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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet
Autoren: Stefan Wolf
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nach links und zuckte zusammen.
    Himmel! Das war doch... War das
möglich? Der Kerl sah ja aus wie der Messertyp vom Phantom-Bild. Eine Kopie
davon steckte zusammengefaltet in ihrer Brieftasche. Eine Sorge weniger. Aber
es blieb noch genug.
    Stahlfeder griff an der
Kopfstütze vorbei und packte den Riemen der Schultertasche.
    „Her damit, Süße! Mal sehen,
wer du bist. Ist Geld in der Tasche? Wolltest sicherlich ein paar Riesen aufs
Sparbuch einzahlen.“
    Er lachte. Dann hatte er die
Tasche und wunderte sich über ihr Gewicht.
    Gleich kommt’s, dachte Irma.
Ein Glück, dass ich keine der üblichen Dienstwaffen führe.
    „Mann, Bert!“ Stahlfeders
Stimme klirrte. „Sie hat eine Kanone im Täschchen.“
    „Was?“
    „Sie hat eine Kanone im Täschchen.“
    „Spinn nicht, Hajo!“ Der
Messertyp starrte geradeaus. „Das ist doch höchstens ein Tränengas-Pistölchen.
Weil die Hübsche befürchtet, nachts auf dem Heimweg könnte ein aufdringlicher
Typ nach ihr grapschen.“
    „Nein, Bert! Eine 7.65er. Eine
echte Waffe! Hier!“

    Er hielt sie so, dass Bert im
Rückspiegel einen Blick darauf werfen konnte.
    Irma holte tief Luft. Der Atem
reichte für ein hässliches Lachen. Ein Bankräuber-Lachen.
    „Was denkt ihr denn, ihr
albernen Typen? Dass ihr die Einzigen seid, die ‘ne Bank ausnehmen?!“
    Bert wandte den Kopf. Für einen
Moment sah er sie an. Er war überrascht. Aber das machte ihn nicht
sympathischer.
    „Hehe! Was soll das heißen?“,
meldete sich Hajo vom Rücksitz. „Willst du behaupten, du hattest dasselbe vor?“
    „Wärt ihr fünf Minuten später
gekommen, hätte ich die Kohle gehabt. Und ganz bestimmt hätte ich keine Geisel
gebraucht. Mir genügt es, wenn ich auf ‘nen Kunden ziele.“
    „Willst du behaupten“, bohrte
Hajo, die Stahlfeder, „du machst das einfach so — ohne Maske? Dein hübsches
Gesicht prägt sich ein, Süße!“
    Verächtlich stieß Irma ein
Phhh! durch die Zähne. „Guck doch mal hin! Mein Mantel verhüllt mich. Den Schal
ziehe ich mir über den Kopf. Dazu noch die Sonnenbrille, die da in meiner
Tasche ist. Das reicht. Ich bin unkenntlich. Den Film aus der automatischen
Kamera können die Bank-Heinis wegwerfen.“
    Bert begann zu lachen, löste
die Hände vom Lenkrad und schlug sich auf die Schenkel. „Was, Hajo! Da bleibt
dir die Spucke weg. Wie findest du das?“
    „Stark! Echt stark. Die Frau
gefällt mir.“
    Irma versuchte ruhig zu atmen.
Ihr Herz schlug rascher als ihr lieb war. Entspann dich!, dachte sie. Gefahr
gehört ja schließlich zu deinem Job. Sie drehte sich um. Und Hajo, dem
Schweißtropfen aus dem gekleisterten Haar liefen, erhielt ein kleines Lächeln.
Immerhin hatte er ihr ein Kompliment gemacht. Dass es Beifall war von der
falschen Seite und Irma darauf pfiff, konnte er nicht wissen.
    Er erwiderte das Lächeln mit
einem breiten Grinsen. Von den Zähnen, die er dabei zeigte, hatten zwei braune
Stellen.
    „Wäre das dein erster Überfall
gewesen, äh... Wie heißt du überhaupt?“
    „Irma. Irma Heinze.“ Sie lachte
auf. „Nein! Ganz und gar nicht. Lest ihr keine Zeitung? Am 14. Januar die
Sparkassenfiliale in Klöndorf. 23 400. Am 23. Februar die DB-Filiale in
Haslbrunn. Da habe ich runde 19 000 kassiert. Mein bester Coup war dann in
Nunstadt. Am 3. Mai habe ich sage und schreibe 38 000 mitgenommen. In der
Presse haben sie das allerdings runter gelogen. Auf 18 000.“
    „Das machen sie oft“, sagte
Bert durch die Zähne. „Sonst wird Bankraub zu attraktiv.“
    „Das denken die Pressefritzen“,
bestätigte Irma. „Die glauben, das wäre was für jeden. Machbar für jedermann.
Die haben keine Ahnung von dem Stress. Und den Nerven, die das kostet.“
    „Du sagst es“, meldete sich
Hajo aus dem Fond. „Hast also im letzten Halbjahr über 80 000 vereinnahmt.
Nicht übel. Und wo ist die Kohle?“
    „Unterm Kopfkissen.“ Sie
kicherte. „Doch, wirklich! In meiner Wohnung. Ich bin gerade umgezogen und
richte mich neu ein.“
    „Mit dir könnte ich’s
aushalten“, grinste Hajo. „Bist ja regelrecht ‘ne gute Partie.“
    Irma gab sich amüsiert. Aber
unter dem Lächeln jagten die Gedanken. Was, überlegte sie, haben die mit mir
vor? Scheinbar bin ich eine von ihnen. Schützt mich das? Ich kenne ihre
Gesichter. Ich weiß ihre Vornamen. Und dieser Bert ist zweifellos der
Messertyp, den Gaby gesehen hat. Vorhin. Oder doch nicht? Nur eine Ähnlichkeit?
Ginge ja heiß zu bei denen. Erst der Mordanschlag auf diesen Victor Kalensky.
Und kurz
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