Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
Autoren: Tony Vagner
Vom Netzwerk:
wiederholt sich
immer wieder. Und ich spüre bei jedem Salvia-Trip deutlicher, dass diese Vision
aus irgend einem Grund wichtig ist für mich. Das Problem ist, dass man sich in
Salvia D. richtig hineinfallen lassen muss, damit alles zum Vorschein kommt.
Dann aber taucht man vollkommen weg und verliert komplett die Kontrolle über
sich, was sehr gefährlich werden kann. Kennst du die Novelle „Klein und Wagner“
von Hermann Hesse?“
    Miriam nickt:
    „Du meinst die Geschichte des
Bankbeamten Friedrich Klein, der nach einem gescheiterten Leben mit dem Boot in
die Mitte eines Sees rudert und dort Selbstmord begeht.“
    „Ja, richtig, er begeht
Selbstmord! Und während er ins Wasser springt, hat er plötzlich die
Erleuchtung, die ihm das ganze Leben über fehlte: Er braucht sich nur fallen zu
lassen! Wenn er sich einmal vollkommen seinem Schicksal und seiner Bestimmung
ergibt, nicht mehr ständig gegen alles ankämpft, dann ist plötzlich alles gut.
Eine wunderschöne Novelle, die man gelesen haben muss. Ich denke nach jedem
Salvia-Trip an diese Geschichte. Mit anderen Worten: ich suche eine erfahrene
und verlässliche Tripsitterin, die mich begleitet, während ich mich ganz in die
Vision fallen lasse.“
    „Du willst also, dass ich dich
begleite.“
    „Ja, wenn du das auch möchtest.
Ich will das in meiner dirnitzer Almhütte machen, die ich in der warmen
Jahreszeit bewohne. Die Sache geht mir nicht mehr aus dem Kopf, verstehst du?
Ich habe schon Alpträume deswegen und fühle mich mies und ausgelaugt. Ich spüre
ganz deutlich, dass es wichtig für mich ist, diese Sache zu Ende zu bringen.“
    „Nun gut, sagt die Hagazussa,
das lässt sich schon machen!“
    „Sehr gut!“, antwortet Boris
erleichtert. „Weißt du“, sagt er dann, „ich habe, was Drogen betrifft, schon
einiges hinter mir. In meiner schlimmsten Zeit hab ich hauptsächlich Heroin gefixt.
Vorher hab XTC, Crystal und so synthetisches Zeugs eingeworfen. Und Gras rauche
ich, seit ich vierzehn bin. Wegen des Heroins war ich ein paarmal im Anton
Proksch Institut in Wien auf Entzug. Ein Glück, dass ich nie wirklich
Geldprobleme hatte. Also von den harten Sachen bin ich längst wieder runter. Und
da es hier in diesem Kaff keine Drogenszene gibt und ich von Natur aus eher
Einzelgänger bin, hatte ich bisher keinen Rückfall mehr. Seit ein paar Jahren
nehme ich nur mehr natürliches Zeug: Marihuana und die ganze Kräuterpalette und
Pilze. Eigentlich zum Großteil „Hexenkräuter“.
    Er lacht und hustet.
    „Deswegen mein Besuch bei dir.
Mandragora, Engelstrompete, Teonanácatl, Damiana, Salvia Divinorum und das
ganze Zeug. Alles lauter alte Hexenkräuter!“
    „Teonanácatl kannten zumindest
die alten europäischen Hexen sicher nicht“, wirft Miriam lächelnd ein. „Die
andern Kräuter wahrscheinlich auch nur zum Teil. Auch Damiana und Salvia Divinorum
kommen nicht aus unseren Breiten. Die alten Hexen kannten sie wahrscheinlich
nicht. Aber unter dem, was die Hexen früher wirklich verwendeten, waren wohl
auch ein paar abartige und giftige Dinge: Kindsfett zum Beispiel, Krötenblut,
getrockneter Wolfspenis, Bleizucker, Mercurium ...“
    Die Hagazussa dämpft das Licht,
indem sie zwei der Kerzen ausbläst.
    „Sieh mich an“, sagt sie dann.
„Ich will dir ein wenig helfen, dass du dich wieder besser fühlst, bis wir die
Sache mit dem Salvia D. durchziehen.“
    Boris´ dunkle Augen blicken sie
kurz an, dann senkt sich sein Blick nach unten.
    „Schau mich an!“, mahnt Miriam.
    Sie legt ihren Daumen auf die
Stelle zwischen seinen Augenbrauen.
    „Spürst du es schon?“, fragt
sie.
    „Was?“
    „Dass du bereits hypnotisiert
bist“, sagt sie mit sicherer und ruhiger Stimme. „Du spürst es an deinen
Augenlidern, die schon seit einer Weile schwerer geworden sind. Versuch mal,
sie offen zu halten, es wird immer schwerer. Und je mehr du dich bemühst, um so
schwerer werden deine Augenlider. Dabei fühlst du dich ruhig und angenehm.“
    „Du hast recht, sagt Boris mit
leiser Stimme. Seine Augenlider zucken noch ein wenig, während sie sich
allmählich schließen.
    Und nun lässt die Hagazussa den
Boris tiefer sinken und immer angenehmer entspannen:
    „Ganz ruhig und ganz angenehm. Angenehme
Ruhe. Jeder Atemzug vertieft die Ruhe. Ganz geborgen. Jeder Atemzug vertieft
die Ruhe. Jeder Atemzug vertieft die Ruhe... “
    Nach einer halben Stunde lässt
sie Boris wieder aufwachen. Nun ist er ganz weich und die tiefen schwarzen
Ringe um seine Augen sind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher