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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
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ob er sich
unbehaglich fühlte, und Kleopatra entdeckte plötzlich
ihre fürsorgliche Ader und versuchte, ihn aus dem Raum zu
geleiten, doch er bestand darauf, dazubleiben. Schließlich
kehrte der Anführer der Wachen mit der Nachricht zurück,
dass Gupta nirgends zu finden sei und niemand ihn das Haus habe
verlassen sehen. 
    »Ich weiß,
wohin er gegangen ist, und das ist nicht weit von hier«,
teilte ich Caesar mit. »Lasst uns nicht mit einer ganzen
Meute da anrücken. Ich nehme Hermes und Senator Baibus mit und
zwei deiner Liktoren, wenn du gestattest. Wir werden ihn
verhaften.«
    »Dieser Mann ist
eine tödliche Gefahr«, protestierte Kleopatra.
»Und nach allem, was wir wissen, trifft das auf die Frau
ebenfalls zu. Nehmt meine komplette Wachtruppe
mit.«
    »Wir brauchen
keine ausländischen Soldaten«, erklärte Baibus und
nahm einem der Wächter ein Schwert ab. »Sich mit
bewaffneten römischen Männern anzulegen ist etwas
komplett anderes, als es auf arglose Astronomen
abzusehen.«
    »So ist
es«, pflichtete Caesar ihm bei. »Und, Decius Caecilius,
falls dir nichts anderes übrigbleibt, als die beiden zu
töten, trag dafür Sorge, dass du vorher die ganze
Geschichte zu hören bekommst.« 
    Wir brachen auf, und
die Feier ging ohne uns weiter. Draußen holte Baibus einmal
tief frische Luft. »Was für ein Riesenvergnügen,
Decius Caecilius! Ich bin so froh, dass ich dir vor ein paar Tagen
im Ludus über den Weg gelaufen
bin.«      
    Hermes reichte mir
meinen Dolch und meinen Caestus. »Vielleicht wäre es gar
nicht so eine schlechte Idee gewesen, ein paar Wächter
mitzunehmen«, sagte er. »Es macht schließlich
keinen Sinn, irgendein Risiko einzugehen.«
    »Kleopatra
hätte ihnen den Befehl mit auf den Weg geben können,
unsere Verdächtigen zu töten. Ich habe sie noch nicht von
jedem Verdacht freigesprochen. Immerhin war es ihr Hausverwalter, der Domitius
eingestellt hat. Er ist nicht einfach von sich aus hier aufgekreuzt
und hat ans Tor geklopft und gefragt, ob er bei ihr arbeiten
kann.«
    Die beiden Liktoren
folgten uns mit geschulterten Fasces. Wir waren schon eine Weile
marschiert, als mir bewusst wurde, dass wir zu sechst waren anstatt
zu fünft. Ich gab den Befehl, anzuhalten. »Wer bist
du?«, fragte ich die komplett verhüllte
Gestalt.
    Callista nahm ihr Tuch
herunter. »Ich fühle mich so elend, weil ich die Schrift
nicht erkannt habe. Vielleicht kann ich eine Hilfe sein. Und ich
verspüre wirklich das Verlangen, dabei zu sein und zu sehen,
wie all dies endet.«
    »Ich kann keine
Verantwortung für deine Sicherheit übernehmen«,
erklärte ich.
    »Das musst du
auch nicht. Ein Philosoph ist immer selbst für sein Leben und
seinen Tod verantwortlich.«
    »Na gut, dann
komm von mir aus mit«, erwiderte ich, zu müde, um zu
diskutieren. Noch jemand, wegen dem ich mir Sorgen machen musste.
Ich hatte auch sie noch nicht ganz von jedem Verdacht
freigesprochen.
    Es war eine herrliche
Nacht, und oben über der alten Festung zeichnete sich im
Mondschein silhouettenhaft die von dem hohen Mast herabbaumelnde
Fahne ab. Wir verlangsamten unseren Schritt kaum, als wir das Haus
erreichten. Die Tür war verriegelt, aber mit einem einzigen
koordinierten Tritt verwandelten Baibus und Hermes die Tür in
Kleinholz, und wir gingen hinein. Ich wies die Liktoren an, sich an
der Tür zu postieren und niemanden herauszulassen.
    »Gupta!«,
rief ich. »Ashthuva! Begleitet mich zum Praetor!« Keine
Antwort. Wir gingen von Zimmer zu Zimmer und entdeckten die beiden
im hinteren Bereich des Hauses über eine Kiste gebeugt, aus
der sie klirrende Beutel hervorholten. Es schien eine schäbige
Tätigkeit für so ein exotisches Paar, aber ich denke,
einige Dinge sind auf der ganzen Welt gleich.
    »Hiermit
verhafte ich euch«, sagte ich. »Ich lege euch die
Ermordung der Astronomen Demades und Polasser zur Last und
verdächtige euch der Tatbeteiligung an der Ermordung von
Postumius.«
    Gupta lächelte,
und seine Zähne blitzten beängstigend weiß in
seinem dunklen Gesicht. Geschmeidig wie eine Schlange, als
wäre er knochenlos, richtete er sich zu voller
Größe auf.
    »Du verhaftest
mich, Römer?«, fragte er mit seinem eigentümlichen,
singsangartigen Akzent. »Verhaftest du meine Schwester
auch?« Die Frau stand jetzt ebenfalls; ihre Kleidung war ein
wenig in Unordnung geraten. Baibus stieß einen erstickten
Laut aus. Er sah sie zum ersten Mal. Ich hatte selber Mühe,
meine Aufmerksamkeit auf Gupta zu richten. Ich hoffte,
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