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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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auch verbarrikadiert.«
    » Die Küche?«, schlägt ein Wächter vor.
    » Oder die Empfangshalle«, überlegt ein zweiter.
    Hector schüttelt den Kopf. » Die Besatzung ist darauf gedrillt, alle Eingänge zu sichern.«
    Jeder Wachmann der Königlichen Leibgarde würde sofort fraglos eingelassen. Es muss einen Grund geben, dass er nicht sofort jemanden zum Palast schickt, um eine größere Eskorte und eine fensterlose Kutsche anzufordern. » Ihr glaubt, es ist kein Zufall«, sage ich, » sondern, dass jemand befohlen hat, den Palast abzuriegeln, bevor ich wieder zurück bin. Ihr glaubt, dass die Menschenmenge vielleicht nicht die größte Gefahr darstellt.«
    Sein Blick ist ernst. » Ich will mit Euch kein Risiko eingehen.«
    Mir kommt eine Idee. » Der Fluchttunnel! Der führt von den königlichen Gemächern in die Händlergasse. Alejandro sagte, dass nur wenige davon wissen.« Unwillkürlich muss ich schlucken, als ich an die langen Tage denke, die ich in den Gemächern meines Mannes verbrachte, als er im Sterben lag. Sorgfältig habe ich jedes seiner Worte in mich aufgenommen und sie in mein Herz geschlossen, um sie eines Tages an Rosario, seinen Sohn, weitergeben zu können.
    Hector reibt sich das Kinn. » Er ist in keinem guten Zustand. Ich war nicht mehr darin, seit Alejandro und ich Kinder waren.«
    Es muss trotzdem gehen. » Los«, befehle ich.
    Wir treten aus dem Schatten der Gassenmauern ins Sonnenlicht. Gewohnheitsmäßig nehmen die Wachleute Aufstellung.
    » Nein, nein.« Ich halte sie mit einer vagen Handbewegung auf. » Nicht so… leibgardenmäßig.«
    Sofort lösen sie ihre Formation auf und werfen sich beschämte Blicke zu. Hector schlingt einen Arm um meine Schulter, als ob wir zum Vergnügen spazieren gingen. Er beugt sich zu mir und sagt: » Also, das war ja vielleicht eine schreckliche Hitze in den letzten Tagen.«
    Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, obwohl ich merke, wie angespannt seine Schultern sind, dass seine Augen die Straße absuchen und seine freie Hand den Schwertgriff gepackt hält. » Ich würde lieber über die neueste Mode mit den juwelenbesetzten Stolen sprechen.«
    Er lacht. » Würdet Ihr nicht.«
    Ohne Probleme erreichen wir die Händlergasse, die geradezu unheimlich leer und verlassen daliegt; niemand drängt sich um die unbesetzten Stände, und es rollt kein einziger Wagen über das Kopfsteinpflaster. Eigentlich sollten sich hier Gaukler, Bettler und kauflustige Bürger drängen, die Kokosbrötchen, klebrige Dattelspießchen und Fleischpasteten essen.
    Die Nachricht muss sich mit der zerstörerischen Kraft eines Sandsturms durch die Stadt gewälzt haben: Die Inviernos sind zurück! Und sie haben die Königin bedroht!
    Weil es so leer ist, fällt unser Grüppchen hier umso mehr auf. Mein Nacken prickelt, als ich die umliegenden Gebäude betrachte, und ich erwarte, an allen Fenstern neugierige Köpfe auftauchen zu sehen. Aber da ist niemand.
    Leise sage ich: » Alejandro hat gesagt, dass sich der Eingang im Haus eines Schmieds verbirgt.«
    » Ja. Gleich um die Ecke… hier.« Er deutet auf einen Ziegelbau mit einem breiten Vordach. Der Blasebalg darunter ist kalt, und die Ketten hängen lose herab.
    Hectors Hand auf meiner Schulter verkrampft sich, als er sich unter die Überdachung duckt. » Ho, Schmied!«, ruft er.
    Die Tür schwingt knarrend auf. Ein Kahlkopf mit rußiger Lederschürze und Unterarmen wie knorrige Baumstümpfe tritt über die Schwelle. Seine Augen weiten sich.
    » Gutmann Rialto!«, ruft der Schmied erzwungen fröhlich aus. » Euer Kessel ist fertig. Ein schönes Stück, das muss ich sagen. Ich hatte noch ein wenig Bronze herumliegen, und das wird es für Euch ein wenig günstiger machen. Bitte tretet doch ein!«
    Ich sehe Hector fragend an, und er nickt fast unmerklich. Wir folgen dem Schmied ins Haus.
    Jede noch so kleine Fläche an den Wänden präsentiert die Arbeiten dieses Mannes– Schwerter, Roste, Fallen, Löffel, Kerzenleuchter, gepanzerte Handschuhe. Ein beißender Geruch hängt in der Luft, wie saures Kupfer. In der Feuerstelle brennt ein niedriges Küchenfeuer. Nur ein Schmied könnte an einem so heißen Tag wie heute noch ein Feuer ertragen. Als wir alle im Haus sind, schließt er hinter uns die Tür und legt den Riegel vor.
    » Hier entlang, Majestät«, weist er uns an, und alle Jovialität ist aus seiner Stimme verschwunden. » Schnell.« Er nimmt einen dicken Teppich an einer Ecke hoch und legt eine Falltür frei. Schnaufend zieht er
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