auf eine stemmeisenähnliche Stange, die in einer Wandhalterung steckte.
    »Drehen wir sie mal ein bisschen. Dann können wir sehen, ob sich die Schaufeln überhaupt bewegen.« Er nahm die Stange herunter und steckte sie zwischen die Speichen des Schwungrads. Dann stemmten sie sich mit vereinten Kräften dagegen. Sowohl die Kurbelwelle als auch die Schaufelräder machten eine Viertelumdrehung.
    »Sie lässt sich ziemlich leicht drehen«, sagte Reith. »An den Lagern kann’s also nicht liegen. Aber irgendwo muss der Fehler doch stecken!«
    Der Krishnaner machte eine hilflose Geste. Ferrian rief von oben: »Sie haben nur noch ein paar Minuten, bis die Galeeren da sind, Mister Reith. Ich werde mich auf keinen Fall auf einen Kampf einlassen. Wenn man die Ruderer mitzählt, sind sie uns zahlenmäßig zehn zu eins überlegen.«
    Reith ging die gesamte Kette der Kraftübertragung erneut durch. »Hurgash! Was ist das denn?« rief er plötzlich.
    Er zeigte auf einen Fliehkraftregulator am Hauptdampfrohr. Er verstand nicht, was der Maschinist antwortete, aber das änderte jetzt auch nichts mehr. Er erinnerte sich daran, dass in einem der Naturlehrebücher beschrieben worden war, wie der große James Watt diese Vorrichtung erfunden hatte. Er hatte den Regulator bisher übersehen, weil er sich an einer Stelle des Hauptrohrs befand, die im Schatten lag.
    Der Regulator war in Geschlossen-Stellung, mit den Kugeln ganz nach außen, die Schenkel fast horizontal. Reith kroch hoch, bis er ihn mit der Hand erreichen konnte, und schrie »Au!«, als er mit dem Handrücken an ein heißes Rohr kam.
    »Hurgash! Rasch, irgendeinen spitzen Gegenstand!«
    Der Maschinist reichte Reith einen Schraubenzieher. Reith steckte das Werkzeug zwischen die Schenkel des Regulators und zog mit einem kräftigen Ruck. Die Lagermuffe löste sich zäh. Ein lautes Zischen kam aus dem Rohr; der Regulator begann sich zu drehen, und ganz langsam, dann immer schneller, auch die Kurbelwelle.
    »Ich hab’s, Herr Prinz!« brüllte Reith. »Sie haben Ihren Regulator nicht ordnungsgemäß gewartet. Das Öl ist eingetrocknet und zäh geworden, und das Ding ist in Geschlossen-Stellung stecken geblieben. Hurgash! Die Ölkanne her!«
    Immer schneller drehte sich die Kurbelwelle. Ein Zittern lief durch das Schiff, als die Schaufelräder das Wasser zu pflügen begannen. Reith sprang herunter und kletterte die Leiter hinauf auf Deck.
    Dort herrschte bereits geschäftiges Treiben. Unter Ferrians kurzen, knappen Kommandos errichteten die Matrosen einen Schilder wall entlang der Reling. Andere brachten auf dem Achterdeck ein Katapult in Stellung.
    Die Mokinam gewann an Fahrt. Achteraus, in ihrem Kielwasser, pflügten die zwei durischen Galeeren wie gigantische Tausendfüßler durch das Wasser. Die Anfeuerungsrufe und Gongschläge der Bootsführer schollen herüber.
    »Runter!« schrie Ferrian und ließ sich auf die Decksplanken fallen. Die Matrosen folgten seinem Beispiel. Ein lautes schnappendes Geräusch kam von einer der Galeeren. Reith war noch nicht ganz unten, als ein Katapultpfeil laut kreischend über sie hinwegpfiff.
    »Wenn Sie beim nächsten Mal wieder so langsam sind, fliegt Ihnen der Kopf weg«, sagte der Prinz und erhob sich wieder. »Sie holen immer mehr auf.«
    Zentimeter um Zentimeter schoben sich die Galeeren heran. »Tja, Mister Reith, das war’s dann wohl«, sagte Ferrian mit einem resignierten Achselzucken. »Ich fürchte, wir müssen beidrehen. Tut mir leid für Sie.«
    »Nein, warten Sie!« stieß Reith hervor. »Die haben in der letzten Minute keinen Boden mehr gutgemacht.«
    »Pures Wunschdenken, mein Freund … he! Sie könnten sogar recht haben! So ein Tempo können die Ruderer nicht lange durchhalten. Das ist der große Vorteil der Dampfkraft gegenüber der Muskelkraft: Dampf wird nicht müde.«
    Ein zweiter Katapultpfeil kam herübergeflogen und bohrte sich in die Decksplanken.
    »Sie fallen zurück!« stieß Reith frohlockend hervor. »Ich wette meinen Kopf darauf.«
    Der dritte Pfeil senkte sich hinter ihrem Heck ins Wasser.
    »Sehen Sie?« jubelte Reith.
    Die Ruderer schienen in der Tat mit ihrer Kraft am Ende. Die Galeeren fielen merklich zurück. Die Mokinam stampfte mit Volldampf voraus.
    »Juhuu!« brüllte Reith. »Sie kehren um!«
    Ferrian klappte das Fernglas zusammen, mit dem er die Verfolger beobachtet hatte. »Spiel, Sieg und Satz an
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