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Die Frau des Seiltaenzers

Die Frau des Seiltaenzers

Titel: Die Frau des Seiltaenzers
Autoren: Philipp Vandenberg
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Würzburg begegnet. Er war 1520 bis 1521 sogar Bürgermeister seiner Heimatstadt, erlitt aber nach dem Bauernkrieg ein beklagenswertes Schicksal. Der Würzburger Fürstbischof ließ ihn als Parteigänger der Aufständischen foltern. Dabei wurden ihm die Hände zerschlagen. Nach 1525 konnte Riemenschneider nie mehr zum Meißel greifen. Er starb 1531 verbittert.
    »Seine kurfürstliche Gnaden« ALBRECHT VON BRANDENBURG (1490–1545) ist eine historische Figur, die kein Autor besser erfinden könnte. Ab 1514 Erzbischof und Kurfürst in Mainz, ab 1518 Kardinal, hatte er Amt und Würden mit Geld erkauft, das er sich bei den Fuggern lieh. Darüber hinaus sagte man ihm einige kostspielige Leidenschaften nach: Kurfürst Albrecht sammelte, wie viele seiner Zeitgenossen, teure Reliquien. Er hatte viel übrig für schöne Frauen und für die Schönen Künste.
    Was die Frauen betraf, lebte er mit ELISABETH SCHÜTZ, genannt »Leys«, in einem eheähnlichen Verhältnis, aus dem auch eine Tochter hervorging, die er mit seinem Sekretär JOACHIM KIRCHNER verheiratete. Als der »erlauchte Fürst« von »Leys« genug hatte, wandte er sich der reichen Frankfurter Witwe AGNES PLESS, geborene Strauß, zu. Die wiederum machte er nach ein paar Jahren zur Äbtissin eines Klosters, das er im Aschaffenburger Schöntal für sie errichtete.
    Die Maler ALBRECHT DÜRER und MATTHIAS GRÜNEWALD, vor allem aber LUCAS CRANACH DER ÄLTERE wurden von Kurfürst Albrecht mit Aufträgen überhäuft. Cranach-Porträts zeigen Albrecht als hl. Hieronymus oder zusammen mit seiner Geliebten als heiligen Martin und heilige Ursula. Auf einem anderen Cranach-Gemälde erscheint »Leys« als die Ehebrecherin aus dem Johannesevangelium.
    Dass MATTHÄUS SCHWARZ (1497–1574), der Oberbuchhalter der Augsburger Fugger, bei Albrecht von Brandenburg Schulden eintreiben musste, steht außer Frage. Allerdings sind die näheren Umstände, wie er dieser Aufgabe nachkam, nicht überliefert. Eine Liebelei wie die mit der »Frau des Seiltänzers« liegt jedenfalls durchaus im Bereich des Möglichen.
    Das Leben des Schwarzkünstlers und Horoskopstellers DOKTOR JOHANNES FAUST (um 1480–um 1536) ist ebenso voller Rätsel wie sein Geburts- und Sterbedatum. Sogar sein Vorname Johannes ist vermutlich falsch. Wahrscheinlich hieß Faust Georg. Und Goethe, der ihm die bedeutendste Dichtung in deutscher Sprache widmete, nannte ihn gar Heinrich. Goethe war übrigens nicht der Erste und nicht der Einzige, der sich Faust als Vorbild für eine literarische Aufarbeitung nahm. Erste dichterische Versuche gehen bis auf das Jahr 1575 zurück. Und so findet sich Faust auch in diesem Buch als Verkörperung des Bösen und Unheimlichen.
    Als erwiesen gilt, dass Faust sich nach 1520 in Bamberg aufhielt und dem Bischof WEIGAND VON REDNITZ, der 1522 bis 1556 auf dem Domberg residierte, für zehn Gulden ein Horoskop erstellte. Dann verliert sich seine Spur, und er taucht erst 1528 in Ingolstadt und 1532 in Nürnberg wieder auf.
    Nicht weniger sagenumwoben ist die Person des JOHANNES TRITHEMIUS (1462–1516). Der gelehrte Benediktinermönch und Okkultist machte sich weniger als Abt des Klosters St.Jakobus in Würzburg einen Namen als mit seinen zahlreichen Schriften über Magie, Nigromantie (Wahrsagerei mit teuflischer Unterstützung) und Steganographie (Geheimschreibekunst). Allzu gerne umgab er sich mit dem Nimbus des Unheimlichen und erntete damit sogar in höchsten Kreisen Anerkennung. So soll er für Kaiser Maximilian im Jahre 1482 ein makabres Schauspiel inszeniert haben, bei dem des Kaisers verstorbene Gemahlin Maria von Burgund als Geist erschien – vermutlich mit Hilfe der Projektion einer Camera obscura.
    Seine Werke über die Geheimschreibekunst in lateinischer Sprache fanden Beachtung und Zuspruch weit über die deutschen Grenzen hinaus. Trithemius gilt als Erfinder der Tabula recta (lat.: quadratische Tafel), einer Schriftverschlüsselungsmethode, die für denUneingeweihten trotz verblüffender Einfachheit nicht zu knacken ist.
    Die rechts abgebildete Tabula recta ist eine Chiffriertafel in moderner Form und mag manchen Leser zur praktischen Anwendung verleiten. Diese »progressive Chiffrierung« fand sogar noch im Zweiten Weltkrieg Anwendung. Zu beachten ist, dass das mittelalterliche Alphabet nicht 26, sondern nur 24 Buchstaben hatte. J und V waren gleich mit I und U. Außerdem endete das frühe Alphabet nicht mit U-V-W-X-Y-Z, sondern U-X-Y-Z-W.

    Bei der nachfolgenden modernen Tabula
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