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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet
Autoren: Stefan Wolf
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Wie machst du das?“
    Noch zwei Minuten bis...
    Gaby lachte. „Eigentlich mache
ich gar nichts. Wahrscheinlich hat mich die Natur schlank geplant. Allerdings —
ich esse nicht viel. Bin auch nicht vernascht. Außerdem ist mein Freund ein
Action-Typ. Ruhe kommt da nur auf, wenn er mich in den Arm nimmt.“
    „Beneidenswert!“, sagte die
Dicke zum zweiten Mal. Aber sie sagte es ohne Neid und schummelte auch nicht
beim Wechselgeld.
    Noch eine Minute bis...
    Gaby ging zum Seiteneingang.
Auf ihrer Einkaufstasche stand ,Chic’ in dicken Buchstaben. Zu welchen Jeans,
überlegte Tims Freundin, passen die Shirts? Wahrscheinlich zu allen. Umso
besser.
    Noch wenige Sekunden bis...
    Gaby näherte sich dem Ausgang,
einer zweiflügeligen Glastür. Draußen der leere Parkplatz. Im Hintergrund
Häuser. Die Sonne übergoss alles mit grellem Mittagslicht.
    Gaby war jetzt noch fünf
Schritte von der geschlossenen Tür entfernt. Die verborgene Lichtschranke
erkannte: Aha! Ein Kunde will raus. Und automatisch — wie die dicke Kassiererin
erklärt hatte — schoben sich die gläsernen Türhälften auseinander. In diesem
Moment passierte es.
     
    *
     
    Victor Kalensky wurde verfolgt.
Aber davon merkte er nichts. Er war ein blonder, kräftiger Mittdreißiger und
von Natur aus vorsichtig. Heute vergaß er das, hatte es eilig, wollte unbedingt
vor Ladenschluss einen Kasten Bier holen: Aus dem Schnäppchen-Supermarkt BBP,
der — wie Victor wusste — um 13 Uhr schloss. Also in dieser Minute. Nein, schon
vor zwei Minuten. Doch Victor versuchte einen Trick.
    Der Seiteneingang! Gleichsam
mit hängender Zunge kam Victor dort an. Und wartete im toten Winkel neben der
Tür. Sobald ein Kunde herauskam — und einer würde noch kommen! Schließlich
war’s ja erst zwei Minuten über die Zeit wollte Victor hineinschlüpfen.
    Na also! Da war ja auch schon
ein hübsches blondes Mädchen mit Boutiquen-Tasche. Und die Tür glitt auf.
    Zweierlei geschah jetzt nahezu
gleichzeitig: Hinter Victor tauchte sein Mörder auf: ein Kerl in dunkler
Lederjacke, das zweischneidige Kampfmesser in der Hand. Auch der Mörder
keuchte, war außer Atem, hatte sein Opfer nämlich lange verfolgt und — beinahe
die Lust verloren.
    Zweitens: Victor sah den Kerl —
vielmehr dessen Spiegelbild in der linken der gläsernen Türhälften, die
offenbar etwas langsamer zur Seite fuhr.
    Entsetzen! Adrenalin (anpeitschendes
Hormon aus den Nebennieren) strömte ins Blut. Victor sprang vorwärts,
stolperte, verlor den Halt, prallte fast gegen Gaby und stürzte vor ihr zu
Boden.
    Tims Freundin schrie auf.
    Victor schlug mit dem Kinn auf
die Steinfliesen, schlug sich sozusagen selbst k.o. Von dem bedrohlichen
Knacken im Kiefer hörte er nichts mehr. Ebenso wenig bekam er mit, was hinter
ihm geschah. Der mörderische Typ mit dem Messer zögerte eine Sekunde,
vermutlich verunsichert vom Anblick der Zeugin — sei es von ihrer Lieblichkeit
oder allein von der Tatsache, dass sie da war und ihn aus riesigen Blauaugen
anstarrte.
    Die automatische Eingangstür
dachte: Aha! Kunde draußen. Und hielt ihre Pflicht für erfüllt. Die gläsernen
Hälften glitten zusammen.
    In diesem Moment schnellte der
Messertyp vor, wollte noch hinein. Ein knapper Meter trennte die Türhälften
voneinander. Der Kerl streckte die Messerhand aus, offenbar um mit der Klinge
das Schließen zu verhindern.

    „Nein!“, schrie Gaby. „Zurück!
Weg!“
    Ohne zu überlegen schleuderte
sie ihm ihre Tasche entgegen, was ein Wurf aus der Hüfte war, der linken — und
deshalb misslang. Statt den Mann zu treffen, prallte die Chick-Tüte gegen eine
der Türhälften. Doch das genügte. Gabys mutige Abwehr brachte den Kerl aus dem
Tritt. Wiederum verzögerte er. Dann schlossen sich die Türhälften vor seiner
Nase.
    Jetzt kam er zur Besinnung,
packte den Türgriff, rüttelte, schwang drohend das Messer und starrte Gaby an —
mit eiskalter Wut.
    Tims Freundin hatte ihre Tasche
aufgehoben und wich hinter den Bewusstlosen zurück. Gab die Tür nach? Konnte er
sie aufdrücken? Nein, sie hielt stand. Und Gaby befand sich jetzt jenseits der
Lichtschranke.
    „Hiiiilfe!“ Sie schrie in
höchsten Tönen. „Hilfe! Hier ist ein Mörder. Am Seiteneingang.“
    Endlich begriff der Messertyp,
dass nun nichts mehr ging, dass er als Killer versagt hatte und zudem in der
Tinte saß. Denn dieses Mädchen konnte ihn beschreiben. Eine gefährliche Zeugin!
Er warf sich herum und verschwand.

2.
Personenschutz für Gaby
     
    Himmel!,
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