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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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Bögen bereithalten.
    Das Haupttor steht für den täglichen Handel offen. Überspannt vom spitzen Fallgitter führt unsere kopfsteingepflasterte Hauptstraße hinaus ins offene Land. Dahinter erstrecken sich die wogenden Dünen meiner herrlichen Wüste, vom Wind geglättet und täuschend sanft im gelben Mittagslicht. Mein Blick verharrt zu lange auf dem Sand, als wir in die Avenida de la Serpiente einbiegen.
    Doch schließlich muss ich mich dem Anblick stellen, der mir das Herz zerreißt. Denn Brisadulces äußerer Ring ist eine Narbe im Angesicht der Welt, geschwärzt und zerstört, stinkend nach feuchtem Brand. Hier gelang es der Armee Inviernes, unsere Tore zu durchbrechen, und die Animagi nutzten ihre Hexenkunst, um alles zu verbrennen, was in die Reichweite des blauglühenden Feuers ihrer Feuersteinamulette geriet.
    Mein Blick streift einen Dachbalken, der über einem Schutthaufen aus Lehmziegeln liegt. An einer Seite ist die Maserung des Holzes noch unversehrt erkennbar, aber zur anderen Seite hin wird sie immer schwärzer, versengter und verkohlter, bis sie in einem zerklüfteten Stumpf roter Glut ausläuft. Ein dünner Rauchfaden ringelt sich in die Luft.
    Überall im äußeren Ring finden sich die schwelenden Erinnerungen des Krieges; sie sind der Preis für den Sieg, den wir errungen haben. Selbst nach Monaten ist es uns noch nicht gelungen, all ihre Feuer vollständig zu löschen. Vater Nicandro, mein oberster Priester, sagt, dass sie durch Magie entstanden sind und daher auch nur durch Magie überwunden werden können. Oder durch die Zeit.
    Meine Stadt wird vielleicht noch hundert Jahre brennen.
    Also lächele ich und winke. Und zwar mit wilder Entschlossenheit, als ob mein Leben davon abhinge, als ob eine großartige Zukunft vor uns läge und die verhexten Balken keines weiteren Blickes würdig wären.
    Die Menge liebt mich dafür. Die Menschen schreien und jubeln, und es ist tatsächlich ein kleines bisschen wie Zauberei, gute Zauberei, wie sie mich damit nach einer Weile dazu bringen, selbst an die Hoffnung zu glauben, bis sogar ein echtes Lächeln auf meine Lippen tritt.
    Die Straße wird schmaler, und die Menschen drängen sich immer mehr zusammen, während wir die Avenida weiter entlangfahren. Hectors Hand gleitet an die Scheide seines Schwerts, und er hält sich nun näher an der Kutsche. Ich versuche mir einzureden, dass es mir nichts ausmacht, wie nahe mir die Leute kommen, dass ich ihre lächelnden Gesichter und ihre hemmungslose Energie liebe.
    Aber als wir am riesigen Amphitheater mit seinen steinernen Säulen vorüberkommen, spüre ich, dass sich die Stimmung leicht verändert. Die gute Laune hat einen Dämpfer erhalten, als seien die Menschen plötzlich abgelenkt. Die Leibgardisten behalten die Menge misstrauisch im Blick.
    » Irgendetwas stimmt hier nicht«, flüstert Ximena.
    Beunruhigt sehe ich sie an. Aus langer Gewohnheit tasten meine Fingerspitzen nach dem Feuerstein und suchen nach einem Hinweis; wenn ich unter Freunden bin, erwärmt er sich, und er wird eiskalt, wenn mein Leben in Gefahr ist. Bilde ich mir jetzt nur ein, dass er kühler ist als sonst?
    Das Theater hat die Form eines großen Hufeisens, dessen breite Enden im rechten Winkel auf die Avenida stoßen. Als wir uns der Anlage nähern, zieht eine Bewegung auf den oberen Rängen meinen Blick auf sich. Hoch über der Menge steht ein Mann in einer weißen, windzerzausten Robe.
    Mein Feuerstein wird eiskalt, was in dieser Situation wenig hilfreich ist, und lähmende Kälte fährt mir in die Glieder, als ich sehe, dass sein Haar hellblond ist, fast weiß, und ihm bis an die Hüften reicht. Das Sonnenlicht bricht sich auf irgendetwas, das in die Spitze seines hölzernen Stabs eingelassen ist. Oh Gott.
    Ich bin zu entsetzt um aufzuschreien, und als Hector die weiße Gestalt auch bemerkt, ist es zu spät; meine Kutsche ist bereits in Reichweite. Die Menge ist unheimlich still, als hätte etwas alle Atemluft aufgesaugt, denn die Beschreibung der Animagi, der Hexenmeister von Invierne, hat inzwischen überall die Runde gemacht.
    Der Feuerstein an der Spitze des Animagus-Stabes beginnt blau zu leuchten.
    Ich fühle mein Entsetzen, als sei ich in einem schrecklichen Traum gefangen, während ich versuche, meine Stimme wiederzufinden. » Fernando!«, schreie ich. » Erschieß ihn! Töte ihn!«
    Ein Pfeil fliegt auf den Animagus zu, wie ein verschwommener Blitz der Erleichterung vor dem kristallklaren Himmel.
    Der Animagus schlägt mit dem
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