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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers
Autoren: Robert Asprin
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als ich durch Azehur kam. Das liegt auf der anderen Seite der Grauen Wüste.«
    Sie erzählte ihm von der Schenke, in der sie Rast gemacht hatte. Es fand dort gerade ein Würfelspiel mit sehr hohem Einsatz statt. Ausnahmsweise spielte sie nicht mit, sondern sah nur interessiert zu, als ein Spieler einen Ring aus seinem Gürtelbeutel kramte.
    »Es war ein Kaiserlicher Siegelring«, sagte sie und deutete auf den Ring, den sie trug, »genau wie die, die du, ich und Molin und Kadakithis und alle der Kaiserlichen Familie besitzen. Er war echt.«
    Sie hatte gewartet, bis der Spieler auch ihn verloren hatte, dann war sie ihm aus der Schenke gefolgt. Unnötig, ihren Vater mit den Einzelheiten zu langweilen, wie sie den Mann in eine Gasse gelockt oder wie sie ihn zum Reden gebracht hatte. Lowan hätte es nicht gebilligt.
    Chenaya leerte den Becher und streckte ihn zum Nachfüllen aus. Lowan stand auf, holte die Flasche vom Kaminsims und schenkte ihr nach. »Der Hundesohn war ein Söldner und hatte vor einem Jahr mitgeholfen, eine Karawane von Freistatt nach Ranke in der Grauen Wüste zu überfallen und völlig zu vernichten.«
    »Daphne und die Konkubinen des Prinzen«, stellte Lowan fest, als er auch seinen Becher wieder füllte.
    Chenaya nickte. »Sie hatten den Auftrag, die Frauen zu töten. Doch sie fanden, daß sie mehr davon hatten, wenn sie sie außerhalb des Reiches verkauften.«
    Lowan drehte sich so hastig um, daß der Rotwein auf seinen Ärmel schwappte. »Verkauften ...?«
    Sie verstand den Grimm, den sie in seiner Miene las. Sie teilte ihn voll und ganz. Daphne war zwar immer eine Quenglerin und Nörglerin gewesen, doch ein solches Geschick hatte sie trotzdem nicht verdient.
    »Diese Männer waren gedungen gewesen«, fuhr Chenaya fort, »von jemandem aus Freistatt.«
    Lowan lehnte sich an den Kaminsims und kaute an einer Lippe.
    Abwesend drehte er den Becher in den Händen. »Konntest du erfahren,
    von wem?«
    »Ich glaube nicht, daß der Mann es wußte«, antwortete sie finster. »Wenn doch, zog er es vor, sein Geheimnis mit in den Tod zu nehmen.«
    Wieder trank sie und fuhr sich mit der Zunge über die Mundwinkel.
    »Aber er verriet mir, wohin die Frauen verkauft wurden. Deshalb habe ich mich so verspätet, Vater. Ich machte einen Umweg über die Geierinsel.«
    Lowan schloß die Augen und murmelte eine Verwünschung.
    »Ich kann sehr gut auf mich aufpassen!« fauchte sie, ehe er etwas sagen konnte. Sie brauchte seine Lektion nicht, sie wußte selbst, wie verrufen die Geierinsel war; mehr noch, sie konnte aus Erfahrung mitreden, hatte selbst mit diesem Abschaum zu tun gehabt, der dort hauste. »Ich mietete ein Boot, das Reyk und mich übersetzen sollte. Jedem, der mich fragte, antwortete ich, daß ich vor Therons Säuberungsaktionen geflohen war. Das glaubte jeder. Und nach ein paar Auseinandersetzungen ließen uns die Halunken in Ruhe.« Sie zwinkerte. »Du weißt ja, wie gefährlich dieser Falke aussieht.«
    Nach einem weiteren Schluck fuhr sie fort. »Ich brauchte Tage, bis ich sie fand. Sie war eine Attraktion in einem besonders üblen Bordell, in dem Kunden mit ... nun, sagen wir, ausgefallenen Wünschen verkehrten.« Sie machte eine Pause und lächelte bei dieser Erinnerung sehr boshaft. »Es würde Tempus Thaies gefallen.« Dann schüttelte sie den Kopf, und ihr Lächeln schwand. Sie fragte sich, was aus diesem Schlächter geworden war. Sie blickte zu ihrem Vater auf und gab ihm den leeren Becher, damit er ihn auf den Kaminsims stellte. »Ich bin sicher, du kennst Männer, die ihre Lust nur durch abscheulichste Vergewaltigung befriedigen können. Nun, der Wirt schickte solche Kunden zu Daphne.« Chenaya schlang die Arme fest um sich. Trotz der Wärme im Gemach ließen die Erinnerungen an die Geierinsel sie frösteln. »Sie hielten sie in einer Kammer eingesperrt. Vater, sie hatte Blutergüsse und Kratzwunden am ganzen Körper — sie sind jetzt noch nicht alle verheilt. Jedesmal wehrte sie sich mit Zähnen und Nägeln. Doch das einzige, was ihr das einbrachte, war ein Ruf als Wildkatze und noch mehr Kunden, die sie zähmen wollten.« Sie schauderte.
    Lowan Vigeles füllte ihren Becher ein drittes Mal. Dann erkundigte er sich betont ruhig. »Hast du diesen Wirt getötet?«
    »Ich kam nicht dazu.« Sie nahm noch einen Schluck, dann stellte sie den Becher endgültig zur Seite. Sie war nicht gekommen, um sich mit ihrem Vater zu betrinken, und sie mußte so allerlei erledigen, sobald es wieder hell war. Dazu
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