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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
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mir
allmählich zu hoch«, teilte ich ihnen mit. »Aber
solange ihr keine römischen Götter beleidigt, werde ich
nicht protestieren.«
    »Wir würden
niemals irgendjemandes Götter beleidigen«, stellte
Demades klar. »Immerhin ist es letztendlich sehr
wahrscheinlich, dass alle Völker die gleiche Gottheit
verehren, eben nur in unterschiedlichen Formen.«
    Um die Wahrheit zu
sagen, bereitete mir diese Art von Unterhaltung immer ein
unbehagliches Gefühl. Das lag nicht so sehr daran, dass es mir
schwergefallen wäre, zuzugeben, wie kindisch einige unserer
Mythen sind. Vielmehr war mein Unbehagen darin begründet, dass
es mir angesichts dessen, wie schwer es schon sein kann, unsere
Mitmenschen zu verstehen, geradezu anmaßend erschien, zu
versuchen, die Natur der Götter ergründen zu wollen. Wir
wissen ja alle, wie zornig die Götter werden können, wenn
die Sterblichen ihnen mit Anmaßung begegnen.
    »Und?«,
fragte ich. »Wann soll der neue Kalender in Kraft
treten?«
    »Am ersten Tag
des Januars. In seiner Eigenschaft als Pontifex maximus wird Caesar
natürlich verkünden, welcher Tag genau das sein
wird.«
    »Wird es sehr
bald sein?«
    »In sieben
Tagen.«
    Ich hätte mich
beinahe an einem Stück Brot verschluckt. »In sieben
Tagen!«, rief ich, als ich wieder sprechen konnte.
»Aber bis zum Januar sind es doch noch drei
Monate!«
    »Nicht mehr.
Sicherlich ist dir nicht entgangen, dass bereits tiefster Winter
herrscht, obwohl der Monat, in dem wir uns befinden, den Namen des
Monats trägt, der normalerweise den Herbst
einläutet.«
    »Tja, der
Kalender ist schändlich aus den Fugen geraten. Aber wie auch
immer, was soll denn mit diesen drei Monaten
passieren?«
    »Sie werden
einfach getilgt«, erwiderte Sosigenes. »Caesar hat sie
abgeschafft. Stattdessen wird das nächste Jahr
vierhundertfünfundvierzig Tage haben und über drei
zusätzliche Monate verfügen, wie Caesar anordnen wird. Es
wird ein einmaliges Jahr sein, und alle folgenden Jahre werden, wie
beschrieben, dreihundertfünfundsechzig Tage
haben.«
    »Das ist in der
Tat einmalig, genau wie du sagst. Und es ist selbstherrlich, selbst
für Caesar«, sinnierte ich. »Mit einer einfachen
Handbewegung drei Monate wegzuwischen. Drei Monate
hinzuzufügen ist etwas anderes, das ist durchaus üblich.
Aber einen Monat zu eliminieren, geschweige denn gleich drei,
scheint mir unnatürlich. Und das Ganze dann auch noch durch
ein extralanges Jahr zu verschlimmern, das nicht nur einen, sondern
gleich drei zusätzliche Monate enthält - tja, das ist
wirklich radikal!« 
    An jenem Nachmittag
verfassten die Astronomen einen kleinen Kalender für mich, und
ich brachte ihn zu den Schildermalern, die alle Neuigkeiten und
staatlichen Proklamationen auf weiß getünchten Tafeln
niederschrieben und diese auf dem Forum aufstellten. Ich wies sie
an, eine sehr große Tafel anzufertigen, zwanzig
Fuß lang und acht Fuß hoch, und auf dieser den
kompletten Kalender niederzuschreiben, auf dem jeder einzelne Tag
angezeigt werden sollte, inklusive der Kaienden, der Iden und der
Nonen eines jeden Monats, die in roter Farbe zu markieren waren.
Das fertige Werk war dazu bestimmt, auf dem Forum auf der Rostra
aufgestellt zu werden, damit das gesamte Volk den neuen Kalender
sehen und verstehen konnte.
    Am nächsten
Morgen begab ich mich in meiner besten Toga und in Begleitung
meines Freigelassenen Hermes und einiger Klienten auf das Forum und
bestieg die Rostra. Es hatte sich bereits eine ansehnliche Menge
versammelt, die den riesigen Kalender begaffte und sich fragte, was
er wohl zu bedeuten hatte. Ich war überaus zufrieden mit dem
Werk und mit mir selbst für meine grandiose Idee, mir ein
solches Instrument ausgedacht zu haben. Die Maler hatten sich
selbst übertroffen und nicht nur die Namen und Tage eines
jeden Monats verzeichnet, sondern auch kleine Bilder
hinzugefügt, auf denen die Arbeiten dargestellt wurden, die
man mit der jeweiligen Jahreszeit verband, um die neue Ordnung
leichter verständlich zu machen. Somit pflügten kleine
gemalte Bauern im Winter, säten im Frühling und ernteten
im Herbst. Andere pflückten Weintrauben oder zerstampften
diese, Soldaten bauten ein Winterlager, mit Getreide beladene
Schiffe stachen in See, und Sklaven feierten anlässlich der
Saturnalien.
    Ich hob eine Hand, um
für Ruhe zu sorgen, und als alle schwiegen, richtete ich das
Wort an die Bürgerschaft.
    »Römer!
Euer Pontifex maximus, Caius Julius Caesar, hat die Freude, euch
ein Geschenk
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