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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
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ich gekommen
war, unter ihnen auch Julia und Callista. Sie lachten und
tratschten wie eine Gruppe an dem Eckbrunnen auf dem Forum
herumstehender Hausfrauen aus der Subura. Ich wollte mich gerade zu
ihnen gesellen, als ich zwei auffallend unterschiedliche Gäste
auf mich zuschreiten sah, einer ein Riese, der andere
schmächtig. Es waren Baibus und Asklepiodes, die beide
grinsten wie Honigkuchenpferde und offenbar halb betrunken
waren.
    »Wir haben es
rausgefunden!«, rief Baibus so laut, dass sich alle
Köpfe der auf dem Hof Versammelten zu ihm
umdrehten.
    »Wir wissen
jetzt, wie er es getan hat!«, fiel Asklepiodes mit
ein.
    Dies war das Letzte,
was ich bei dieser Veranstaltung zu hören erwartet hatte, aber
es war nichtsdestotrotz eine erfreuliche Neuigkeit. »Wie
denn?«
    »Du erinnerst
dich doch sicher, dass ich dir gesagt habe, dass ich zu meinen
Hausgöttern beten würde«, entgegnete Baibus.
»Nun, das habe ich jeden Abend getan, und gestern Nacht hatte
ich einen Traum, und in meinem Traum habe ich gesehen, wie Herkules
Hippolyte quer durch eine in Arkadien gelegene Landschaft verfolgt
hat. Für meine Begriffe sah es jedenfalls aus wie Arkadien.
Ich selbst bin noch nie dort gewesen. Als ich aufwachte, wusste
ich, dass dieser Traum etwas mit unserem Problem zu tun haben
musste.« Er redete laut genug, um allgemeine Aufmerksamkeit
zu erregen, und alle möglichen Leute kamen auf uns zu. Ich war
so begierig darauf, zu erfahren, wohin dies alles führte, dass
ich ihn nicht einmal ermahnte, leiser zu reden.
    »Also«,
meldete sich Asklepiodes zu Wort, »kam Senator Baibus heute
zu mir und hat mir von seinem Traum erzählt. Im gleichen
Augenblick wusste ich, dass unser Problem gelöst war.«
Er lächelte mit unerträglicher
Selbstgefälligkeit.
    »Schön!«, sagte
ich, drauf und dran, mir mein lichter werdendes Haar
auszureißen. Selbst Kleopatra gesellte sich zu
uns.
    »Weißt du
noch, warum Herkules hinter Hippolyte hergeschickt wurde?«,
fragte Baibus.
    »Er war nicht
hinter ihr her«, erwiderte ich. »Es war eine seiner
Arbeiten, ihren Gürtel zu beschaffen, also wurde er zu ihr
geschickt, um ihn zu holen. Ich habe dies immer für eine sehr
leicht zu durchschauende Metapher für etwas Unanständiges
gehalten.«
    »Und wie wird
der Gürtel der Hippolyte in der Kunst dargestellt?«,
fragte Asklepiodes. »Als eine Schärpe.«
    »Und was
bedeutet das?«, fragte ich.
    »Lass es mich
dir demonstrieren.« Er sah sich um. »Königin
Kleopatra, kannst du mir mal kurz einen Sklaven ausleihen? Am
liebsten einen jungen Mann. Tolles Fest
übrigens.«
    »Selbstverständlich.«
Sie schnippte mit den Fingern, und ein kräftiger junger Mann
trat neben sie. »Bitte bring ihn nicht um. Er ist ein
hervorragender Leibwächter.« Sie sah mich an.
»Natürlich ist er kein Ersatz für Appolodorus, aber
wer könnte ihn schon ersetzen.« Appolodorus, ihr
Leibwächter seit ihrer Kindheit und der beste
Schwertkämpfer, den ich je kennengelernt hatte, war einige
Jahre zuvor an einem banalen Fieber gestorben.
    »Sieh genau
zu«, forderte Asklepiodes mich auf. »Junger Mann, wende
mir den Rücken zu!« Er zog unter seiner Tunika ein
langes Tuch hervor und hatte es im Handumdrehen um den Hals des
Sklaven geworfen. »Siehst du, wie ich das Tuch an beiden
Enden festhalte und meine Handgelenke gekreuzt habe?« Das
Gesicht des Sklaven verdunkelte sich, und seine Augen traten
hervor. Obwohl Asklepiodes klein war, hatte er, wie ich aus eigener
leidvoller Erfahrung wusste, Hände wie aus Stahl. Er hatte
seine Fähigkeiten, Gewalt auszuüben, mehr als einmal an
mir demonstriert.
    »Und jetzt sieh
genau hin, wie die Knöchel meiner Hände, wenn ich sie auf
diese Weise verdrehe, auf beiden Seiten gegen seine
Wirbelsäule drücken, zwei oben, zwei darunter, genau wie
die Abdrücke, die wir auf den Leichen der ermordeten
Männer gefunden haben.« Er riss seine Hände
ruckartig zusammen, woraufhin die Augen des Sklaven beinahe aus
ihren Höhlen sprangen. »Wenn ich nur ein kleines bisschen mehr Druck
ausüben würde, könnte ich ihm problemlos das Genick
brechen.« Er ließ das eine Ende des Tuchs abrupt los,
und der Sklave fiel keuchend und würgend auf seine Hände
und Knie. Es erhoben sich Laute der Verwunderung und der
Bestürzung. »Das breite Tuch macht den Hals und das
Genick bewegungsunfähig und sorgt durch die Hebelwirkung
dafür, dass man Hände und Arme mit voller Kraft gegen die
Wirbelsäule des Opfers drücken kann; gleichzeitig
hinterlässt es
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