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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega
Autoren: Andrew Vachss
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Es begann mit einem Kind. Der Rotschopf lief langsam den Reitpfad entlang, ein Fuß bedächtig vor dem anderen, und blickte gradeaus. Sie steckte in schwerem Turnzeug und trug eine Art Sporttasche in der Hand. Ihr flammendes Haar war mit einem breiten gelben Band nach hinten gebunden, just wie es sein sollte.
    Der Forest Park zieht sich quer durchs Queens County, knapp ein Dutzend Meilen außerhalb der Stadt. Es handelt sich um einen langen, schmalen Streifen Grün, der sich von Forest Hill, wo Geraldine Ferraro Pepsi verkauft, bis rüber nach Richmond Hill erstreckt, wo einige Leute Koks verkaufen. Morgens um sechs war der Park nahezu verlassen, aber er würde sich bald genug füllen.
    Yuppies holen sich hier den Appetit auf ihr Frühstücks-Joghurt, joggen durch den Wald und träumen von Sachen, die man in Katalogen kaufen kann.
    Ich war tief im dichten Unterholz entlang des Pfads, sicher hinter einem Fliegengitter versteckt. Es hatte etliche Stunden gedauert, die kleinen Zweige durch die Maschen zu flechten, aber das war es wert – ich war unsichtbar. Es war, als wäre ich wieder in Biafra, während des Krieges, außer daß über meinem Kopf nur Äste waren – keine Flieger.
    Der Rotschopf blieb genau mir gegenüber am Weg stehen, zirka zwanzig Schritt entfernt. Bewegte sich, als wären in der Frühjahrskälte ihre sämtlichen Gelenke steif, während sie das Sweatshirt über den Kopf zog, die Hosen aufband und sie zu Boden fallen ließ. Nun steckte sie bloß noch in einem engen Trikot und einem Paar knapper, seidiger weißer Shorts. »Kein Slip, kein BH«, hatte der Freak ihr am Telefon befohlen. »Ich will alles, was du hast, frei rumschaukeln sehen, kapiert?« Sie sollte drei Runden auf dem Reitpfad drehen, und das wäre es dann gewesen.
    Ich hatte nie mit der Frau gesprochen. Ich kam durch einen alten Mann, mit dem ich Jahre zuvor gesessen hatte, an die Geschichte. Julio rief mich in Mama Wongs Restaurant an und ließ ausrichten, er wolle mich an der Tankstelle treffen, die er drüben in Brooklyn besitzt. »Sag ihm, er soll den Hund mitbringen«, beschied er Mama.
    Julio liebt meine Hündin. Ihr Name ist Pansy, und sie ist ein neapolitanischer Mastiff – bösartige zirka 140 Pfund Muskeln und dumm wie eine Tüte. Wenn ihr gesamtes Hirn hochklassiges Kokain wäre, würde es nicht genug Asche einbringen, um damit eine anständige Mahlzeit zu kaufen. Aber sie versteht etwas von ihrer Arbeit, was mehr ist, als man von einer Menge Toren sagen kann, die Harvard besucht haben.
    Damals, als ich meine letzte lange Zeit abriß, war der Gefängnishof in kleine Reviere aufgeteilt – jede Clique hatte eines, die Italiener, die Schwarzen, die Latinos. Aber es ging dabei nicht bloß nach Rasse – die Bankräuber hingen zusammen, die Hochstapler hatten ihren eigenen Fleck, und die Stemmaxen mischten sich nicht unter die Basketballoholiker ... in etwa. Wenn man ein fremdes Revier betrat, tat man das auf dieselbe Weise, wie man ohne Einladung eine andere Zelle betreten würde – mit dem Dolch in der Hand.
    Leute, die nicht viel haben, werden ekelhaft, wenn sie das wenige, was ihnen geblieben ist, aufgeben sollen.
    Julios Revier war das größte auf dem Hof. Er zog dort Tomaten, und in der Tischlerei hatte ihm jemand sogar ein paar passable Stühle und einen Tisch gemacht. An selbiger Stelle pflegte er jeden Tag Wetten entgegenzunehmen – alle Knackis sind Spieler, sonst würden sie für ihr Geld arbeiten. Jeden Morgen war er da draußen in seinem Revier und saß, umgeben von Gorillas, auf einer Kiste bei seinen Tomatenpflanzen. Selbst damals war er schon ein alter Mann, und man zollte ihm eine Menge Respekt. Eines Tages redete ich mit ihm über Hunde, und er ließ sich über Neapolitaner aus.
    »Als ich noch ein Junge war, daheim in meinem Land, hatten sie eine scheiß Statue von dem Hund mitten im Dorf drin«, erzählte er mir. »Mastino neapolitano, Burke – dieselben Hunde, was mit Hannibal über die Alpen gekommen sind. Wenn ich hier rauskomm, ist das erste, was ich mach, daß ich mir einen solchen Hund besorge.«
    Als Vertreter war er besser denn als Käufer – Julio kriegte nie einen Neapolitaner, aber ich. Ich kaufte Pansy, als sie noch ein Welpe war, und nun ist sie ein ausgewachsenes Monstrum. Jedesmal, wenn Julio sie sieht, treten ihm Tränen in die Augen. Ich schätze, der Gedanke an einen kaltblütigen Killer, der nie über seinen Auftraggeber auspacken kann, macht ihn sentimental.
    Ich fuhr meinen Plymouth
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