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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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Stab danach. Ein Schwall blauheißen Feuers bricht aus der Spitze hervor, prallt gegen den Pfeil und explodiert in einem Schauer aus Splittern und Funken.
    Schreie werden laut. Hector gibt den Wächtern Zeichen und brüllt Befehle. Die Hälfte der Gardisten rückt um mich zusammen, die anderen laufen los, um den Hexenmeister unschädlich zu machen. Doch nun greift Panik in der wogenden Menge um sich, und meine Beschützer werden durch das dichte Gedränge behindert.
    » Bogenschützen!«, ruft Hector. » Schuss!«
    Hunderte von Pfeilen schwirren mit lautem Surren davon.
    Der Animagus dreht sich einmal mit ausgestrecktem Stab im Kreis. Die Luft um ihn gehorcht seinem Willen, und einen Moment lang kann ich erahnen, dass sich eine Barriere bildet, wie eine Wand aus Glas oder ein verzerrtes Wüstentrugbild, doch dann springt Ximena über den Sitz und schützt mich mit ihrem Körper.
    » Zur Königin!«, ertönt Hectors Stimme. » Wir müssen uns zurückziehen!«
    Aber die Kutsche bewegt sich nicht, wir sind in dem Gedränge eingeschlossen.
    » Königin Lucero-Elisa.« Die besondere Architektur des Amphitheaters verstärkt die zischende Stimme auf eigenwillige Weise. » Trägerin des einzigen lebenden Feuersteins, du gehörst zu uns, zu uns.«
    Er kommt die Stufen hinunter, das weiß ich. Er kommt, um mich zu holen. Er wird sich mit seinem Feuer einen Weg durch mein Volk brennen und…
    » Du glaubst, du hättest uns abgewehrt, aber wir sind so zahlreich wie die Sandkörner in der Wüste. Das nächste Mal werden wir über dich kommen wie Geister in einem Traum. Und dann wirst du die Tore deines Feindes erkennen!«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich Hectors Schwert aufblitzen, als er den Arm hochreißt, und mein Magen krampft sich zusammen, als mir klar wird, dass er sich einen Weg durch unser eigenes Volk schlagen würde, wenn das nötig wäre, um mich von hier wegzubringen.
    » Ximena!«, stoße ich hervor. » Geh beiseite. Hector… Er würde alles tun. Wir können nicht zulassen…«
    Sie begreift sofort. » Duck dich«, befiehlt sie, wirft sich gegen die Tür und springt hinaus auf die Straße.
    Mit klopfendem Herzen spähe ich über den Rand der Kutsche. Der Animagus starrt mich hungrig an, als er die große Treppe hinunterschreitet, als sei ich eine saftige Maus, die sich in seiner Falle verfangen hat. Die eisige Warnung meines Feuersteins ist gnadenlos.
    Er hätte mich längst töten können, wenn er das gewollt hätte; wir kennen kein Mittel, um seinem Feuer zu begegnen. Warum tut er es also nicht? Vorsichtig behalte ich ihn im Auge und stehe von meinem Sitz auf.
    » Nein, Elisa, nicht!«, schreit Hector. Ximena hält seinen Schwertarm fest, aber er schüttelt sie ab und rennt zu mir. Mitten im Lauf erstarrt er, und sein Gesicht pulsiert vor Anstrengung: Der Animagus hat ihn durch Zauberkraft erstarren lassen.
    Aber mein Leibwächter ist der stärkste Mann, den ich kenne. Kämpfe dagegen an, Hector.
    Während mich die Kälte bis auf die Knochen durchdringt, zwinge ich mich aus der Kutsche zu steigen. Ich bin das, wonach es den Hexenmeister verlangt, und vielleicht wird es mir gelingen, ihn abzulenken und damit Zeit zu schinden, damit meine Gardisten sich an ihn heranpirschen können und Hector sich vielleicht befreien kann.
    Die Sonne bricht sich auf einer Rüstung, die sich dem Animagus von oben nähert, weshalb ich meinen Blick unverwandt auf ihn gerichtet halte. Meine Stimme ist hart wie Stahl: » Ich habe deine Brüder zu Staub verbrannt. Dasselbe mache ich auch mit dir.« Die Lüge wiegt schwer auf meiner Zunge. Bisher habe ich die Kraft meines Steins nur ein einziges Mal heraufbeschworen, ohne auch nur im Geringsten zu wissen, wie mir das gelang.
    Der Animagus antwortet mit einem wilden, überlegenen Grinsen. » Ergib dich. Wenn du das tust, verschonen wir dein Volk.«
    Einer der Wächter ist jetzt nahe genug. Der Animagus hat ihn nicht bemerkt. Unhörbar legt er einen Pfeil auf die Sehne, zielt.
    Vermittele Stärke, Elisa. Weiche nicht zurück. Halte seinem Blick stand.
    Der Pfeil zischt durch die Luft. Bei dem Geräusch fährt der Hexenmeister herum, aber es ist zu spät; die Pfeilspitze bohrt sich in seine Rippen.
    Der Animagus schwankt. Er dreht sich wieder zu mir um, die Augen brennen hell vor religiösem Eifer oder Schmerz, eine Schulter hängt tiefer als die andere. Seine Robe färbt sich rot wie von vergossener Tinte. » Sieh genau hin, meine Königin«, sagt er, und seine Stimme klingt wie die eines
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