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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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auszusehen.
    »Gut«, sagte Dr.Rust. »Nimm Elizabeth mit rauf in Magazin neun, damit sie lernt, wie der Hase läuft.«
    »Aber die Hasen sind in Magazin acht.«
    »Ich meinte im übertragenen Sinn.«
    Konnte das wahr sein? Hatte Marc mir zugezwinkert? Der großartige und berühmte Marc Merritt hatte
mir
zugezwinkert? Falls ja, hatte er es sehr unauffällig getan.
    »Und schick Martha Callender einen Pneu«, fuhr Dr.Rust fort. »Sie will bestimmt ihr Orientierungs-Ding durchziehen und die Arbeitspläne erstellen.« Dann wandte er sich wieder mir zu. »Ich freue mich, dass du bei uns bist, Elizabeth. Wir waren in letzter Zeit ein wenig unterbesetzt und können die Hilfe sehr gut gebrauchen. Falls du irgendwelche Fragen hast, weißt du, wo du mich findest.«
    Obwohl ich eine Milliarde Fragen hatte, nickte ich nur und folgte Marc quer durch die Halle und durch eine Tür, auf der
Nur für Personal
stand.
    »Was ist ein Magazin?«, fragte ich.
    »Ein Stockwerk, in dem die Bestände gelagert werden.«
    »Und was ist ein Pneu?«
    »Pneumatisches Rohrbeförderungssystem. Rohrpost«, sagte Marc.
    »Und was ist ein pneumatisches Rohrbeförderungssystem?«
    »Wirst du gleich sehen. Pass auf deinen Kopf auf.«
    Wir gingen durch eine niedrige Tür – Marc musste sich bücken, aber mein Kopf war nicht in Gefahr – und dann ein Treppenhaus nach oben, Treppe um Treppe um Treppe. Das Gebäude konnte unmöglich so viele Stockwerke haben, wir mussten das Dach schon längst hinter uns gelassen haben und waren nun in einer Art Penthouse-Anbau. Ich atmete schwer, aber Marc sah so entspannt aus wie immer – wie der schwarze König in einem Schachspiel.
    Schließlich öffnete er eine Tür mit der Aufschrift
Magazin 9
. Wir betraten die Mitte eines langgestreckten Raums mit langen Reihen von Vitrinen an beiden Seiten. Nahe der Tür standen zwei Schreibtische, die auf drei Fahrstühle blickten: ein kleiner, so groß wie eine Mikrowelle, ein weiterer in der Größe eines Geschirrspülers und ein dritter in der Größe eines kleinen Kühlschranks. Dahinter wanden sich dicke Röhren in verschiedene Richtung. Sie waren weiß, schwarz und rot angemalt und hatten jeweils auf Ellbogenhöhe eine kleine, rechteckige Tür. Eines der Rohre endete nach Art einer Duschbrause über einem Drahtkorb.
    »In jedem Magazin ist der Sammelpunkt gewissermaßen das Hauptquartier«, erklärte Marc. »Deinen Mantel kannst du da drüben aufhängen.« Er nahm ein weißes Stück Papier aus einer Ablage mit verschiedenfarbigen Papierstreifen, schrieb etwas darauf und faltete das Blatt in der Mitte.
    Während ich herumstand und mich umsah, begann es in einer der Röhren zu rumpeln und zu schnaufen, als würde ein winziger Elefant darin in Panik geraten. Etwas wurde aus dem offenen Ende des Rohrs geschleudert und landete mit einem dumpfen Schlag im Drahtkorb darunter. Marc hielt es hoch und zeigte es mir: eine durchsichtige Plastikröhre, wie eine kleine, an beiden Enden mit Filz gepolsterte Limodose.
    »Siehst du? Ein Pneu.«
    An der Seite des Pneus befand sich ein Schubfach. Marc öffnete es, fasste hinein, fischte ein Stück Papier heraus und steckte seine gerade geschriebene Notiz hinein. Er öffnete die Tür in einer der Röhren, und ich hörte ein leises Stürmen – wie Wind, der durch eine Schlucht heult. Marc steckte den Pneu hinein und ließ die Tür zufallen. In der Röhre knallte es, als der Pneu hindurchschoss.
    »Wo ist er hin?«, fragte ich.
    »Nach oben, in die Pneu-Verteilerstation.«
    »Wie funktioniert das?«
    »Durch die Röhren wird Luft mit hohem Druck gepumpt. Wie ein kleiner Wirbelsturm im Inneren der Röhre. Die Luft befördert die Pneus durch die Rohre in das gesamte Gebäude.«
    »Also kannst du den Pneu überall hinschicken?«
    »Er landet dort, wo die Röhre hinführt. Man muss ein Rohr nehmen, das dort endet, wo man den Pneu hinschicken will.« Er hielt kurz inne. »Ich mach mal besser den Bestellzettel fertig«, sagte er dann. »Warte hier. Falls Ms.Callender kommt, sag ihr, ich bin gleich wieder da.« Und schon eilte er eine Reihe von Aktenschränken entlang und war kurz darauf verschwunden.
    Ich hängte meinen Mantel auf, schlenderte zu einer mit ordentlichen Zahlen und Buchstaben beschriebenen Vitrine und spähte hinein. Im Inneren sah ich Regale mit Teetassen. In der nächsten Vitrine waren Regale mit Kaffeebechern. Von Zeit zu Zeit hörte ich einen Pneu durch die Rohre unter der Decke rumpeln.
    Marc kam bald zurück, zwei Pakete

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