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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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Ertrinkenden. » Das hier wird mit allen in Joya d’Arena geschehen, wenn du dich nicht als williges Opfer zur Verfügung stellst.«
    Endlich hat Hector mich erreicht, packt mich an den Schultern und zieht mich beiseite, während die Wachleute zum Animagus hinüberlaufen. Aber sein Feuerstein glüht schon wie eine winzige Sonne; sie werden ihn nicht rechtzeitig erreichen. Ich habe erwartet, dass Feuer zu uns herüberschießt, dass es mein Volk in Krater verbrannten Fleisches und verkohlter Knochen verwandelt, und plötzlich greife ich nach Hectors Rüstung, nach seinem Schwertgurt, stoße ihn von mir weg, weil ich es nicht ertragen kann, noch einen Freund verbrennen zu sehen. Aber der Animagus richtet das Feuer gegen sich selbst.
    Er kreischt: » Es ist Gottes Wille!« Dann hebt er die Arme zum Himmel, und seine Lippen bewegen sich, als würde er beten, während der Brand seine Haut dahinschmelzen lässt, sein Haar schwärzt und ihn in eine lebendige Fackel verwandelt, sichtbar für die ganze Stadt.
    Der Gestank von brennendem Fleisch durchdringt die Luft, während sich die Menge zerstreut. Die Pferde bäumen sich auf und gehen durch, trampeln alles nieder, was ihnen im Weg steht, und ziehen die Kutsche ratternd hinter sich her.
    » Zur Königin!«, schreit Hector über meinen Kopf hinweg.
    Ein Windstoß fährt durch das Amphitheater, löscht die größten Flammen und wirbelt Haare und Kleiderfetzen in den Himmel empor. Der verkohlte Körper des Animagus stürzt von der Treppe zu Boden, eine Spur aus Rauch und Funken hinter sich herziehend.
    Ich lehne meine Stirn gegen Hectors Brustpanzer und schließe die Augen, während sich das Chaos um uns herum allmählich auflöst. Die Kälte meines Feuersteins vergeht, und ich atme tief ein, warme Wüstenluft und Erleichterung.
    » Wir müssen Euch zum Palast zurückbringen«, sagt Hector.
    » Ja, natürlich«, erwidere ich, löse mich von ihm und richte mich auf. » Lasst uns gehen.« Wenn ich es mir nur genug einrede, dann werde ich mich vielleicht wirklich stark fühlen.
    Meine Leibgardisten bilden einen Keil aus klappernden Rüstungen und gezogenen Schwertern. Als wir uns an den langen, steilen Aufstieg machen, schwebt ein kleines Stückchen weißer Robe, das am Rand noch glimmt, vor meinen Füßen zu Boden.

2

    A uf dem Rückweg bete ich, danke Gott für mein Leben und für das Leben meiner Leibwache, bitte darum, dass er uns noch ein Weilchen länger beschützen mag. Aber als wir uns dem Palast nähern, gebietet uns Hector mit gehobener Faust anzuhalten.
    Das Falltor ist herabgelassen und versperrt. Hunderte haben sich davor versammelt. Manche schreien und stampfen mit den Füßen, rütteln am Eisengitter. Andere stehen still da, tragen Decken, Gepäck, kleine Kinder auf dem Arm. Es werden immer mehr, viele weitere Menschen kommen aus den Straßen und Gassen in der Nähe.
    » Sie glauben, dass wir angegriffen werden«, sage ich, um eine sichere Stimme bemüht. » Sie suchen Schutz hinter den Mauern des Palastes.«
    » Vielleicht werden wir tatsächlich angegriffen«, meint Ximena ruhig. » Vielleicht sind wir wieder im Krieg.«
    » Schnell zurück«, befiehlt Hector. » Aber keine hastigen Bewegungen.« Ich höre heraus, was er nicht offen sagt– wenn mich die verzweifelten Menschen hier entdecken, könnten sie mich bedrängen.
    In einer engen Gasse zwischen zwei Stadtvillen halten wir Kriegsrat. Hector reißt sich den leuchtend roten Mantel von den Schultern, der ihn als Königlichen Leibgardisten zu erkennen gibt, wendet ihn, sodass nun die weichere, blassere Seite nach außen zeigt, und hält ihn mir hin. » Legt ihn Euch um. Euer Gewand ist viel zu auffällig.«
    Der Mantel riecht nach Hector– nach geöltem Stahl und abgetragenem Leder und gewürztem Wein. Ich schließe die Schnallen am Hals und deute dann auf die anderen. » Ihr alle, dreht eure Mäntel um. Ximena, kannst du meine Krone verstecken?« Ich ziehe sie mir vom Kopf, und meine Kinderfrau befreit mein Haar von den vielen Klemmen, mit denen sie befestigt war.
    Einen Augenblick hält sie die Krone in der Hand und denkt nach. Sie stellt sich hinter mich, sodass sie vor den Blicken der Leibwächter geschützt ist, und als sie wieder hervortritt, ist ihr Kleid vorn ungleichmäßig ausgebeult. » Zumindest sieht es nicht nach einer Krone aus«, meint sie mit einem entschuldigenden Achselzucken.
    » Und jetzt?«, frage ich. » Wenn das Fallgitter heruntergelassen ist, dann sind die Stallungen mit Sicherheit
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