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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
Autoren: Tony Vagner
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diese
Geiz-ist-geil-Krankheit, lässt Menschen nie zufrieden werden. Und so parfümiert
die Hagazussa ihren Körper nicht, sondern sie dotiert ihn mit Duftmolekülen!
Der Zauber, so weiß jede Hexe, liegt im Unergründbaren! Deshalb fügt Miriam
ihren Parfüms auch minimale Dosen an Stoffen hinzu, von denen sie selbst nicht
genau weiß, sondern nur ahnt, was sie bewirken könnten; eine esoterische
Komponente, die zu jenem Unergründbaren beiträgt, das aus einem einfachen Duft
ein Universum an Sinnlichkeit werden lässt.

6
     
    Am nächsten Morgen klopft es an
ihrem Wohnwagen. Lila bellt kurz auf. Miriam hängt sich ein Bettlaken über den
Körper und wankt verschlafen zur Tür. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelt
sie durch den Türspalt.
    „Gelobt sei Jesus Christus!“
    Der junge Geistliche wendet den
Kopf zur Seite, als sie die Tür ganz öffnet und ihre Bettlakenfigur samt wirrer
Haarmähne dem Tageslicht aussetzt. Miriam hat einen Besuch dieser Art
eigentlich schon erwartet.
    „Mein Name ist Teufl, aber das
ist nur ein Zufall“, versucht er zu scherzen. „Eigentlich bin ich der Pfarrer
von Dirnitz und ein paar angrenzender Ortschaften. Grüß Gott!“
    Teufl reicht ihr die Hand. Doch
die Hagazussa kann sie nur umständlich entgegennehmen, da sonst ihre kunstvoll
drapierte Bettlakentoga auseinanderfallen würde.
    „Kommen Sie rein!“
    Sie geht in das Dunkel des
Zigeunerwagens zurück.
    „Haben Sie schon gefrühstückt,
Herr Pfarrer?“
    „Ja. Ja - natürlich“, antwortet
Teufl, und weiß noch immer nicht so recht, wo er denn hinschauen soll.
    Miriam wechselt kurz ins
vordere Abteil und zieht sich etwas über. Der junge Pfarrer sieht ganz
sympathisch aus, und auch sehr attraktiv, das muss sie zugeben. Er trägt einen
Siebentagebart, sein Haar ist dunkel, seine Haut angenehm gebräunt. Nur das
„Gelobt sei Jesus Christus“ hat ihn vorhin verraten, sonst deutet nichts an
seinem Äußerlichen darauf hin, dass er Priester ist.
    „Sie wollten mit mir reden?“,
ruft sie durch die geschlossene Tür, während sie ihr wirres Haar mit ein paar
Spangen zu zähmen versucht.
    „Ja - das heißt, ich komme
eigentlich auf Bitte unserer katholischen Frauenrunde.“
    „Und jetzt sollen Sie
herausfinden, wer ich bin, was ich mache und wie lange ich noch gedenke
hierzubleiben.“
    Miriam steht nun in einem
bunten Zigeunerkleid und mit einem roten Seidenschal um den Hals vor ihm und
sieht ihn unverwandt an.
    „Ihre Direktheit ist entwaffnend“,
antwortet der Geistliche.
    Sie setzen sich beide zum
Tischchen. Miriam holt den Toaster herbei und schaltet ihn ein. Die Katzen
staksen hungrig um ihre Beine.
    „Aber ich kann Ihnen sagen,
dass es mir persönlich kein Anliegen ist, Sie hier zu befragen. Ich muss jedoch
auch unsere Frauen verstehen und respektieren, die sich Sorgen machen.“
    „Sorgen machen worüber?“
    Der Geruch von Katzenfutter
erfüllt den kleinen Raum, als sie eine Dose öffnet und den Inhalt in die
Schüsseln leert.
    „Was Sie hier bei uns - na ja,
was Sie hier noch zu tun gedenken und so weiter. Manche Menschen in Dirnitz
haben noch einen sehr naiven und einfachen Glauben, müssen Sie wissen.“
    „Den haben wir doch alle“,
antwortet die Hagazussa ruhig, während sie ihm eine Scheibe gerösteten Toast
anbietet und ihm das Marmeladeglas hinschiebt.
    „Vergelt´s Gott!“
    Teufl streicht sich ein wenig
von der roten Marmelade auf seine Toastscheibe, während Miriam Lila einige
Hundekekse zuwirft, welche die Hündin noch im Fluge fängt und mit lautem
Geknacke verspeist.
    „Wie schon gesagt“, setzt der
Pfarrer fort, „ich kann das nicht einfach ignorieren, schließlich sind das die
Menschen, die mir in vielerlei Hinsicht ihr Vertrauen schenken.“
    Teufl führt den Toast zu Mund,
als die Hagazussa erschrocken hochfährt und „Vorsicht!“ schreit. Dem jungen
Priester fällt die Toastscheibe aus der Hand und auf den Teller zurück.
    „Um Himmels Willen, jetzt habe
ich nicht geschaut und Ihnen meine Tollkirschenmarmelade angeboten. Da haben
wir noch einmal Glück gehabt!“
    Teufls Gesicht ist kalkweiß
geworden. Mit großen Augen schaut er sie vorwurfsvoll an. Doch dann beißt
Miriam langsam in ihre eigene, mit Marmelade bestrichene Toastscheibe und ihr
Mund verzieht sich dabei zu einem breiten, immer unverschämteren Grinsen, bis
sie schließlich lachen muss:
    „Vorsicht, Hexe!“, prustet sie.
    Und jetzt muss auch der Teufl
lachen. Kopfschüttelnd und herzhaft lachend steckt er nun die
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