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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet
Autoren: Stefan Wolf
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klingelte das
blassblaue Handy, das in Irmas Handtasche lag — Seite an Seite mit der
entladenen Pistole.
    Irma reagierte sofort. „Himmel,
das ist meine Mutter. Sie wollte jetzt anrufen. Kann ich mich melden — oder
habt ihr was dagegen?“
    „Mach’s kurz!“, nickte Bert.
„Und kein falsches Wort! Klar?“
    Irma nahm ihr Handy aus der
Tasche und meldete sich.
    Es war nicht ihre Mutter. Was
auch gar nicht möglich war, denn Martha Heinze hatte schon vor fünf Jahren —
leider viel zu früh — diese Welt verlassen, dahin gerafft von einer tückischen,
noch namenlosen Krankheit, zugezogen auf einer Fernreise nach Mexiko.
    „Ja, hallo?!“, sagte Irma.

5. Alarm!
     
    In dem Verhörzimmer, in dem
TKKG warteten, gab es offenbar keine Klimaanlage. Die Luft war zum Kneten —
trotz geöffnetem Fenster.
    Tim, dem so was nichts
ausmacht, fragte sich, ob die unangenehme Raumtemperatur zum Programm gehörte.
Vielleicht, dachte er, werden hier besonders üble, widerborstige Verdächtige
verhört. Nee! Eher nicht. Das wäre ja der verbotene Dritte Grad: quälerische
Einvernahme. Nicht zulässig in einem Rechtsstaat. Also hat nur der Installateur
Mist gebaut. Oder irgendwas ist kaputt.
    Klößchen schwitzte. Und seine
Schokolade war so weich, dass er sich beim Naschen die Finger beschmierte.
    Karl hatte eine polizeiliche
Fachzeitschrift gefunden — eine Ausgabe vom Januar — und las einen Artikel über
die psychologische Betreuung der Opfer von Gewalttätern. Ab und zu zitierte er
etwas, das ihm wichtig erschien. Aber nur Tim hörte hin.
    Gaby hatte schon dreimal
gestöhnt — bei ihr ein Zeichen von genervt sein — und viermal mit den Füßen
gescharrt. Jetzt beugte sie sich so weit aus dem Fenster, als wollte sie sich
hinaus stürzen. Tim spannte unwillkürlich die Beinmuskeln, um notfalls zu ihr
zu hechten. Doch nun kam sie zurück und setzte sich neben ihn.
    „Dieses Buhei um meine
Sicherheit ist doch total überzogen. Und du, Tim, hast es angeleiert. Damit wir
nun hier rumsitzen wie die Blöden und auf Irma warten.“
    „Ich habe nichts zusätzlich
angeleiert, Pfote“, verteidigte sich der TKKG-Häuptling. „Dein Vater ist doch
genauso der Meinung, dass du Personenschutz brauchst. Auf der
Gefährlichkeits-Skala steht der Messertyp garantiert ganz oben. Soll ich da
meine Sorge um dich im Herzen vergraben?“
    „Hähä!“, nuschelte Klößchen
durch Kakao-Masse. „Im Herzen vergraben! Finde ich gut.“
    „Ihr habt euren Spaß“, seufzte
Gaby. „Und ich bin das Opfer. Dass du nicht von meiner Seite weichst“, sie sah
Tim durch die Wimpern an, „kann ich ja gerade noch aushalten. Auch die
väterliche Fürsorge zu Hause et cetera (und so weiter) ist okay. Aber
dass auch Irma mich noch bewachen soll — darin sehe ich eine Vergeudung von
Steuergeldern. Schließlich hat die Kommissarin Irma Heinze Wichtigeres zu tun.“
    „Nichts ist wichtiger als deine
Sicherheit!“, sagte Tim mit einem Nachdruck, der keine weitere Diskussion
zuließ.
    Gaby änderte sofort ihre
Taktik, legte den Kopf an seine Schulter und rieb die Nase an seinem Hals.
    „Vielleicht fühle ich mich
deshalb bei dir so geborgen, Häuptling.“
    „Schlange!“, grinste Tim.
    „Wo bleibt sie nur? Wo bleibt
sie nur? Ich meine Irma, Häuptling. Der Rückweg von den Sirius-Werken ist doch
ein Katzensprung. Ja ja, sie wollte noch eine Besorgung machen. Aber seitdem
ist eine Ewigkeit vergangen.“
    „Warten ist meistens schön“,
meinte Klößchen, „jedenfalls besser als draußen in der Hitze rumzuhecheln.
Lediglich das Warten auf Mahlzeiten ist Kacke. So was sollte abgeschafft
werden. Jeder Gang muss rasch serviert werden.“ Gaby verdrehte die Augen.
    Karl sagte, ohne den Blick zu
heben: „Opfer von Gewalttätern sind wirklich arm dran.“
    Tim sah zur Uhr und fand, dass
sich Irma wirklich viel Zeit ließ.
    „Wahrscheinlich ist sie nach
Hause gefahren — in ihre neue Wohnung“, überlegte Gaby, „und packt erst mal
alle Einkäufe aus. Vielleicht sollte ich mal anrufen. Damit sie erfährt,
welches Unheil sie erwartet.“
    Tims Freundin kramte in ihrer
Chic-Boutique-Tasche, in der sie auch ihre schmale Umhängetasche verstaut
hatte. In der wiederum befand sich Gabys Handy — mit einer Vielzahl
gespeicherter Rufnummern, auch der von Irma Heinze. Gabys Mobiltelefon war
kobaltblau und recht klein. Offenbar auch stabil. Denn der Wurf gegen die
Glastür vorhin — samt Tasche — hatte ihm nichts ausgemacht. Gaby rief Irma an.
    Da ist
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