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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung
Autoren: Polly Shulman
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teilen. Diese Sammlung wurde zum Kernstück des Archivs, als einige Freizeitastronomen im Jahre 1837 ihre Ressourcen zusammenlegten und ein Geschäft gründeten. Zuerst waren wir im St. Johns Park, nahe der Greenwich Street, aber im Jahr 1852 zogen wir in die East 24 th Street und 1921 dann an diesen Ort hier. Natürlich haben wir seitdem die angrenzenden Gebäude mit einbezogen. Tatsächlich sind die meisten Magazine während der Erweiterung im Jahr 1958 entstanden. Das Büro von Lee ist allerdings ein Überbleibsel von 1921 .«
    Informativ, aber nicht sehr erhellend. Ich setzte nach: »Die Gäste – sind das Leute, die hierherkommen, um Bücher oder was auch immer auszuleihen?«
    »Bücher?« Sie sah mich stutzig an. »Nein, eigentlich nicht. Dafür gibt es viele andere Bibliotheken. Ich hoffe, du bist jetzt nicht enttäuscht, Liebes. Falls du Bücher magst, kann ich dich Jill Kaufmann von der Lion-Bibliothek vorstellen. Die können immer Pagen gebrauchen.«
    Bildete ich es mir ein, oder grinste Marc ein bisschen?
    »Nein, aber Mr.Mauskopf hat mir gesagt, dass es einen Job in einer Bibliothek gäbe. Also dachte ich … Sie wissen schon … dass ich mit Büchern arbeiten würde. Wenn es keine Bücher sind, was ist es dann, das hier gesammelt und ausgeliehen wird?«
    »Was? Natürlich Dinge. Wir sind wie eine Ausleihbibliothek, nur mit einer viel größeren Auswahl an Sammlungen.«
    »Und was für Sammlungen sind das?«
    Sie holte Luft, begann noch einmal, und es klang, als hätte sie diese Rede schon oft gehalten: »Zurzeit sind die beliebtesten Gegenstände, die wir verleihen, unter anderem Musikinstrumente, Sportausrüstungen und besondere Küchengeräte. Viele New Yorker machen zum Beispiel ab und zu gerne ein Fondue, aber sie wollen nicht ihren Schrank mit den ganzen Fondueschälchen vollstellen. Oder wenn du eventuell Piccoloflöte lernen willst, kannst du dir eine ausleihen, um mal zu sehen, ob es dir gefällt. Im späten neunzehnten Jahrhundert waren spezielle Silberservices sehr beliebt. In den Siebzigern waren es Drehbänke. In letzter Zeit reißt sich alles um … o nein!« Sie brach ab, als ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, mit einem Stück Papier in der Hand zwischen zwei Vitrinen erschien. »Ich wette, das ist schon wieder einer.«
    »Entschuldigung, Ms.Callender, Dr.Rust ist nicht am Platz, und da ist ein Gast, der etwas aus dem Grimm-Sammelsurium ausleihen möchte. Können Sie sich darum kümmern?«, wollte es wissen.
    »Natürlich. Danke, Anjali.« Ms.Callender drehte sich zu mir um. »Entschuldigung, Liebes, wir müssen später weitermachen. Hier – füll bitte diese Formulare für mich aus. Du kannst sie Anjali geben, wenn du fertig bist, und ich sehe dich dann … mal schauen, wann ist deine erste Schicht? Dienstag. Ich bin so froh, dass du dabei bist, Liebes, du wirst uns eine große Hilfe sein. Und ich hoffe, dir wird es im Archiv genauso gut gefallen wie uns.« Dann schüttelte sie energisch meine Hand und verschwand zwischen zwei Vitrinen.
    »Sie scheint nett zu sein«, sagte ich.
    »Ms.Callender? Sie ist eine Liebe«, sagte Anjali.
    Marc grinste sie an.
    Ich setzte mich an einen der schweren Eichenschreibtische, um meine Formulare auszufüllen. Anjali lehnte sich dagegen. Sie war mittelgroß, mit vollem schwarzen Haar, bernsteinfarbener Haut und braunen Augen unter perfekt geschwungenen Brauen. Ich hatte mir immer solche Augenbrauen gewünscht. Meine sind gerade und irgendwie flach.
    »Ich bin Elizabeth Rew«, sagte ich.
    »Schön, dich kennenzulernen, Elizabeth, ich bin Anjali Rao.«
    »Sag mal, darf ich eine Frage stellen?«, fragte ich.
    Anjali und Marc deklamierten unisono: »Wer Fragen stellt, verläuft sich nicht!«, dann lächelten sie sich an.
    »Was ist das Grimm-Sammelsurium?«
    Das Lächeln verschwand, und sie blickten einander an. »Mach dir im Moment darüber keine Gedanken«, sagte Anjali.
    »Oh. Okay …« Ich fühlte mich zurückgewiesen. Eine unangenehme Stille trat ein. »Tja«, versuchte ich es noch einmal, »was bezahlt man uns denn hier so?«
    »Fünfundachtzig Prozent des Mindestlohns«, sagte Marc.
    Aha. »Wieso nennen sie es dann den Mindestlohn?«
    »Hört sich ungerecht an, oder?«, sagte Anjali und grinste. »Nun, wir sind Schüler, also dürfen sie uns weniger bezahlen.«
    Ich dachte darüber nach. »Es könnte schlimmer sein, vermute ich.«
    »Du kannst mehr verdienen, wenn du Burger brätst«, sagte Marc. »Aber – dann müsstest du eben auch
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