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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet
Autoren: Stefan Wolf
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Typ Stahlfeder. Er war im gleichen Alter wie sein
Messer schwingender Komplize, hatte sein schwarzes dünnes Haar mit Frisiercreme
an den Kopf gekleistert und hinten zu einem Entenstert zusammengekämmt. Auf den
Stert legte er Wert, überprüfte ihn häufig im Spiegel.
    Bert Zierhaus sah immer noch so
aus, wie Gaby ihn beschrieben hatte und wie das Phantom-Bild ihn darstellte.
Allerdings war sein kantiges Gesicht jetzt entspannt, die Wut über den
Fehlschlag verflogen.
    Beide saßen in einem
gestohlenen Wagen, einem grauen Renault.
    „Kalensky entgeht uns nicht“,
sagte Bert. „Eher beunruhigt mich das Mädchen.“
    „Du würdest sie wieder
erkennen?“

    „Auf der Stelle. So eine
Hübsche immer. Sie mich leider auch.“
    Diesmal war Hajo
zuversichtlich. „Vielleicht auch nicht. Vielleicht hat der Schreck sie
benebelt. Oder sie ist kurzsichtig.“
    „Hajo, sie hat reagiert, hat
die Tasche nach mir geschmissen, hat um Hilfe geschrien. Und sie hat mich aus
klaren blauen Augen angestarrt, als wollte sie mich malen. Sie kann mich
identifizieren.“
    „Zu ‘ner Gegenüberstellung darf’s
eben nie kommen.“ Hajo lachte humorlos. „Wir müssen den Bullen aus dem Wege
gehen und du darfst dem Mädchen nie begegnen.“ Bert fuhr sich mit einer
knochigen Hand übers Gesicht. „Einmal“, murmelte er, „werde ich ihr noch
begegnen. Denn tote Zeugen reden nicht.“
    „Das ist ausschließlich deine
Sache.“ Aber Hajo, die Stahlfeder, wusste: Wenn’s dann so weit war, würde er
mitmachen wie immer.
    Der Wagen parkte in einer
ruhigen Seitenstraße — in Sichtweite der S & H-Bank, einem kleinen,
aber feinen Geldinstitut. Bert und Hajo hatten die Filiale für ihren Überfall
ausgewählt. Es war der 19. innerhalb von zwei Jahren — trotzdem waren die
beiden noch lange nicht reich. Manchmal betrug die Beute nur wenige Tausender —
oft aber hatte sich’s wirklich gelohnt. Dennoch — beiden rann das Geld durch
die Finger. Kaum gut bei Kasse, starteten sie zu einer Weltreise, Erster Klasse
— versteht sich — mit Saus und Braus. Oder sie logierten im teuersten
Grandhotel am Mittelmeer und ließen die Puppen tanzen. Es war schon vorgekommen,
dass sie — völlig abgebrannt — per Autostopp zurückreisen mussten und dann
gleich den nächsten Überfall machten, um Geld für die Miete zu haben. Natürlich
war das Duo in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Schließlich haben wir ja
die Medien — und Reporter, die für jede Sensations-News den Boden küssen. Der
Anschaulichkeit wegen hatte man die stets maskierten Räuber mit einem Namen
versehen. Von den ,Pistoleros’ war die Rede. Wegen der schönen, silbrig
vernickelten Waffen — 38er-Pistolen amerikanischer Bauart — mit denen sie zu
Werke gingen. Meistens griffen sie sich eine Geisel. Um damit den Kassierer am
Computer gesteuerten Ausgabe-Tresor zur Höchstleistung anzuspornen.
    Zweimal hatten sie geschossen.
Einem Wachmann wurde das Schultergelenk zerschmettert. Ein anderes Mal war
Hajos Pistole versehentlich losgegangen. Die Kugel hatte das Werbeplakat für
eine garantiert seriöse Geldanlage durchbohrt.
    „Bist du fit?“, fragte Hajo.
    „Weshalb sollte ich’s nicht
sein?“
    „Bist verdammt lange hinter
Kalensky hergedackelt.“
    „Bewegung tut gut. Ich war
lediglich besorgt, dass ich nicht rechtzeitig hier bin.“
    Hajo beobachtete, wie eine
junge Frau die Bank betrat. Die Frau hatte schwarzes, kurz geschnittenes Haar,
schien recht hübsch zu sein, trug einen hellen Sommer-Trench mit seidigem Tuch
auf den Schultern und eine bauchige Schultertasche, die offenbar nicht ganz
leicht war.
    Die ideale Geisel!
    Bert sagte: „Die schnappen wir
uns! Los!“
    Beide hatten aufgerollte
Strumpfmasken wie kleine Mützen auf dem Kopf. Die Pistolen steckten im
Hosenbund unter der Jacke.
    Bert setzte den Renault in
Bewegung, stoppte unmittelbar vor der Bank im Halteverbot und ließ den Motor
laufen.
    Sie stiegen aus. Laufschritt.
Jeder Handgriff saß. Dicht am Eingang rollten sie sich die Masken übers Gesicht.
Hinein!
    Hinter ihnen schloss sich die
Tür.
    In diesem Moment rollte ein
Streifenwagen, besetzt mit zwei Beamten, die Straße herab. Die Polizisten
feixten, der Beifahrer gestikulierte, sie redeten über Fußball.
    Dann bemerkte Polizeimeister
Müller VI den Renault im Halteverbot.

4. Irma
blufft die Gangster
     
    Die Pistolenmündung presste
sich gegen ihren Hinterkopf. Mit der anderen Hand hatte der Bankräuber Irma an
der Schulter gepackt. Er schob die
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