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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers
Autoren: Robert Asprin
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wieder zu sich gefunden hat.«
    »Beim Strahlenden Licht!« rief Chenaya und drückte melodramatisch eine Hand auf die Brust. »Sie muß Dayrne verrückt machen mit der Haushaltsführung!«
    »Durchaus nicht, Herrin«, versicherte ihr Dayrne, der am Fuß der Treppe stehen geblieben war.
    »Sie hat sich als beachtliche Hilfe erwiesen«, betonte Lowan Vigeles. »Sie kümmert sich um die Instandsetzung.« Er legte eine Hand auf die Schulter seiner Tochter und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken. »Du mußt nett zu ihr sein. Was immer du auch von Molin hältst, Rosanda ist eine Lady und Gast in unserem Haus. Sie mag zwar den Kopf in die Wolken stecken, aber ihr Herz ist voller Liebe.« Plötzlich lächelte er und strich durch Chenayas blonde Locken. »Und sie hält sehr viel von dir. Sie findet, daß du die einzige wahre Rankanerin bist, die der Stadt noch geblieben ist — außer ihr, natürlich.« Er nahm ihre Hand. »Und jetzt setzen wir uns ans Feuer in meinem Gemach, und du erzählst mir von deiner Reise.
    Chenaya zögerte. »Ich fürchte, wir werden noch mehr Gesellschaft haben als Rosanda.« Sie deutete auf ihre Begleiterin, die geduldig wartend am Eingang stehengeblieben war. »Auch ich habe jemanden mitgebracht.«
    Immer noch mit dem blanken Dolch in der Hand schlug ihre Begleiterin die vermummende Kapuze zurück und blickte finster zu ihren Gastgebern hoch. Ungebändigte schwarze Locken fielen ins Gesicht und verbargen klassische Züge, die erst in letzter Zeit hart und schmal geworden waren.
    Lowan Virgeles erbleichte. Dann verbeugte er sich achtungsvoll vor der kleinen, schweigsamen Frau. »Bitte kommt doch herauf!« forderte er sie auf und streckte ihr die Hand entgegen.
    Doch Chenaya sagte: »Noch nicht, Vater. Sie ist müde und braucht ein Bad. Dayrne wird das Gemach neben meinem für sie richten.« Sie blickte auf die kleinere Frau hinunter und verständigte sich stumm mit ihr. »Morgen wird sie ein neues Leben beginnen.«
    Dayrne nahm den Ellbogen der Frau, um sie die Treppe zu ihrem Gemach hochzuführen. Flink wie eine Viper schlug sie seine Hand zur Seite, wirbelte herum und spuckte ihn an.
    Der Dolch blitzte.
    »Daphne!« Chenayas scharfer Ruf genügte. Die winzige Waffe verharrte mitten im Stoß. Chenaya und Dayrne wechselten rasche Blicke. Natürlich wäre er nie wirklich in Gefahr gewesen. Der Riese war einer der besten Gladiatoren der rankanischen Schule und hätte solch einen schwächlichen Angriff mühelos abwehren können. Aber es wäre auch niemandem gedient gewesen, wenn er Daphnes schmales Handgelenk gebrochen hätte.
    »Er rührt mich nicht an!« schrie Daphne. »Kein Mann wird mich je wieder anrühren!« Dann richtete sie sich stolz auf. Boshaft verzog sie die Lippen. »Außer ich will es!« Betont zog sie die Dolchschneide über ihren Daumen, dann stieg sie, ohne einen weiteren Blick auf Dayrne, die Treppe hoch, vorbei an Lowan Vigeles, und ging in die Richtung, in der Rosanda verschwunden war. Dayrne folgte ihr in angemessenem Abstand.
    »Sie ist halb wahnsinnig«, sagte Chenaya leise und schüttelte den Kopf.
    Lowan Vigeles zog eine Braue hoch. »Halb?«
    Eine Stunde später begrüßte Lowan seine Tochter erneut mit einer herzlichen Umarmung und einem Becher herdwarmem Wein. Sie war für beides dankbar, nahm einen Schluck und setzte sich in einen der schweren Holzsessel neben dem Kamin. Sie hatte rasch gebadet und war in ein Gewand aus weichem blauem Linnen geschlüpft. Einer ihrer Leute war bereits dabei, ihre lederne Reisekleidung zu beseitigen, die sie monatelang kaum vom Leib bekommen hatte.
    »Ich bemühte mich ehrlich, mein Versprechen zu halten, Vater.« Sie stellte den Becher auf die Armlehne und räkelte sich müde. »Ich versuchte zurückzukommen.« Sie blickte ins Feuer, und die tanzenden Flammen entspannten sie ein wenig. Sie trank einen weiteren Schluck und spürte, wie wohlige Wärme durch ihre Glieder zog.
    »Ist schon gut, Kind«, sagte Lowan beruhigend. »Solange es dir nur gutgeht. Ich mache mir immer zuviel Sorgen.« Er nippte an seinem Kelch und blickte sie an. »Wo hast du Daphne gefunden? Bist du auf sonst noch jemanden gestoßen?«
    Chenaya schüttelte den Kopf. Erinnerungen an ihre Reise überwältigten sie. »Nein, auf niemanden sonst«, antwortete sie schließlich. »Entweder ist der Rest der Kaiserlichen Familie nicht mehr am Leben, oder sie haben sich aus Angst vor Theron zu gut versteckt.« Sie blickte ihren Vater an. »Ich war bereits auf dem Heimweg,
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