Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Enas Yorl
Gehaltene Versprechen
    Robin W. Bailey
    Ein Pferd galoppierte wie von der Tarantel gestochen den Statthalterweg entlang, unbekümmert um den kalten, nieselnden Nebel, der die Pflastersteine trügerisch glatt machte. Sein Atem dampfte in weißen Wölkchen. Die Biegung zur Tempelallee nahm es mit einer solchen Schnelligkeit, daß es beinah seine beiden vermummten Reiter abgeworfen hätte.
    Von den im Schatten liegenden Stufen des Iistempels sprang eine kleine, drahtige Gestalt auf die Straße. Stahl blitzte in ihrer Faust. Mit einem wilden Schrei schwang sie die Arme hoch. Das Pferd wieherte in Panik, bäumte sich auf und hielt mit schleifenden Hufen an.
    Der Reiter im Sattel fluchte, hieb mit dem Schwert hinab und machte dem Angreifer ein rasches Ende.
    »Da kommen noch mehr! Sie sind flink!« warnte der hintere Reiter und schlang die Arme noch fester um den vorderen im Sattel. »Weiter! Verdammt!«
    Wieder raste das Pferd dahin, vorbei am Park mit dem ungewöhnlichen Namen >Himmlisches Versprechen<, wo sich halbverhungerte Frauen für den Preis eines kargen Mahles verkauften. Das Tier bog rechts ein und galoppierte eine Straße zwischen zwei dunklen, gewaltigen Bauwerken hinunter auf ein schweres eisernes Tor zu.
    Der vordere Reiter riß an den Zügeln, schwang ein Bein über den Kopf des Pferdes und sprang auf den Boden. Der zweite Reiter rutschte über die schweißigen Hinterbacken und landete unsanft auf dem Pflaster.
    Eine Kapuze wurde zurückgestreift, ein Schwertknauf hämmerte gegen die unnachgiebige Barriere. Eine Stimme rief verzweifelt und verärgert: »Vater! Mach auf! Dayrne — irgend jemand — wacht auf!«
    »Chenaya!« Der zweite Reiter erhob sich, nahm geduckt Kampfhaltung an und zog einen kleinen Dolch.
    Vier Männer rannten mit gezückten Waffen die Straße herbei. Während sie näher kamen, lösten sich drei weitere aus den Schatten und schlossen sich ihnen an. Chenaya wirbelte fluchend herum, um sich ihnen zu stellen. Nur die Götter wußten, was sie wollten! Für einen gewöhnlichen Straßenraub war ihr Einsatz zu groß. Vielleicht trieb sie die Rache für die zwei sie, die sie bereits getötet hatte.
    »Rasch, hinter mich!« Sie zog ihre Begleiterin am Arm. Dann legte sie zwei Finger an die Lippen, pfiff schrill und rief: »Reyk!«
    Der erste Verfolger stieß einen Schreckensschrei aus, dann einen gurgelnden Schmerzensschrei. Er ließ das Schwert fallen, ging in die Knie und schlug nach seinem Gesicht. Doch er war viel zu langsam. Reyk, der Falke, stieg bereits wieder in die Lüfte und ließ den Mann mit blutigen Augen zurück. Dann kreiste er kurz und ließ sich auf dem Arm seiner Herrin nieder. Aufs neue schickte sie ihn hoch.
    »Kann dich nicht tragen und gleichzeitig kämpfen«, wisperte sie angespannt. Ohne sich umzudrehen, hämmerte sie wieder mit dem Knauf gegen das Tor. »Vater!«
    Ein Kamerad blieb bei dem Gefallenen stehen, um ihm zu helfen. Die anderen liefen weiter. Sie konnte weder ihre Züge noch die Kleidung erkennen, aber sie spürte ihren Haß.
    Ihre Begleiterin schlug mit dem Dolch ans Tor. »Aufmachen! Laßt Eure Tochter ein!«
    Chenaya riß ihren Umhang herunter und zog ein zweites Schwert. Mit den beiden Klingen trat sie vor, um den Angreifern die Stirn zu bieten. »Na gut, ihr elendes Pack!« Sie wirbelte die Waffen in blitzenden Doppelkreisen. »Ich weiß nicht, was ihr wollt, aber ich mache euer Spiel mit. Versucht nur, mich zu unterhalten, ihr Hurensöhne!«
    Ehe es zum Kampf kam, wurden beide Flügel des Tores aufgerissen. Sechs Riesen, die zum Teil noch dabei waren, sich zu rüsten, stürmten mit blitzenden Klingen auf die Straße. Chenayas Verfolger verhielten mitten im Schritt, dann machten sie hastig kehrt und zerrten ihren geblendeten Freund mit sich. Rasch hatte die Dunkelheit sie verschlungen.
    Chenaya wirbelte zum größten der Riesen herum. »Dayrne, was zur Hölle geht hier vor? Wir sind noch kaum richtig in Freistatt zurück und werden schon zweimal angegriffen! Irgendeine Gruppe versuchte uns auf dem Karawanenplatz zu überfallen, unmittelbar an der Einmündung der Straße der Generäle. Dann griffen diese Kerle hier an, als wir durch den Gouverneursweg kamen. Offenbar sind nur noch Wahnsinnige auf den Straßen!«
    Dayrnes Blick ruhte ein wenig länger auf ihrem Gesicht, als es sich geziemte, dann stieß er einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Politik später, Herrin«, sagte er schließlich und drängte Chenaya mit ihrer Begleiterin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher