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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers
Autoren: Robert Asprin
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veranstalteten, und keinen prallen Beutel dafür, aber Chenaya wollte verdammt sein, wenn sie ihre Fähigkeiten nicht weiter ausbildete.
    Daphne stand aufmerksam neben Dayrne vor einem Gewichtegestell. Sie war ähnlich wie Chenaya gekleidet, doch ohne den Ledergürtel. Der stand nur dem Sieger eines Todeskampfes in einer Arena zu. Daphne hatte nie gekämpft. Doch wenn Chenaya an die Kratzwunden und Blutergüsse an den Beinen der jungen Frau dachte, würde sie wohl nicht sehr lange brauchen, bis auch sie das Band eines Kriegers trug. Daphne achtete genau auf Dayrnes Anweisungen, als er eine bestimmte Bewegung erklärte, und als er sie dazu aufforderte, nahm sie die schwere Hantel ohne zu klagen. Ihr Gesicht verzog sich zur Grimasse, als sie sich damit plagte, doch sie führte die Bewegung tadellos aus.
    »Seid Ihr sicher, daß es wirklich das ist, was Ihr wollt?« fragte Chenaya sie und blieben neben ihnen stehen. »Jeden Tag bei Morgengrauen aufstehen und trainieren, bis jeder Zoll Eures Körpers schmerzt, Ihr Euch Verletzungen und Blutergüsse an Stellen zuzieht, an denen Ihr nicht damit gerechnet hattet. Das ist kein Leben für eine rankanische Dame.«
    Daphne führte noch eine Bewegung perfekt aus, dann legte sie die Hantel in das Gestell zurück. Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte sie Chenayas Blick. Die Sonne spiegelte sich in ihren dunklen Augen, schimmerte auf dem dichten schwarzen Haar. Sie deutete auf die Flecken auf ihren Beinen. »Es gibt keine Stelle, an der ich nicht bereits verletzt wurde oder einen Bluterguß hatte.« Sie trat an ein anderes Gestell und langte nach einem alten Schwert. Der Griff war zu groß für ihre Hand und die Klinge zu lang, doch das störte Daphne nicht.
    »Auch Ihr seid eine Lady, Chenaya«, das klang fast anklagend, »trotzdem habt Ihr gut ein halbes Dutzend Männer niedergemacht, um mich aus dieser Hölle auf der Geierinsel zu holen, und weitere sechs am Kai, ehe wir ablegen konnten. Obendrein habt Ihr uns auch noch vor diesen Banditen gestern Nacht gerettet. Da fragt Ihr, ob ich das will?« Sie hob das Schwert zwischen ihnen und drehte es so, daß der Sonnenschein auf der scharfen Schneide blitzte. »Kusine, was ich hier in der Hand halte ist Freiheit! Damit kann ich überallhin gehen und tun, was ich will! Kein Mann wagt es, Euch zu berühren, wenn Ihr es nicht möchtet. Niemand kommandiert Euch herum. Ihr habt vor nichts Angst. Nun, ich will diese gleiche Freiheit, Chenaya. Ich will sie, und ich werde sie bekommen!«
    Chenaya musterte Daphne abschätzend. Sie fragte sich, welche Tür sie damit für die Jüngere öffnete. Daphne war zwar nur ein paar Jahre jünger als sie, aber weitaus weniger erfahren. Trotzdem, in Daphnes Augen funkelte ein Feuer, das sie dort noch nicht gesehen hatte.
    »Nun gut, dann bilde ich Euch aus, wie ich es mit jedem Sklaven oder Dieb täte, den sie in die Arena schickten. Wenn Ihr Euch auf diesem Übungsplatz in dieser Kleidung befindet, seid Ihr nicht mehr als der geringste meiner Leute. Ihr habt genau das zu tun, was Dayrne oder ich anordnen. Macht Ihr es nicht, wird man Euch schlagen, bis Ihr es tut. Es wird Euch brechen oder stärker machen. Ich wünsche Euch letzteres. Wenn Ihr damit einverstanden seid, sollt Ihr jeden Trick lernen, den ein Gladiator sich nur wünschen kann, und Ihr werdet die besten Ausbilder haben.« Chenaya schritt um ihre neue Schülerin herum. »Ob Euch das frei macht oder nicht ...« Sie blieb vor Daphne stehen und zuckte die Schultern. Es gab so viele Arten von Freiheit und so viele Arten von Angst. Doch Daphne würde das selbst erkennen müssen. »Nun müßt Ihr mit Euren Worten sagen, daß Ihr mit diesen Bedingungen einverstanden seid. Schwört es bei Vater Savankala im Strahlenkranz.«
    Daphne drückte das Schwert an die Brust. Die Sonne, die sich auf der Klinge spiegelte, warf einen bernsteinfarbenen Schimmer über ihre Züge, als sie schwor. »Bei Savankala«, sagte sie inbrünstig. »Aber ich werde mich von Euch nicht unterkriegen lassen, Chenaya. Von niemandem! Ich werde doppelt so hart üben wie Euer bester Mann.«
    Chenaya verbarg ein wissendes Lächeln. Es war leicht, so etwas jetzt zu sagen. Doch wenn ihre Muskeln nur noch aus Schmerz bestanden, wenn die Übungsgeräte sie zu Boden schmetterten, nach dem ersten gebrochenen Knochen oder dem ersten Stück Stahl im Fleisch — würde sie da auch noch so eifrig sein?
    »Dann achtet auf Dayrnes Anweisungen. Er wird für Euren täglichen Übungsplan
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