Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Tage lang ist. Es ist immer ein paar Stunden
länger, in etwa einen Vierteltag länger, um genau zu
sein.«
    »Also kann ein
Jahr überhaupt nicht glatt durch eine bestimmte Anzahl von
Tagen geteilt werden?«, fragte ich.
    »Nicht mit
absoluter Präzision. Aber wie auch immer, wir haben einen
Kalender ausgearbeitet, der auf dem Sonnenjahr beruht, wobei wir
die Wintersonnenwende als Anfangs- und Endpunkt festgelegt
haben.«
    »Alle Welt
lässt das Jahr Anfang Januar oder um dieses Datum herum
beginnen«, wandte ich ein.
    »Ja, aber wenn
man von Monaten mit achtundzwanzig Tagen ausgeht und dann auch noch
die Tatsache hinzunimmt, dass jedes Jahr ein paar zusätzliche
Stunden hat, führt eine Aufteilung des Jahres in eine
bestimmte Anzahl von Monaten dazu, dass am Ende immer ein paar Tage
übrigbleiben. Ihr Römer habt dieses Abweichungsproblem
dadurch gelöst, dass eure Priester die Monate mit einer
variierenden Anzahl von Tagen versehen und hin und wieder einfach
einen zusätzlichen Monat eingefügt
haben.«
    »Wir haben dies
immer als ein nützliches politisches Werkzeug
betrachtet«, erklärte ich ihm. »Wenn du mit den
Pontífices auf gutem Fuß stehst, kannst du sie dazu
bringen, deine Amtszeit um ein oder zwei Monate zu
verlängern.«
    »Ja, schön
und gut. Das ist bestimmt vorteilhaft für Politiker und
Feldherren, die Provinzen ausplündern, aber für alle
anderen ist es äußerst lästig.«
    »Du wirst
feststellen, dass sich die Römer der herrschenden Klasse einen
Dreck darum scheren, was andere Leute womöglich als
lästig empfinden.«
    »Dann scheint
Julius Caesar in dieser Hinsicht eine Ausnahme zu sein«,
stellte er trocken fest.
    »Das kann ich
nicht bestreiten. Trotzdem leuchtet mir nicht ein, warum ein neuer
Kalender eine Verbesserung sein soll, wenn sich das Jahr nicht
durch eine glatte Anzahl von Monaten teilen lässt und ein Jahr
sowieso nicht bis auf die letzte Stunde exakt bemessen werden
kann.«
    »Das«,
entgegnete er, »ist ein Problem, bei dem Scharfsinnigkeit und
unkonventionelles Denken gefragt sind. Die Leute waren so auf die
achtundzwanzig Tage dauernde Mondphase fixiert, dass sie immer
darauf bedacht waren, dass jeder Monat gleich viele Tage hat,
obwohl sie wussten, dass dies unmöglich ist. Dabei besteht
dafür bei genauerem Hinsehen gar keine Notwendigkeit. Warum
sollte ein Monat nicht neunundzwanzig Tage haben? Oder
dreißig? Und warum sollten alle Monate genau gleich viele
Tage haben müssen?«
    »Hä?«, fragte ich
verwirrt.
    »Denk doch mal
darüber nach. Warum sollten alle Monate gleich viele Tage
haben müssen?«
    »Weil es
praktisch wäre, nehme ich an.«
    »Genau. Die
Leute hängen an Gewohnheiten, Traditionen und ihrer
Bequemlichkeit. Genau diese Art des Denkens müssen wir
überwinden, wenn wir neuen philosophischen Grund betreten
wollen.« An dieser Stelle bekundeten die versammelten
Astronomen ihre Zustimmung, als wäre Sosigenes ein Anwalt, der
soeben vor Gericht ein schlagendes Argument vorgebracht hatte.
»Was für die alltägliche Praktikabilität und
die Regulierung des öffentlichen Lebens und der Landwirtschaft
am wichtigsten ist, ist, dass jedes Jahr genau am gleichen Tag
beginnt und endet, die gleiche Anzahl von Monaten hat wie jedes
andere Jahr und dass jeder Monat ohne jede Ausnahme am gleichen Tag
beginnt und endet.«
    »Ich denke, das
klingt logisch«, stellte ich fest und versuchte, meinen
Verstand dazu zu bringen, sich auf die Vorstellung eines solchen
Jahres einzulassen. Wie alle anderen war ich es gewohnt, dass die
Monate ein wenig wanderten und dass man nie wusste, wie viele Tage
genau ein Monat haben würde, bis die Pontífices die
Zahl verkündeten.
    »Sehr
logisch«, pflichtete er mir bei. »Aus diesem Grund
haben wir einen Sonnenkalender ausgearbeitet, der auf dieser Idee
beruht. Er besteht aus sieben Monaten mit einunddreißig
Tagen, vier Monaten mit dreißig Tagen und nur einem einzigen
Monat mit achtundzwanzig Tagen.«
    Ich rechnete im Kopf
schnell nach. »Stimmt, das ergibt
dreihundertfünfundsechzig Tage. Aber dann bleibt immer noch
der Vierteltag am Ende eines jeden Jahres
übrig.«
    Sosigenes strahlte
triumphierend. »An dieser Stelle kommt der kurze Monat ins
Spiel. Er ist der einzige Monat, der nicht der Regel unterworfen
ist, nach der jeder Monat in jedem Jahr gleich viele Tage hat. Alle
vier Jahre wird diesem Monat ein zusätzlicher Tag
hinzugefügt, sodass er in diesem Jahr jeweils neunundzwanzig
Tage hat.«
    »Und diese
Struktur wird von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher