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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
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mir. »Es geht
nur um eine unbedeutende Angelegenheit, die den Kalender
betrifft.«
    »Caius
Julius«, entgegnete ich, »bei deiner ersten
Erwähnung der Angelegenheit hast du das Wort
›bedeutsam‹ benutzt. Jetzt redest du von
›unbedeutend‹. Ich erkenne da eine gewisse
sprachliche Unvereinbarkeit.«
    »Damit wollte
ich nur sagen, dass meine Kalenderreform zwar von großer
Tragweite sein wird, deren Auswirkungen bis in alle Zukunft zu spüren
sein werden, aber die Einführung des neuen Kalenders ist eine
bloße Routineangelegenheit.«
    Das hörte sich
schon besser an. Ich ziehe es von Natur aus vor, wenn die Dinge so
einfach sind wie nur irgend möglich. »Worin genau
besteht denn meine Aufgabe?«
    »Sosigenes hat
die Oberaufsicht über das ganze Vorhaben, und du wirst mit ihm
zusammenarbeiten.«
    Sosigenes war
Kleopatras Hofastronom und genoss allgemein den Ruf, der
bedeutendste Sterngucker der ganzen Welt zu sein. Er war Leiter der
Schule der Astronomie des Museions von Alexandria. Mit
»Sosigenes hat die Oberaufsicht« meinte Caesar
vermutlich, dass das Vorhaben von Anfang bis Ende seines sein
würde. Das sollte mir nur recht sein. Ich kannte den kleinen
Griechen seit vielen Jahren, und wir kamen bestens miteinander aus.
Caesar hingegen war ein Mann, mit dem der Umgang immer ziemlich
schwierig war.
    »Ich kenne ihn
gut. Wo finde ich ihn?«
    »Ich habe den
Astronomen im Tempel des Aesculapius Diensträume einrichten
lassen. Ich möchte, dass du dich dorthin begibst. Sosigenes
wird dir das Vorhaben erklären, und dann kannst du selber
entscheiden, ob du Gehilfen benötigst, die dich
unterstützen.«
    »Die mich wobei
unterstützen?«
    Er machte eine
wegwerfende Handbewegung. »Bei dem, was auch immer getan
werden muss.«
    Das klang nicht gut,
aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie die Einführung eines
neuen Kalenders Anlass für größere Schwierigkeiten
sein sollte.
    Nun, ich sollte mir
sehr bald bewusst werden, wie beschränkt mein
Vorstellungsvermögen war.
    Der auf der Tiberinsel
gelegene Tempel des Aesculapius ist einer der ganz besonderen Orte
Roms und das Ziel aller Kranken und Besucher der Stadt. Der Tempel
selbst ist wunderschön, und die Insel ist einzigartig wie ein
Schiff geformt. Ich habe mich schon immer gefragt, wessen Idee das
gewesen sein mochte. Ich traf auf der Insel auf einen Priester und
fragte ihn, wo ich die Astronomen finden könne.
    »Diese
Alexandrier?«, schnaubte er verächtlich. Er trug ein
weißes Gewand und ein silbernes Band um die Schläfen.
»Der Diktator hat ihnen auf der stromabwärts gelegenen
Seite Quartiere zugewiesen.«
    »Du scheinst
ihre Anwesenheit zu missbilligen«, stellte ich
fest.
    »Nicht nur ihre
Anwesenheit - ihr ganzes Vorhaben. Es kann nichts Gutes dabei
herauskommen, unseren überlieferten Kalender zu
verändern. Das ist genau jene Art von Anmaßung, die das
Missfallen der Götter heraufbeschwört. Und es ist eine
Beleidigung unserer Vorfahren, die uns unseren Kalender
hinterlassen haben.«
    »Ich verstehe
auch nicht, was das Ganze soll«, vertraute ich ihm an.
»Aber im Gegensatz zu Caesar bin ich nicht Diktator. Und sich
mit dem Herrn der Welt anzulegen ist nicht nur sinnlos, sondern
auch gefährlich.«
    »Da
dürftest du wohl recht haben«, murmelte er.
    Am stromabwärts
gelegenen Ende der Insel stellte ich fest, dass ein Innenhof, der
einst als Veranstaltungsort für Vorträge genutzt worden
war, in ein kleines Observatorium verwandelt worden war - in eine
Miniaturausgabe jenes riesigen Observatoriums, das ich im Museion
von Alexandria gesehen hatte. Es gab jede Menge jener
geheimnisvollen Instrumente, die zur Ausübung der Kunst der
Astronomie erforderlich waren: lange, keilförmige Steine,
Klötze, aus denen gewundene Stücke
herausgeschnitten worden waren, sowie bronzene Stäbe, und all
diese Instrumente waren über und über mit eingeritzten
und eingravierten kryptischen Symbolen und Justierungsmerkmalen
versehen. Sosigenes hatte einmal versucht, mir all diese
Wunderdinge zu erklären, aber ich hatte schon genug
Schwierigkeiten, auch nur die städtische Sonnenuhr zu
verstehen.
    Die Astronomen waren
auf einem Podium im »Heck« der Insel versammelt, also
jenem Teil, der so beschaffen ist, dass er dem Heck einer Galeere
ähnelt. Ich erkannte Sosigenes sofort, und einer oder zwei der
anderen Astronomen kamen mir auch irgendwie bekannt vor. Nicht alle
trugen die übliche griechische Kleidung. Es gab Perser und
Araber und einen Mann, der ein mit
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