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Die Frau des Seiltaenzers

Die Frau des Seiltaenzers

Titel: Die Frau des Seiltaenzers
Autoren: Philipp Vandenberg
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recta wird bei einfachster Chiffrierung des Wortes BROT folgendermaßen vorgegangen:
    Man nimmt aus der ersten waagrechten Zeile das B, aus der zweiten Zeile das R, über dem jedoch oben das Q steht, aus der dritten Zeile das O, über dem in der ersten Zeile das M steht, aus der vierten Zeile das T, über dem oben das Q steht. Aus BROT wird so BQMQ.
    Durch die Verschiebung des Alphabets in jeder Zeile um einen Buchstaben kann in der Chiffre derselbe Buchstabe (hier das Q) einmal für R und einmal für T stehen. Bei der Dechiffrierung geht man in umgekehrter Reihenfolge zu Werke (vgl. Abb. rechts).
    Die Spurensuche nach Johannes Trithemius gestaltet sich äußerst schwierig, weil das Würzburger Benediktinerkloster nicht mehr existiert. Es wurde 1803 aufgelöst und hatte seither eine wechselvolle Geschichte als Garnisonslazarett, Militärmagazin und seit 1804 als Garnisonskirche. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs zerstörten es ganz.
    Gerettet wurde das Epitaph, das Tilman Riemenschneider für Abt Trithemius schuf. Es ist heute im Neumünster neben dem Dom untergebracht und birgt mehr als nur ein Geheimnis. Dieses Epitaph lieferte die Idee und die Vorlage für das Buch »Die Frau des Seiltänzers« .
    Dem aufmerksamen Betrachter entgeht nicht der im oberen Fünftel des Gedenksteins abgetrennte Rundbogen. Diesymmetrisch umlaufende, aus dem Zusammenhang gerissene Umschrift »der verehrungswürdige Vater + Herr Johannes Trithemius« scheint anstelle eines früheren Rundbogens aufgesetzt. Wie aber lautete die ursprüngliche Inschrift? Und warum wurde sie entfernt?
    Zudem ist der seltsame, unnatürliche Faltenwurf des Gewandes auf Trithemius’ Brust eines bedeutenden Bildhauers wie Riemenschneider unwürdig. Man gewinnt den Eindruck, als wollte der Künstler oder sein Auftraggeber, der Abt, mit der ungewöhnlichen Linienführung auf etwas hinweisen. Etwa auf den Zusammenfluss dreier Flüsse?
    Und da ist noch das aufgeschlagene Buch, welches Trithemius gegen den Leib presst, als wollte er vermeiden, dass jemand von seinem Inhalt Kenntnis nimmt. Die profanen Buchbeschläge tragen keinen Hinweis auf ein christliches Symbol, wie man ihn auf Bibeln, Evangeliaren oder Missalen aus der Zeit finden kann. Was also will der Abt geheim halten?
    Zufall oder nicht? Nur eine Tagesreise von Würzburg entfernt, im Bamberger Dom, finden wir an versteckter Stelle den gleichen bildlichen Hinweis auf den Zusammenfluss dreier Flüsse: auf dem Sarkophag PAPST CLEMENS II. (1046/1047). Der dem sächsischen Adel entstammende Papst wurde auf eigenen Wunsch als einziger Nachfolger Petri nördlich der Alpen bestattet. Bamberg hatte er deshalb als letzte Ruhestätte ausgewählt, weil er hier als Siudger das Bischofsamt bekleidete.
    Der eher schmucklose, einem Papst unangemessene Sarkophag wird derzeit aus unerfindlichen Gründen hinter einem pompösen Bischofsstuhl im Westchor des Doms versteckt, unzugänglich für die Öffentlichkeit. Seine kniehohen Reliefs geben nicht weniger Rätsel auf als das Trithemius-Epitaph.
    Bis heute fanden zwei der Reliefs keine einleuchtende Erklärung: Ein nackter Jüngling in Hockstellung zeigt auf drei Rinnsale, Bäche oder Flüsse, die sich zu einem vereinen. Ist dies der gleiche Hinweis wie jener auf dem Epitaph von Abt Trithemius?
    Es gibt nur zwei Städte in Deutschland, in deren Umkreis drei Flüsse zusammenfließen: Passau und Bamberg. Mit Passau haben weder Papst Clemens II. noch Abt Trithemius etwas zu tun. Bleibt Bamberg. Zumal ein weiteres Relief auf dem Papst-Sarkophag,vielfach gedeutet als Clemens auf dem Totenbett, Zweifler nachdenklich stimmen sollte: Man sieht einen lachenden Clemens, kenntlich an seiner Papsthaube, den Kopf lässig auf den rechten Arm gestützt, auf einem schlichten Bett, mit seinem linken Zeigefinger unter das Bett deutend. Hinter ihm ein lachender Engel, mit der rechten Hand gestikulierend. Man könnte meinen, die beiden freuten sich, dass niemand etwas von ihrem Versteck weiß.
    Aber was verbarg Papst Clemens II. in seinem Sarkophag? Etwa die ›Bücher der Weisheit‹ mit Jahrtausende alten wissenschaftlichen Erkenntnissen?
    In alten Chroniken und Inkunabeln, vor allem solchen, die sich mit Okkultismus und Magie beschäftigten, tauchen Hinweise auf Handschriften und Bücher ähnlichen Inhalts auf; doch wurde bisher keines dieser Bücher gefunden. Auch Hinweise auf die Hüter solcher Schriften konnten nie verifiziert werden – was allerdings kein Beweis dafür ist, dass es sie nie
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