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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
Autoren: Tony Vagner
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heutzutage in unseren Breiten erwiesenermaßen viel
riskanter, mit dem Auto eine Ausfahrt zu machen, als sich mit irgend einem
neuen Erreger anzustecken. Sie steigt in ihren Zigeunerwagen, versorgt die
Katzen Wotan und Igor und ihre Schäferhündin Lila mit Futter und schaltet das
Notebook ein.
    Über ihr Smartphone wählt sie
sich ins Internet ein, recherchiert eine Weile. Und während der rot getigerte
Riesenkater Wotan um ihre Beine tänzelt und leise schnurrend seinen Kopf an
ihren Waden reibt, googlet sie sich durch die verschiedenen Stichwörter:
    Die Krankheit SARS, die uns vor
ein paar Jahren so große Sorgen machte, hat weltweit insgesamt „nur“ rund 800
Todesfälle gefordert. Sicher bedauerlich. Doch befürchtet und prognostiziert
hat man eine Pandemie unerhörten Ausmaßes. Mit Zehntausenden oder gar
Hunderttausenden Toten. Nichts davon ist mehr zu hören. Laut Bericht der WHO
wurde im Mai 2004 der letzte Fall gemeldet.
    Die ganz normale Influenza
indessen fordert pro Jahr weltweit mehrere Hunderttausend Todesfälle. Allein in
Deutschland soll die Grippe-Epidemie im Jahr 2003 etwa 5 Millionen Erkrankte
und 16.000 Tote gefordert haben. Kein Mensch regt sich darüber auf. Miriam
schüttelt ungläubig den Kopf. Man stelle sich vor, welche furchtbare
Katastrophe die Medien verlautet hätten, wenn auch nur ein Zehntel davon in
Deutschland an SARS gestorben wäre.
    Miriam surft weiter, gibt neue
Stichworte in die Suchmaschine ein: Jedes Jahr sterben zwei bis drei Millionen
Menschen an Tuberkulose, die Krankheit ist in Afrika neben AIDS die häufigste
Todesursache. Kein Hahn kräht danach! Mit Malaria sieht es ganz ähnlich aus.
    Und was ist eigentlich mit BSE,
oder dem Rinderwahn, wie man auch sagt? Wer redet eigentlich noch davon? Und
wie hat sich diese Krankheit in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt? Viele
Millionen Tests wurden gemacht, sehr viel Geld dafür ausgegeben. Pharmabetriebe
verdienten und verdienen noch immer wahrscheinlich ein Vermögen an diesen
Tests. Und wie viele Menschen sind an dem mit BSE in Verbindung gebrachten
Kreutzfeld-Jakob-Syndrom bisher erkrankt und gestorben? Miriam macht sich im
Internet schlau: Laut WHO sind bisher weltweit 81 Menschen der Krankheit zum
Opfer gefallen! (Was die meisten katastrophensensibilisierten Menschen zum
Beispiel nicht wissen, denkt sie mit einem Seitenblick auf Wotan und Igor, ist
die Tatsache, dass auch Katzen BSE-ähnliche Erkrankungen bekommen können.)
    Miriam schaudert es, genauer
nachzuforschen, wie viele Menschen alleine in Afrika jährlich an AIDS
erkranken. Die Zahlen schwanken erheblich, je nach Organisation, liegen
zwischen 70.000 und mehr als 2 Millionen jährlich!
    In unserem Land mit über 8
Millionen Einwohnern sterben übrigens jährlich 14.000 Menschen durch
Tabakrauchen, viel mehr als durch Drogen, Alkohol, Verkehrsunfälle, Morde und
Selbstmorde zusammengenommen. Etwa 2,3 Millionen Menschen rauchen in unserem
Land und setzen sich und ihre Mitmenschen bewusst allen hinlänglich bekannten
Risiken des Rauchens aus. Keine Massenhysterie bricht aus, wenn das Kind von
rauchenden Eltern an Asthma oder chronischer Bronchitis erkrankt oder mit zwölf
oder dreizehn Jahren bereits selbst raucht. Nichts gegen Raucher (Miriam raucht
selbst hie und da eine Zigarette), aber einerseits diese Sorglosigkeit, doch
wenn irgendwo ein Pferd oder ein Schwein hustet und dann auch noch jemand sagt,
das könnte eventuell auf den Menschen überspringen, ist plötzlich der Teufel
los!
    Was sind das für Relationen!

5
     
    Ein paar Tage später munkelt
man im Dorf schon allerorts, dass die Miriam eine Hexe sei. So ein Blödsinn,
sagen die Andern. Wieder Andere aber konsultieren die Hagazussa.
    Heimlich natürlich.
    Zum Beispiel Frau Tröstl, die
Miriam an diesem Abend, nach Einbruch der Dunkelheit heimsucht. Ihr Schwiegersohn
hat sie mit dem Traktor bis zum Weidezaun gebracht. Die letzten Meter humpelt
sie alleine hinauf. Es ist bereits stockfinster. Die Grillen singen ihren
Zwölftonakkord. Die Taschenlampe in der Hand pocht sie an der Tür des
Zigeunerwagens. Just Frau Tröstl, die Obfrau der katholischen Frauen in
Dirnitz, hält die Schmerzen in ihren von Arthrose demolierten Gelenken einfach
nicht mehr aus. Man kann es ihr nachsehen. Kein Arzt vermag ihr zu helfen, kein
Rheumamittel, keine physikalischen Behandlungen, auch keine Massagen,
Schwachstrombehandlungen, Moorbäder, keine Akupunktur oder Homöopathie - nichts
hat bisher geholfen. Sollen sich
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