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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
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ist die
verschwiegenste Frau, die je gelebt hat.« Er dachte einen
Moment darüber nach. »Vielleicht ist sie sogar
überhaupt die einzige.«
    Cassius bedachte ihn
mit einem abfälligen Blick. »Du kannst niemandem
irgendwelche Geheimnisse anvertrauen, egal ob Mann oder Frau.«
Brutus starrte einfach nur brütend in seinen Wein.
    Schließlich
gingen wir zurück zu unseren Plätzen. Einige der anderen
Griechen sprachen über hochtrabende Dinge, nicht jedoch die
Barbaren. Römer hören einem ausländischen König
oder einem Gesandten zu, wenn diese über diplomatische
Angelegenheiten reden, doch davon abgesehen bringen wir albernen
Akzenten gegenüber nur wenig Toleranz auf. Griechen sind wir
natürlich gewohnt.
    Als es an der Zeit
war, aufzubrechen, verkündete Callista, dass wir uns nun
gesammelt zu Kleopatras auf der anderen Seite des Flusses gelegenem
Haus begeben könnten, woraufhin sich ein vernehmlicher, in
Wahrheit sogar unverblümter, lauter, kollektiver Seufzer der
Erleichterung erhob. Wir gingen hinaus auf den Hof, und diejenigen,
die eine Sänfte dabeihatten, bestiegen diese. Callista wollte
zu Fuß gehen, aber Julia drängte sie, sich zu uns in
unsere Sänfte zu gesellen. Dies behagte mir nicht nur, weil
ich so Callistas unmittelbare Nähe genießen konnte,
sondern auch, weil wir uns auf diese Weise in einer gewissen
Vertrautheit miteinander unterhalten konnten.
    »Callista«, sagte ich,
»ich bitte dich, diese Entscheidung noch einmal zu
überdenken. Ich habe so ein Gefühl, dass Alexandria sehr
bald ein weitaus gefährlicherer Aufenthaltsort sein wird als
Rom. Wir besitzen ein sehr schönes Anwesen auf dem Land, weit
weg von dem unruhigen Rom. Bitte, bleib doch -« Sie bedeutete
mir mit einer Hand zu schweigen.   
    »Ich gehe nicht
nach Alexandria, weil ich glaube, dort sicher zu sein. Ich sehne
mich nach der ruhigen Atmosphäre des Museions. Ich habe
Studien zu betreiben und Bücher zu schreiben. Ich bilde mir
nicht ein, die reale Welt hinter mir zu lassen.«
    »Warum glaubst
du, dass es in Alexandria gefährlich werden wird?«,
wollte Julia von mir wissen. »Was weißt du, das du mir
verschwiegen hast?«
    »Ich weiß
nichts. Aber wie Callista vorhin sagte, beobachte ich und füge
Fakten und Schlussfolgerungen zusammen. Meine Ahnungen rühren
von Dingen her, die im Laufe meiner derzeitigen Ermittlungen immer
wieder aufgekommen sind, Bemerkungen, die Caesar hat fallenlassen,
und Dingen, von denen ich glaube, dass Caesar sie plant.« Ich
sah Callista an. »Ich glaube, über einige dieser Dinge
hat er mit dir geredet. Und was du von Caesar erfahren hast, hat zu
deinem Entschluss beigetragen, Rom zu verlassen, habe ich
recht?«      
    »Ja«,
bestätigte sie. »Und Caesar ist nicht der Einzige, der
mit mir geredet hat.«
    »Und
warum«, wollte Julia wissen, »vertraut Caesar Callista
Überlegungen und Pläne an, die er sonst niemandem
erzählt?«
    »Weil Callista
verschwiegen ist«, erwiderte ich. »Und sie ist die
Einzige in Rom, die ihm intellektuell gewachsen ist. Vielleicht ist
sie sogar die Einzige auf der ganzen Welt.« Sie bekundete mit
einem angedeuteten Nicken, dass sie mir da zustimmte. »Ein
Mann wie Caesar muss sehr einsam sein. Er hat unzählige
Bedienstete, um ihn herumscharwenzelnde Speichellecker, Geliebte
und sogar ein paar Freunde, aber sehr wenig Ebenbürtige. Es
gibt nur wenige, mit denen er von gleich zu gleich reden kann.
Für wen oder was auch immer er sich selbst halten mag -
letztendlich ist er doch ein Mensch. Er wird dich vermissen,
Callista.«
    »Er wird mich
nicht lange vermissen«, entgegnete sie
rätselhaft.
    Julia verpasste mir
einen kräftigen Rippenstoß. »Was hast du
herausgefunden?«, zischte sie.
    »Ich kann mich
nicht dafür verbürgen, dass es wahr ist, aber der
Volkstribun hat es mir erzählt. Das ist zurzeit Cinna der
Dichter, nicht Cornelius Cinna.«
    »Ich weiß,
wer er ist!«, schrie sie beinahe. »Jetzt erzähl
schon!«
    »Nicht so
laut«, wies ich sie zurecht. »Die Leute draußen
könnten dich hören.« Sie kochte innerlich, hielt
aber den Mund. Mit sehr leiser Stimme berichtete ich ihr von dem
geplanten Gesetz, das es Caesar gestatten würde, so viele
Frauen zu heiraten, wie er wollte, egal welcher Herkunft die Frauen
waren und aus welchem Land sie stammten. Sie erblasste. Callista
verzog keine Miene. Sie wusste es also bereits. Damit hatte ich den
Beweis, dass es wahr war.
    »Aber das ist
ungeheuerlich!«, flüsterte Julia. »Wie kann er
…« Sie
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