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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank
Autoren: Gunnar Staalesen
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ich – umgeben von Polizisten in Overalls und Uniformen, einige mit Schußwaffen, andere mit Handschellen in der Hand.
    Bertelsen kam dazu. Er sah mich mit schlecht verborgener Irritation an. »Und was soll dieser Zirkus bedeuten, Veum?«
    Ich holte ein paarmal tief Luft, bevor ich antwortete: »Daß – jetzt weiß ich, wer die Frau im Kühlschrank war.«
    »Ach ja? Und Arne Samuelsen – weißt du vielleicht auch, wo der ist?«
    »Ja.«
    »Und wo?«
    Ich sah ihn an. Dann ließ ich den Blick über die anderen Gesichter um mich herum wandern. Es war nicht schwer zu erkennen, wer die Antwort schon wußte. Schließlich sagte ich: » Er war die Frau im Kühlschrank.«

39
    Wir saßen in Bertelsens Büro – Elsa, ich, Bertelsen selbst, Iversen und Lauritzen. Auf der anderen Straßenseite lag das Weinmonopol dunkel und verschlossen, während die rote Kirche in Flutlicht getaucht war.
    Elsa hatte sich frisch gemacht, aber das Gesicht war sehr hager. Der Mund war ein Strich, die Augen dunkel.
    Bertelsen starrte mich entnervt an. »Also mit anderen Worten … Aber wer konnte das wissen?«
    Ich sagte: »Nein, genau … Wer konnte das wissen, daß die Frau im Kühlschrank ein Mann war. Oder umgekehrt, daß der Mann im Kühlschrank … Du verstehst, was ich meine.«
    »Und wie hast du das herausgefunden?«
    »Durch einen Zufall. Ich habe beim Einwohnermeldeamt in Bergen angerufen, um die Informationen zu überprüfen, die ich über Frau Samuelsen hatte. Da erfuhr ich, daß die Schwester gar nicht tot war. Und es gab niemanden in der Familie, der Arne Samuelsen hieß.«
    »Und das hattest du vergessen ,uns zu erzählen.«
    »Ich hatte keine Beweise – und ich mußte Elsa finden.«
    »Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe, Veum. Und das hätte dich und sie das Leben kosten können.«
    Ich zuckte mit den Schultern, sah sie aber verlegen an. Um von etwas anderem zu reden, fragte ich schnell: »Aber diese andere Frau – Irene Jansen – hat sie euch nichts erzählt?«
    Er sah resigniert zur Decke. »So gut wie nichts. Wenn ich dir meine ehrliche Meinung sagen soll, Veum, dann betrachte ich alle Personen, die in diese Affäre verwickelt sind, als schwachsinnige Idioten – dich eingeschlossen. Nein, sie war nur mitgegangen, weil sie glaubte, sie könnte dabei Geld verdienen. Sie war keinem der anderen jemals vorher begegnet, hatte nicht mal eine Ahnung, wie sie hießen. Die drei Männer, der, dem die Wohnung gehörte und noch zwei, waren in die Küche gegangen. Einer von ihnen war zurückgekommen und hatte sie gebeten, zu gehen. Sie hatte ein paar Hunderter bekommen. Sie hatte keine Geräusche aus der Küche gehört, die beiden anderen hatten solchen Krach gemacht.«
    »Welche beiden anderen?«
    »Laura Lüstgen und Lächel-Hermannsen, der Beschreibung nach.«
    »So so …«, sagte ich.
    »Und merk dir eins, Veum: Wir haben noch kein Geständnis. Sie haben überhaupt nichts gestanden! Und ich versteh noch immer nicht, warum !«
    »Laß uns erst mit Vevang reden«, sagte ich.
    » Uns? «
    » Ich bin es, der den Überblick hat, glaub ich.«
    »Und warum Vevang?«
    »Weil er das schwächste Glied ist. Jonsson ist zäh wie ein Ochse. Aber wenn wir wissen, wo wir ihn packen können, dann … Und was das Warum angeht …«
    »Ja?« kläffte er.
    Ich wandte mich an Elsa. »Du hast die Geschichte von Jonsson noch nicht zu Ende erzählt. Könntest du …«
    »Meinst du …?« Sie sah mich fragend an.
    Ich nickte.
    Sie sah Bertelsen an, während sie erzählte. »Es war in den USA. Er, Jonsson, hatte einen weiblichen Anhalter aufgegabelt, die tollste Frau, die er je gesehen hatte, um seine eigenen Worte zu benutzen – und sie erwies sich als außerordentlich willig. Sie fuhren in eine Nebenstraße und fingen an, zu – naja, sich zu küssen und zu streicheln und … Aber als er dann – als er sie richtig befühlte – da zeigte sich, daß es … Es war keine Frau. Es war ein Mann.«
    Bertelsen glotzte erstaunt. »Meinst du, daß …«
    »Er erzählte, hinterher hätte er sie geschlagen, ihn fast totgeschlagen, und später wurde ihm immer schlecht, wenn er nur einen Transvestiten nur von weitem sah.«
    Bertelsen sah wieder mich an und sagte: »Sollte das der Grund sein?«
    Ich hob resigniert die Arme. »Sodom und Gomorrha. Wollen wir runtergehen und mit ihm reden – mit Vevang?«
    Er starrte mich mit schmalen Lippen an. Dann stand er auf und sagte in knappem Ton: »Ja. Komm.«
    Elsa sagte dünn: »Ich warte hier, Varg.«
    Ich
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