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Die Verfluchten

Die Verfluchten

Titel: Die Verfluchten
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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DIE VERFLUCHTEN
    © Egmont vgs Verlagsgesellschaft, Köln 2005 Alle Rechte vorbehalten.
Titelfoto: © Simon Marsden
Lektorat: Dieter Winkler
Produktion: Susanne Beeh, Jutta Wallrafen
Satz: Greiner & Reichel, Köln
Druck: Clausen & Bosse, Leck
ISBN3-8025-3459-X
    Das Buch
Während ihres Ritts durch die libysche Wüste werden Andrej und
Abu Dun Opfer eines räuberischen Überfalls. Doch die Unsterblichen schlagen die Angreifer in die Flucht und machen sich auf die
Suche nach deren Lager, das sich als die Festung von Sklavenhändlern erweist.
    Von der Vergangenheit eingeholt, eröffnet Abu Dun Andrej, dass er
selbst einst zum Sklavenhändler geworden war, weil er sich an den
Männern rächen wollte, die seine Familie ausgelöscht und sein gesamtes Dorf zerstört haben. Nun sieht er die Zeit gekommen, um
seinen Racheschwur einzulösen.
    Nachdem sich die Gefährten als vermeintliche Sklaven Zutritt zur
Festung verschafft haben, treffen sie im Kellerverlies auf die rätselhafte Meruhe, die Anführerin einer Dorfgemeinschaft, die von den
Sklavenhändlern verschleppt wurde. Gemeinsam gelingt ihnen die
Befreiung aller Gefangenen. Doch dann beginnt ein Wettlauf mit der
Zeit.
    Lass uns irgendwohin gehen, wo Frieden ist. Falls es einen solchen
Ort gibt. Andrej hatte keine Ahnung, warum ihm diese Worte, die er
vor so langer Zeit zu Abu Dun gesagt hatte, ausgerechnet jetzt -
wenn auch weiß Gott nicht zum ersten Mal - wieder einfielen, aber
eines wusste er mit unerschütterlicher Sicherheit: Wenn es irgendwo
auf der Welt einen solchen Ort gab, dann sicherlich nicht hier. Und
auch nicht an irgendeinem der anderen zahllosen Plätze, an denen sie
auf dem Weg hierher vorbeigekommen waren. An manchen hatten
sie eine kurze Zeit verweilt, viele hatten sie so schnell wie möglich
wieder verlassen, und einige wenige hatten sie gemieden - oder hätten sich doch zumindest gewünscht, es getan zu haben, hätten sie
gewusst, was sie dort erwartete. Vielleicht ihr Schicksal, das immer
einen Schritt schneller zu sein schien als sie selbst und immer schon
an ihrem Ziel auf sie wartete, auch wenn sie dieses Ziel oft genug
selbst nicht gekannt hatten, bevor sie es erreichten.
»Pass auf!«
    Andrej hörte Abu Duns Schrei, mit dem er ihn vor einem erneuten
Angriff warnte, gerade noch rechtzeitig genug, um darauf zu reagieren und sich blindlings zur Seite und in den warmen Sand fallen zu
lassen. Etwas Helles, das das Sonnenlicht einfing und ihn mit seinem
grellen Glanz blendete, fuhr mit einem Geräusch über ihm durch die
Luft, wie es nur scharfer Stahl verursachen konnte, der mit gewaltiger Kraft geschwungen wurde. Andrej trat ebenso blindlings zu, wie
er sich hatte fallen lassen. Er sah seinen Gegner nicht, aber er traf
und hörte das Geräusch eines brechenden Knochens und einen halben Herzschlag später einen gellenden Schmerzensschrei. Es war
auch nicht nötig gewesen, wirklich zu sehen, wohin er trat, dachte er
spöttisch. An Zielen herrschte im Moment wahrlich kein Mangel.
    Andrej minderte die Wucht seines Sturzes, indem er sich über die
Schulter abrollen ließ und aus der gleichen Bewegung heraus auf die
Füße sprang, wechselte das armlange Damaszenerschwert von der
rechten in die linke Hand und führte nahezu gleichzeitig einen wuchtigen Hieb aus, der zwar diesmal nichts traf, ihm aber zumindest für
einen kurzen Moment Luft verschaffte. Noch während er sich den
Sand aus den Augen blinzelte, sah er eine Anzahl verschwommener
Schemen, die ebenso hastig wie ungeschickt vor ihm zurückwichen,
um nicht von dem tödlichen Stahl getroffen zu werden. Zugleich
warnte ihn sein Instinkt vor einer Gefahr hinter ihm. Andrej machte
eine Bewegung, als wolle er sich zur Seite fallen lassen, riss sich
dann im allerletzten Moment selbst zurück und kippte stattdessen
nach hinten, während er das Schwert gleichzeitig mit beiden Händen
packte und kraftvoll schräg nach oben stieß. Stahl klirrte auf Stahl.
Funken stoben. Der Widerstand, der sich dem Schwert entgegensetzte, war plötzlich verschwunden, und er hörte einen grunzenden
Schmerzenslaut, gefolgt vom dumpfen Aufprall eines schweren Körpers im Sand, aber auch fast unmittelbar darauf von den Geräuschen
eines Mannes, der sich hochrappelte und hastig davonstürmte.
    Dann war es vorbei. Andrej konnte immer noch nicht richtig sehen,
aber er war auch nicht allein auf seine Augen angewiesen, um sich
ein Bild von dem zu machen, was um ihn herum vorging. Sein
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