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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Rae Carson
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an dem Messingring. Eine Klappe schwingt auf und enthüllt eine wacklige Holztreppe, die in die Dunkelheit hinabführt.
    » Wir brauchen Licht«, sage ich.
    Der Schmied nimmt eine Kerze in einem Messinghalter vom Tisch, hält sie ans Küchenfeuer, um den Docht zu entzünden, und reicht sie mir. » Seid vorsichtig«, sagt er. » Der Tunnel ist mit Holzbalken verstärkt. Sie sind sehr alt und sehr trocken.«
    » Ich gehe voran«, erklärt Hector, und die Stufen knarren unter seinem Gewicht.
    Ich will ihm folgen, doch dann zögere ich. » Ximena, nimm die übrigen Wachleute und kehre durch den Haupteingang zum Palast zurück. Sie werden euch einlassen. Es sollten ein paar Leute wieder aus diesem Haus herauskommen, nur für den Fall, dass wir beim Eintreten beobachtet wurden.«
    Sie runzelt die Stirn. » Mein Platz ist an deiner Seite.«
    » Ich bin bei Hector sicher.« Bevor sie protestieren kann, wende ich mich dem Schmied zu. » Euer Name, mein Herr?«
    » Mandrano«, antwortet er stolz. » Früher einmal Wächter bei der Leibgarde seiner Majestät, König Nicolao, jetzt im Ruhestand.«
    Ich lege meine Hand auf seine Schulter, die hart und rund wie ein Felsblock ist. » Ich danke Euch, Mandrano. Ihr habt Eurer Königin heute einen großen Dienst erwiesen.«
    Er verneigt sich tief. Ich warte nicht, bis er sich wieder aufrichtet, und ich kümmere mich nicht darum, ob Ximena und die Wächter meine Befehle befolgen. Schnell eile ich hinter Hector hinab und halte meine Kerze tief, um den Weg auszuleuchten.
    Seine Finger strecken sich mir aus der Düsternis entgegen, und ich greife danach. Als meine Füße gerade den trockenen Lehmboden erreichen, fällt die Falltür über uns zu, und völlige Dunkelheit umfängt uns abseits des kleinen Schimmers Kerzenlicht.
    Ich trete so nahe zu Hector, bis die Kerze uns beiden Licht spendet. Die Flamme legt seltsame Schatten auf seine Haut, verwischt die Narbe auf seiner Wange und lässt die Augen weicher erscheinen, sodass plötzlich sein wahres Alter in seinem Gesicht erkennbar wird; er ist nicht viel älter als zwanzig.
    » Hector, wer außer Euch und mir wäre imstande, den Befehl zur Abriegelung…«
    » Conde Eduardo, General Luz-Manuel und der Haushofmeister.« Er rattert die Namen so schnell herunter, dass mir klar wird, dass er sie innerlich bereits geprobt hat.
    » Es hat aber doch sicher niemand beabsichtigt, uns auszusperren?«
    Ximena hätte jetzt irgendeine Nettigkeit über ein unglückliches Missverständnis formuliert. Aber Hector ist zu einer solchen Täuschung nicht fähig. » Auch, wenn Ihr sicher wieder zurückgekehrt seid, müssen wir sehr vorsichtig vorgehen«, sagt er. » Wir müssen strategisch denken.«
    Ich reiche ihm die Kerze und nicke zustimmend. Er geht voran, und ich folge so dicht hinter ihm, dass ich mich notfalls an seinem Schwertgurt festhalten könnte. Der Tunnel ist so schmal, dass meine Schultern gegen die Stützbalken unter der Decke stoßen. Der Staub, den wir aufwirbeln, kribbelt in meiner Nase, und mühsam unterdrücke ich den Drang zu niesen.
    Etwas huscht über meine Füße, blauglühend wie ein Feuerstein, und ein leiser Schrei entfährt mir.
    Hector wirbelt herum, aber dann sagt er: » Das ist nur ein Höhlenskorpion. Sie leuchten, wenn sie Angst bekommen. Sie sind fast harmlos.«
    Fast harmlos heißt nicht vollkommen ungefährlich, und gerade will ich darauf hinweisen, als ich mir überlege, dass ich vor Hector lieber tapfer erscheinen möchte. » Ich habe mich nur etwas erschreckt«, erwidere ich ruhig. » Bitte, geht weiter.«
    Er dreht sich wieder um, aber vorher sehe ich noch, wie sich seine Lippen zu einem Schmunzeln verziehen. » Seid froh, dass es kein Leisetöter war«, meint er beiläufig und fegt dicke Spinnweben beiseite.
    » Wie bitte?«
    » Das sind viel größere Skorpione. Sehr giftig. Sie leben in der Strauchwüste rund um Basajuan. Es überrascht mich, dass Euch keine begegnet sind, als Ihr die Rebellion anführtet.«
    » Ich wünschte, sie wären mir begegnet. Sie hätten sicher fantastische Waffen abgegeben.«
    » Was?« Er bleibt so plötzlich stehen, dass ich fast gegen ihn geprallt wäre.
    » Einer der Dorfjungen hielt sich Schlangen. Ich befahl ihm, sie in ein Lager der Inviernos zu werfen. Zwar blieb er nicht lange genug in der Nähe, um verlässlich sagen zu können, ob jemand starb, aber er berichtete von sehr viel Geschrei. Skorpione wären noch viel besser gewesen.«
    Er schweigt so lange, dass ich fast zu
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