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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
Autoren: Joe Haldeman
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es war nicht vollkommen dunkel, weil durch das Blätterdach dünnes blaues Mondlicht sickerte. Und es war nie vollkommen still.
    Ein dicker Ast brach unter einer schweren Masse, die das Knacken dämpfte. Ein Brüllaffen-Männchen erwachte aus seinem Halbschlaf und spähte in die Tiefe. Da unten bewegte sich etwas, Schwarz auf Schwarz. Es füllte seine Lungen zum Kampfschrei.
    Ein Geräusch, als würde eine Zeitung zerrissen. Der Rumpf des Affen verschwand in einem dunklen Nebel aus Blut und zerfetzten Organen. Der Rest sackte in zwei Hälften durch die Zweige.
    Kannst du die Affen nicht in Ruhe lassen, verdammt nochmal? Reg dich ab! Wir sind in einem Öko-Reservat! He, reg dich ab, das ist meine Schicht. Ich mache Zielübungen.
    Schwarz auf Schwarz kam das Ding zum Stillstand und kroch dann weiter durch den Dschungel wie ein schweres, lautloses Reptil. Ein Mensch konnte zwei Meter daneben stehen, ohne es zu bemerken. Im Infrarotbereich war es nicht vorhanden. Radar glitt über seine Haut hinweg.
    Es witterte Menschenfleisch und hielt an. Die Beute, etwa dreißig Meter windaufwärts, männlich, alter Schweiß, Knoblauch-Atem. Geruch nach Waffenöl und rauchfreien Pulverrückständen. Nachdem es die Windrichtung geprüft hatte, kehrte es um und schlug einen weiten Bogen. Der Mann bewachte vermutlich den Pfad. Also musste es sich vom Wald her nähern.
    Es packte den Posten von hinten am Genick und riss ihm den Kopf ab wie eine welke Blume. Der Rumpf zuckte, gurgelte und schiss. Es ließ den Körper zu Boden gleiten und legte ihm den Kopf zwischen die Beine.
     
    Nette Geste! Danke.
    Es hob die Flinte des Mannes auf und knickte den Lauf im rechten Winkel, ehe es die Waffe sachte ablegte und einige Minuten in vollkommener Lautlosigkeit verharrte.
    Dann krochen drei weitere Schatten aus den Wäldern und hielten aus verschiedenen Richtungen auf eine kleine Holzhütte zu. Wände aus flach geklopften, an Bretter genagelten Aludosen. Ein Dach aus billiger Plastikfolie.
    Es riss die Tür aus den Angeln. Beim Aufflammen seines Scheinwerfers fiepte ein lächerliches Alarmsignal. Das Licht war greller als die Sonne. Sechs Gestalten auf Pritschen, die erschrocken hochfuhren.
    »Widerstand ist zwecklos!« dröhnte es in Spanisch. »Wenn ihr euch ergebt, werdet ihr als Kriegsgefangene nach den Genfer Konventionen behandelt!«
    »Mierda!« Ein Mann packte eine Panzerabwehr-Bombe und warf sie gegen das Licht. Das Geräusch von zerreißendem Papier war leiser als das Bersten seines Körpers. Sekundenbruchteile später zerklatschte es die Bombe wie ein Insekt. Die Explosion riss die Vorderwand der Hütte ein, und die Bewohner lagen da wie platt gewalzt. Gehirnerschütterung.
    Das schwarze Ding untersuchte seine Linke. Nur der Daumen und der Zeigefinger ließen sich bewegen. Das Handgelenk knirschte bei jeder Drehung.
    Gute Reflexe. Ach, halt’s Maul!
    Die anderen drei Schemen schalteten nun ebenfalls ihre Sonnen ein. Sie fetzten die Folie vom Dach und rissen die unversehrten Wände nieder.
    Die Leute im Innern wirkten tot – blutverschmiert und reglos. Die Maschinen begannen sie dennoch zu untersuchen. Eine junge Frau rollte plötzlich herum und hob das Lasergewehr, das sie mit ihrem Körper verdeckt hatte. Sie zielte auf das Ding mit der gebrochenen Hand. Eine Rauchwolke stieg von seiner Brust auf, ehe sie selbst in Stücke gerissen wurde.
    Das Ding, das die leblosen Gestalten untersuchte, hatte nicht einmal aufgeschaut. »Schlecht«, sagte es. »Alle tot. Keine unterirdischen Gänge. Keine ausländischen Waffen.«
    »Immerhin etwas Material für Gruppe Acht.« Sie schalteten ihre Scheinwerfer aus und traten gleichzeitig den Rückzug an, in vier verschiedene Richtungen.
    Das Ding mit der kaputten Hand entfernte sich etwa einen halben Kilometer und hielt dann an, um den Schaden unter einem schwachen Infrarotstrahl zu inspizieren. Es schlug sich mit der Hand mehrmals gegen die Flanke, aber die drei Finger blieben unbeweglich.
    Großartig. Wir werden es zur Reparatur hereinholen müssen.
    Und? Was hättest du getan?
    Ich beschwere mich doch gar nicht. Auf diese Weise kann ich zumindest einen Teil meiner Schicht im Basislager verbringen.
    Jedes der vier Dinger wählte einen anderen Weg, um die baumlose Hügelkuppe zu erklimmen. Dort verharrten sie für ein paar Sekunden in einer Reihe, die Arme nach oben gestreckt, bis ein Fracht-Helikopter von der Waldgrenze her aufstieg und sie einsammelte.
    Auf wessen Liste geht der zweite Abschuss?
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